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Der Fluch des Florentiners

Der Fluch des Florentiners

Titel: Der Fluch des Florentiners Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ackermann
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musste.
    » Ja, Francis, ich habe den Diavortrag noch einmal überarbeitet! Ja, ich werde natürlich nicht auf die beiden gestohlenen Sancys eingehen «, beschwichtigte sie ihn und war froh, dass er wenig später das Telefonat beendete. Sofort begann ihre Schwester wie eine Furie zu schimpfen.
    » Bist du total bescheuert? Das war dein Chef! Du kannst doch deinem Chef nicht verheimlichen, was da heute passiert ist! Und schon gar nicht, was vielleicht noch passieren wird! «
    Marie-Claire atmete tief durch. Das Gespräch mit Francis Roundell hatte ihr viel Selbstbeherrschung abverlangt, doch das war das Allerletzte, wonach ihr derzeit war. Die Flut von Informationen über die Ritter vom Goldenen Vlies, diese höchst eigentümlichen Verbindungen zwischen den gestohlenen Sancy-Diamanten und dem Florentiner, all das hatte sie in den letzten Tagen mitgerissen, ohne dass sie bisher Zeit gefunden hatte, das alles logisch zu ordnen. Zu Hause stapelten sich mittlerweile Dutzende Bücher und Dossiers über die Diamanten, über den Vlies-Orden, über Karl den Kühnen, Maria de Medici, Marie-Antoinette und über die Habsburger. Zum Lesen war sie aber kaum gekommen. Sie wusste nicht mehr so recht, wo ihr der Kopf stand. Das war vor de r Z eremonie der Vlies-Ritter in der Kirche schon so gewesen und das war jetzt, nach den Geschehnissen in der Deutschordenskirche, noch viel schlimmer. Sie war froh, dass sich Cathrine bereit erklärt hatte, sie mitten in der Nacht abzuholen, dass sie heute bei ihr schlafen konnte. Zu allem Überfluss war sie emotional völlig aufgewühlt. Seit Gregor von Freysing zu der Vernehmung durch die Beamten des Staatsschutzes hinzugekommen war, stand ihre Gefühlswelt Kopf. Ja, sie stand Kopf! Marie-Claire ahnte, dass dies erst der Anfang war. Die Worte von Cathrine rissen sie aus ihrer Nachdenklichkeit.
    » Du bist schlichtweg zu ehrlich, Schwesterlein! Es ist zum Kotzen! Immer und immer wieder passiert dir das! Das ist zwar ein sehr ehrenwerter und heutzutage höchst seltener Charakte r zug, aber irgendwann musst du doch mal lernen, dass Emotionen zwar was Wunderschönes sind, sich aber in den Händen der falschen Männer schnell zu einem Bumerang für dich entwickeln. Am Ende deiner Träumereien von der großen Liebe stand bislang ausnahmslos das Chaos, dein Zusamme n bruch! Das hast du nun schon so oft erlebt, und dennoch verfällst du immer wieder in die gleichen Verhaltensweisen, sobald ein auch nur halbwegs passabler Mann am Horizont auftaucht. Langsam zweifle ich an deinem Verstand! «
    » Wenn du ihn sehen würdest, Cathi «, unterbrach Marie-Claire ihre Schwester, » wüsstest du, warum ich so durchgeknallt bin, als er plötzlich im Vernehmungszimmer stand. O Gott, was wird er wohl gedacht haben? Ich dämliches Huhn werde vom Staatsschutz wie eine Terroristin abgeführt und durchsucht, stehe halb nackt da im Büro des Deutschordens – und genau in dem Moment kommt er rein und sagt nur einen einzigen Satz: › Noch immer auf der Suche nach der verlorenen Konzertkarte? ‹ Weißt du, Cathi, wie ich mich in diesem Augenblic k g efühlt habe? Weißt du das? Du hast keine Ahnung – weil du nicht weißt, wie er mich dabei angeschaut hat! Hast du auch nur annähernd eine Idee, wie puterrot mein Kopf wurde? Mein Herz ist mir aus den Ohren rausgehüpft! Mein Verstand war weg! «
    » Ja, ich ahne sehr wohl, dass dein Verstand weg war, Schwesterlein! Sonst hättest du wohl kaum so selten blöde Dinge getan und gesagt, kaum dass er dir mal in die Augen beziehungsweise auf den Hintern geschaut hat. «
    Marie-Claire musste plötzlich laut prustend lachen. Sie lachte so gelöst und befreit von den Ängsten der letzten Stunden, dass ihr Tränen aus den Augen kullerten. Die Vorstellung, nach der Durchsuchung durch die Beamtin vom Staatsschutz barfuß, nur mit Rock und BH dagestanden zu haben, als er die Tür öffnete, fand sie plötzlich köstlich.
    » Cathi, ich weiß, dass du mich sowieso für verrückt hältst, aber war das nicht toll? War das nicht mutig von mir – dem verklemmten Mäuschen der letzten Jahren? «
    Marie-Claire fühlte sich unglaublich wohl, so wie sie jetzt sprach: selbstbewusst, fest davon überzeugt, das Richtige getan zu haben. Jetzt, wo plötzlich alle Angst gewichen war, fand sie es umwerfend mutig, wie sie in jenem Augenblick Gregor von Freysing in die Augen geschaut und ganz einfach gesagt hatte: » Ich bin eigentlich nur in die Kirche gekommen, weil ich Sie wieder sehen wollte.

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