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Der Fluch der Totenleserin totenleserin4

Der Fluch der Totenleserin totenleserin4

Titel: Der Fluch der Totenleserin totenleserin4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: franklin
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kleine Gestalt, die sich von den anderen abgesetzt hatte. »Ist sie das? Stell sie mich ihr vor!«
    Allie war zu einem kleinen Weiher gelaufen, kniete sich hinein und studierte etwas auf dem Schilf, das dort wuchs, während Eustace, der Hund, wild im Wasser herumtobte.
    »Das ist aber ein hübscher Schmetterling«, sagte Henry. Eleonor mochte ja gut mit Mädchen zurechtkommen, er ganz sicher nicht.
    Ohne aufzusehen, brachte Allie ihn zum Schweigen. »Das ist kein Schmetterling, sondern eine Kleinlibelle«, sagte sie, »ein Blauflügel, der eine Zwergzikade verspeist.«
    Oje. Adelia hob ihr tropfendes Kind hoch und dachte trotzig: Nun, wie viele kleine Mädchen können schon Insekten identifizieren?
    Und hörte Emmas Antwort:
Wie viele würden es wollen?
     
    Es hieß, dass die Riesen, die Stonehenge erbaut hatten, auch die Schöpfer des großen runden Erdhügels waren, auf dem Sarum stand. Wenn es so war, hatten sie gleichzeitig wohl auch den Fluss Avon in dieses Panorama gezwungen, das sich über Meilen in alle Himmelsrichtungen dehnte. Kein Feind konnte sich Sarum nähern, ohne schon von Weitem gesehen zu werden.
    Die steil ansteigende Straße führte zwischen hohen, in Stufen angeordneten Wällen aus einer Welt des Grases in eine Welt des Steines, und auch die Luft änderte sich. Hatten die Schleier der Frauen unten am Fuß der Erhebung noch ruhig heruntergehangen, so flatterten sie weiter oben in einer frischen Brise. In Sarum war es immer windig.
    Obwohl die Kathedrale kaum über die Burg hinauswuchs, konnten nur die Wasserspeier oben entlang ihres Daches und die Soldaten hoch auf den Befestigungsanlagen den Blick aufs Land hinaus genießen. Die kleine Stadt selbst war von den sie umgebenden Mauern eingeschlossen wie ein Gefangener.
    Ganz sicher hatten die Mönche das Gefühl, wie Königin Eleonor eingesperrt zu sein. Während das Fallgitter für den König hochgezogen wurde, versuchten einige von ihnen hinaus auf die Brücke zu kommen, wurden aber von den Wachen leicht unsanft zurückgehalten.
    Ein üppig gekleideter, steingesichtiger Amtsträger verbeugte sich vor Henry. »Willkommen, mein König!«
    »Alles in Ordnung, Amesbury?«
    »Alles in Ordnung, mein König.« Der Kastellan sah mit giftiger Miene zu den Mönchen hinüber. »Nur die da machen Ärger. Sie versuchen ständig hinauszukommen.«
    »Warum sollten sie das nicht dürfen?«
    Amesbury schien verblüfft. »Weil … mein König, weil sie gegen uns sind, gegen
Euch.
Die Kathedrale ist auf Seiten der Königin. Sie könnten ihren Unterstützern geheime Nachrichten zuschmuggeln, an ihrer Flucht mitarbeiten oder was sonst noch …«
    Henry ging zu dem Mönch hinüber, der sich am lautstärksten gegen die Einschränkung zur Wehr setzte. »Wohin will er denn?«
    »Zum Fluss.« Der Mann wedelte mit einer Angelrute durch die Luft. »Es ist Freitag, und wir brauchen frischen Fisch. Die gütige Königin braucht ihn. Alles, was uns diese Ungeheuer erlauben, ist getrockneter Hering.«
    »Na, dann gehe er schon.«
    Der Mönch starrte ihn einen Moment lang ungläubig an und rannte dann mit seinen Gefährten zur Brücke. Amesbury zischte missbilligend.
    Der Königin zur Flucht zu verhelfen, wäre keine leichte Aufgabe, dachte Adelia, während sie den anderen über den Festungsgraben folgte, unter den Fallgittern durch und vorbei an den Wachen hinein in den Hof und das Herz der winzigen Stadt, wo es, wie in allen Stadtzentren, einen geschäftigen Markt gab. Trotzdem fühlte Adelia sich eingeengt und konnte nicht richtig atmen: Hier war nur der Wind frei. Er wehte über die Mauern und rüttelte an den Stoffabdeckungen der Marktstände. Oben auf dem Dach schlug das Banner der Plantagenets gegen den Fahnenmast, als hasste es ihn.
    Eleonor empfing sie auf den Stufen ihres Bergfrieds. »Mylord.«
    »Mylady.«
    König und Königin gaben sich den Friedenskuss mit augenscheinlicher Zuneigung.
    »Maudit.« Eleonor schnipste mit den Fingern in Richtung von Amesbury. »Erfrischungen für meine Gäste!«
    »Amesbury, Madam«, flehte der Kastellan. »Ich sage Euch, mein Name ist Robert von Amesbury.«
    »Wirklich?« Eleonor sah ihn interessiert an. »Ich frage mich, warum ich immer denke, dass er Maudit heißt.«
    Adelia spürte, wie Mansur sie am Arm berührte. »Maudit?«
    »Das heißt ›verhasst‹, ›verfemt‹«, murmelte sie.
    »Oh.«
    Die Königin und der Bischof von St. Albans kannten sich seit langer Zeit, doch sie begrüßte ihn förmlich und kalt. Er war ein Mann

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