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Der Fluch der Totenleserin totenleserin4

Der Fluch der Totenleserin totenleserin4

Titel: Der Fluch der Totenleserin totenleserin4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: franklin
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umzubringen?«
    »Das kann ich nicht so genau sagen. Auf jeden Fall will er sie erst mal zu Tode erschrecken, und das iss auch mehr Scarrys Art. Ich und Alf, wir haben aufgepasst und ’ne Jagdgrube auf einem der Wege gefunden, die sie oft geht. War fein säuberlich abgedeckt, aber wir haben sie aufgefüllt. Und dann Godwyn, der, dem der ›Pilgrim‹ gehört und der sie immer nach Lazarus Island fährt, wo sie sich um die Aussätzigen kümmert, nun, letzte Woche, da iss sein Kahn gesunken, als sie halb da waren, und sie mussten durch die Marschen zurück, was gefährlich iss wegen dem Treibsand. Alf und ich, wir sind dann später rausgestakt und haben den Kahn gehoben. Da war ’n hübsches Loch im Boden, als hätte’s einer mit ’m Bohrer reingebohrt und dann mit Wachs getarnt oder so. Und dann war da …«
    Aber der Bischof von Albans kehrte ihm bereits den Rücken und stapfte zu Adelias Haus hinüber.
    An der Tür traf er mit Alf zusammen. »’s iss alles in Ordnung, Master, ich hab’ alles durchsucht, bevor sie gekommen ist. War keiner drin.«
    »Danke, Alf. Ich übernehme jetzt.« Und das würde er, Herrgott, das würde er. Wie oft musste er das Frauenzimmer nochretten, bevor sie Vernunft annahm?
    Rowleys Angst, wenn Adelia in Gefahr war, drückte sich stets in Wut auf sie aus. Warum musste sie sein, wie sie war? (Die Tatsache, dass er sie vielleicht gerade deswegen liebte, schob er kurzerhand zur Seite.)
    Warum hatte sie ihn nicht heiraten wollen, als sie die Möglichkeit dazu gehabt hätte? Es war ihr Fehler … dieses Gerede über ihre Unabhängigkeit … und dass sie meinte, als Frau eines ehrgeizigen Mannes versagen zu müssen … Alles war ihr verdammter Fehler.
    Sie hatte ihren eigenen Kopf, und schon war Henry  II . über Rowley hergefallen und hatte ihn gedrängt, Bischof zu werden – der König brauchte wenigstens
einen
Kirchenmann auf seiner Seite, nachdem Erzbischof Becket ermordet worden war. Und Rowley in seinem Groll und seiner Qual, der hatte zugestimmt. Daran gab er ihr noch immer die Schuld.
    Bei ihren Ermittlungen dann waren sie immer wieder zusammengetroffen und hatten festgestellt, dass der eine ohne den anderen nicht sein konnte. Für eine Ehe war es jedoch zu spät: Keusch sollte der Bischof leben, und so führten sie diese verbotene Beziehung, ohne dass er irgendein Recht auf sie oder sein Kind gehabt hätte.
    Aber jetzt war endgültig Schluss mit der Schnüffelei und mit den Kranken und Aussätzigen –
Aussätzigen,
beim Barmherzigen! Sie musste mit alldem aufhören. Und dank der Mission, mit der Henry ihn hergeschickt hatte, würde er das auch durchzusetzen.
    Trotz seiner Wut war Rowley besonnen genug zu überlegen, wie er es ihr beibringen sollte. Er blieb an der Tür stehen und dachte nach.
    Die beiden Jungs aus Glastonbury hatten recht, Adelia sollte nicht wissen, dass ein Mörder hinter ihr her war. Aber sie hatten aus dem falschen Grund recht. Rowley kannte diese Frau. Ein Mörder würde sie nicht aus dem Loch vertreiben, das sie sich hier auf dem Land gegraben hatte. Sie würde sich weigern, von hier wegzugehen, und große Reden schwingen, dass sie sich ihrer verdammten Pflicht ihren verwünschten Patienten gegenüber nicht entziehen könne.
    Ja, das Beste war, sich ganz auf Henrys Wunsch zu verlassen, einen Samthandschuh über seine eiserne Faust zu ziehen und zu versuchen, ihr den Befehl des Königs möglichst schmackhaft zu machen …
    Nur war er immer noch voller Wut und kam in den Samthandschuh nicht richtig hinein. Er ging in ihr Schlafzimmer und sagte: »Pack die Koffer! Morgen früh reiten wir nach Sarum.«
    Adelia war auf etwas anderes vorbereitet gewesen. Sie lag im Bett und war, abgesehen von etwas Spitze im Haar, nackt, gebadet und parfümiert. Ihr Geliebter konnte sie nur so selten besuchen, dass es im Bett immer noch stürmisch zuging. Ihn an einem Samstag zu sehen, hatte sie freudig überrascht, musste er sich doch an diesem Tag für gewöhnlich auf einen Sonntagsgottesdienst in irgendeiner fernen Kirche vorbereiten.
    Sonntags teilte er das Bett prinzipiell nicht mit ihr, was lächerlich war und ganz sicher scheinheilig, aber da sie wusste, wie sehr es ihn belastete, seinen Schäfchen Enthaltsamkeit zu predigen, ohne selbst enthaltsam zu sein, ertrug Adelia es mit Fassung … Und es war ja auch noch nicht Mitternacht.
    Und so fragte sie nur verdutzt:
»Was?«
    »Wir brechen morgen früh nach Sarum auf. Deshalb bin ich hier.«
    »Oh, tatsächlich?«

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