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Der Fluch der Totenleserin totenleserin4

Der Fluch der Totenleserin totenleserin4

Titel: Der Fluch der Totenleserin totenleserin4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: franklin
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einen
Araber?
«
    Der König ließ erneut die Zähne blitzen. »Daran hat er zu beißen gehabt, doch ich habe ihm gesagt: ›Wartet, bis Ihr nach Sizilien kommt! Da sitzt Ihr mit Juden, Sarazenen und anderen Ungläubigen an einem Tisch, und es sind alles Regierungsbeamte. Gewöhnt Euch daran!‹, habe ich ihm gesagt.«
    Ah, damit hatte sie eine Schwachstelle in seinem Plan entdeckt. »Was Ihr übersehen habt, Henry«, sagte sie, »ist, dass mich die Leute für Mansurs Geliebte halten werden, und der Bischof von Winchester wird keine unmoralischen, losen Frauen an die Prinzessin heranlassen wollen.«
    »Doch, doch, das wird er. Ich habe ihn ihrer Tugend versichert …« Henry machte eine Pause. »Soweit es sie gibt. Ich habe ihm erklärt, dass Mansur ein Eunuch mit einer äußerst ehrbaren weiblichen Assistentin ist, die für ihn übersetzt. Unser Bischof weiß zwar nur allzu gut, dass Mansur ein besseres Englisch spricht als er selbst, trotzdem hat der arme alte Kerl mit keiner Wimper gezuckt, schließlich bleibt es Eunuchen versagt, lose Frauen zu befriedigen, und auch ehrbare.«
    »Was nicht ganz richtig ist«, sagte Adelia.
    Der König beachtete den Einwand nicht weiter. Sie bekam einen Stoß in die Rippen. »Ich gebe ihr und Mansur eine hübsche fette Geldbörse mit, damit es sich lohnt.«
    Das war neu. Für gewöhnlich drehte Henry jede Münze zweimal um.
    Als sie nicht darauf antwortete, sagte er: »Ich habe an alles gedacht, oder?«
    »Was meine Tochter betrifft …«
    Offenbar hörte er sie nicht. »Im Übrigen gibt es noch etwas, worauf sie ein Auge haben soll. Sie erinnert sich an ein gewisses Schwert, das sie vor zwei Jahren in einer Höhle auf dem Glastonbury Tor gefunden und mir übergeben hat?«
    »Excalibur?«
    »Großer Gott, Frau! Will sie wohl leise sprechen!« Der König sah sich um, aber die beiden waren außer Hörweite der anderen.
    »Excalibur?«, wiederholte Adelia jetzt leiser.
    »Ja, richtig. Das Ding ist ein verdammtes Ärgernis. Ich hätte es niemals ausstellen dürfen. Jetzt will es der neue Abt von Glastonbury zurück, Canterbury stellt Besitzansprüche, und auch die Waliser wollten nicht davon ablassen. Selbst das Heilige Römische Reich behauptet, ein Recht darauf zu haben, der Himmel weiß, warum. Und der Papst will, dass ich auf einen Kreuzzug gehe, als müsste ich mit dem Ding nur genug in der Luft herumwedeln, und die verdammten Ungläubigen gehen auf die Knie und tun Abbitte.«
    Adelia fühlte sich entwaffnet. Der König brachte sie jedesmal neu zum Lachen und erwarb sich ihre Bewunderung. Nur dieser Plantagenet vermochte das berühmteste Schwert der Christenheit »ein verdammtes Ärgernis« zu nennen.
    Bis jetzt hatte er den päpstlichen Versuchen widerstanden, ihn zusammen mit anderen Herrschern ins Heilige Land zu schicken. Er habe genug damit zu tun, entschuldigte er sich, ein Reich zusammenzuhalten, zu dem nicht nur England gehöre, sondern dass bis hinunter zu den Pyrenäen reiche.
    Vor langer Zeit einmal hatte er es ihr gegenüber deutlicher ausgedrückt: »Zieh ins Heilige Land, und irgendein hergelaufener Dreckskerl klaut dir hinter deinem Rücken den Thron.«
    Adelias Bekanntschaft mit Excalibur war auch nicht gerade angenehm gewesen. Ohne zu wissen, dass das Skelett, dass sie in dem kleinen Grab tief zwischen den Felsen von Glastonbury Tor gefunden hatte, das von König Artus war – das stellte sich erst später zweifelsfrei heraus – und auch nicht, dass das Schwert daneben ihm gehörte, hatte sie die schmutzige, verkrustete, immer noch scharfe Waffe in der Hand gehalten, als sie angegriffen wurde.
    Sie hatte sie erhoben, um sich zu verteidigen, fast hatte es den Anschein gehabt, als spränge das Schwert aus eigener Kraft empor, und Wolf, der sie vergewaltigen und töten wollte, spießte sich darauf auf.
    Am Ende hatte sie Artus’ Knochen ihren Frieden gelassen, aber Excalibur übergab sie dem König. Henry, so viele Fehler er haben mochte, brachte ein Stück Aufklärung in sein kleines englisches Reich (das neben Sizilien zu ihrer Heimat geworden war), wie es das sonst kaum irgendwo gab. Der Mord an Thomas Becket, offenbar auf Betreiben des Königs, hatte einen Schatten auf die Herrschaft der Plantagenets geworfen, aber nicht nur Adelia war der Meinung, dass der unnachgiebige Erzbischof das Märtyrertum gleichsam gesucht hatte, indem er sich jeder vernünftigen Reform Henrys entgegenstellte, die dieser zum Wohle seines Volkes einzuführen versuchte. Wenn jemand

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