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Der Fluch der Sphinx

Titel: Der Fluch der Sphinx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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im Haus, und pures Entsetzen begann ihre Betäubung abzulösen. Sie wußte, daß sie es war, nach der Yvon suchte.
    Er handelte in Verzweiflung.
    Die Hintertür des Hauses schwang auf. Sie hielt den Atem an, als eine lautlose Gestalt in ihr Blickfeld geriet. Es war Raoul. Sie beobachtete, wie er sich über Achmed beugte und dann in der Gasse verschwand. Erica wartete noch etwa fünf Minuten lang; schließlich stieß sie sich vom Stall ab, schwankte zurück durchs dunkle Haus und verließ es durch die Vordertür. Der Lärm der Schüsse entfernte sich.
    Sie überquerte die Straße und rannte durch eine enge Gasse. Sie lief durch einen Hinterhof, durch noch einen,ohne sich darum zu kümmern, daß aufgrund ihres lauten Verhaltens in den benachbarten Häusern etliche Lichter aufleuchteten. Sie warf Müllkübel um, polterte gegen einen Hühnerstall und durchquerte laut platschend eine offene Abflußrinne. Aus der Ferne vernahm sie weitere Schüsse und hörte jemanden brüllen. Sie hetzte dahin, bis sie glaubte, zusammenbrechen zu müssen. Aber erst, als sie ans Ufer des Nils stolperte, erlaubte sie sich eine Verschnaufpause. Sie versuchte, einen klaren Gedanken zu fassen. Wohin sollte sie sich wenden? Man konnte niemandem trauen. Da Mohammed Abdulal Leiter der Wache in der Nekropolis war, fürchtete sie sogar die Polizei.
    In diesem Moment entsann sich Erica jener Wohnhäuser hoher Regierungsbeamter, die am Nil standen und von nachlässigen Soldaten bewacht wurden. Mit letzter Kraft raffte sich sich auf und wandte sich südwärts. Sie blieb in den Schatten am Straßenrand, bis sie die entsprechenden Grundstücke erreichte. Dort betrat sie wie ein willenloser Automat die beleuchtete Straße und stolperte auf die vordere Mauer des ersten Hauses zu. Die Soldaten waren noch da und unterhielten sich laut von Gartentor zu Gartentor. Sie drehten sich um und schauten Erica entgegen, die direkt auf einen Soldaten zuging. Er war jung und trug eine weite braune Uniform und blitzblanke Stiefel. An der Schulter hing eine Maschinenpistole. Er schwang die Waffe herum, und als Erica fast vor ihm war, wollte er sie anrufen.
    Erica verspürte nicht die geringste Lust, sich anhalten zu lassen, und schritt an dem verdutzten jungen Mann vorbei direkt auf das Grundstück des Hauses. »O af andak«, rief der Soldat und folgte ihr.
    Erica blieb stehen. Sie holte tief Luft und schrie aus vollem Halse »Hilfe!«, so laut sie nur konnte, und das tatsie so lange, bis im Haus ein Licht aufflammte. Etwas später kam aus der Haustür eine Gestalt im Nachthemd – kahlköpfig, rundlich und ohne Schuhe.
    »Sprechen Sie englisch?« erkundigte Erica sich atemlos.
    »Natürlich«, sagte der Mann überrascht und leicht gereizt.
    »Sind Sie für die Regierung tätig?«
    »Ja. Ich bin stellvertretender Verteidigungsminister.«
    »Haben Sie irgendwas mit Antiquitäten zu tun?«
    »Nichts.«
    »Ausgezeichnet«, sagte Erica. »Ich muß Ihnen eine ganz unglaubliche Geschichte erzählen …«

 
Boston
     
    Die TWA 747 legte sich sanft in die Kurve und steuerte gravitätisch den Logan Airport an. Die Nase ans Flugzeugfenster gepreßt, blickte Erica aus der Vogelperspektive über das spätherbstliche Boston. Ihr gefiel dieser Anblick. Die Heimkehr erfüllte sie mit aufrichtiger und freudiger Erregung.
    Das Fahrwerk der großen Düsenmaschine setzte auf, und ein schwaches Beben durchlief den Flugzeugkörper. Ein paar Passagiere klatschten gutgelaunt, heilfroh darüber, daß der lange Flug über den Atlantik endlich ein Ende fand. Während die Maschine zu den Abfertigungsgebäuden der internationalen Fluglinien rollte, schwelgte Erica noch einmal in Erinnerung ihrer Erlebnisse in Ägypten. Sie war jetzt ein anderer Mensch als vorher; nach den gemachten Erfahrungen glaubte sie, den Übergang von der akademischen in die reale Welt geschafft zuhaben. Und da die ägyptische Regierung ihr das Angebot unterbreitet hatte, bei der Erschließung der Gruft Sethos’ I. maßgeblich mitzuarbeiten, konnte sie einer vielversprechenden Laufbahn entgegensehen.
    Ein letzter Ruck fuhr durch die Maschine, als sie am Laufgang hielt. Die Düsen verstummten, und die Passagiere begannen die Gepäcknetze auszuräumen. Erica blieb auf ihrem Platz sitzen und betrachtete die dahinziehenden Wolken über New England. Sie erinnerten sie an Leutnant Iskanders makellos weiße Uniform, die er auch bei ihrem Abschied in Kairo getragen hatte; er hatte ihr noch schnell das Ergebnis jener schicksalhaften

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