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Der Fluch des Florentiners

Der Fluch des Florentiners

Titel: Der Fluch des Florentiners Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ackermann
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gewesen.
    Cathrine liebte die Glamourwelt, doch Marie-Claire hatte auf ihren Reisen in Syrien, Ägypten, Tunesien und Marokko eine andere Welt schätzen und lieben gelernt. Als sie ihren höchst langweiligen Job im Außenministerium gegen eine Ausbildung als Goldschmiedin eingetauscht hatte, war ihr längst klar gewesen, dass ihr Leben in Zukunft anders verlaufen würde als das ihrer Schwester. Auch die Kunstgeschichte hatte sie in andere Welten entführt. Nein, sie fühlte sich nicht wohl bei den bürgerlich-republikanischen Nachfolgern der ehemaligen Wiener Hof- und Adelsbälle. Dort gehörte sie nicht hin. Das war nicht mehr ihre Welt, doch sie wusste noch nicht, wohin sie wirklich gehörte.
    Ihr Verstand focht mit ihren Gefühlen. War es Zufall, dass er dieses Restaurant vorgeschlagen hatte? Firenze – Florenz! In Florenz war vor nicht einmal einer Woche einer der Sancy -D iamanten geraubt worden! Firenze! Glanzvolle Metropole der Medici. Auch dieses Adelsgeschlecht hatte einst de n F lorentiner-Diamanten besessen! Und er interessierte sich für den Florentiner! Aber warum?
    » Darf ich Sie Marie-Claire nennen? «, fragte Gregor von Freysing in diesem Moment. Da war es wieder, dieses gewinnende und offene Lächeln.
    » Und wie darf ich sagen? Gregor? Friedrich? Albert? «, antwortete sie keck. Sie erschrak für Bruchteile von Sekunden, weil sie nicht sicher war, ob sie seine drei Namen nur aus den Akten kannte oder ob er sich mit all seinen Namen vorgestellt hatte. Schnell fügte sie hinzu: » Ich habe die vielen Namen unter dem Protokoll vom Staatsschutz gelesen. Ich habe Ihnen ja zu verdanken, dass ich aus dem vorläufigen Arrest entlassen wurde. Danke, dass Sie sich für mich verbürgt haben. Und das, obwohl Sie mich nicht kannten! Wie soll ich Sie nun nennen? «
    » Gregor – oder Greg. «
    » Friedrich und Albert finde ich ehrlich gesagt auch sehr steif. «
    » Das hat mir mein Vater eingebrockt. Das ist alter Adelsdünkel. Die ganzen Vorfahren müssen herhalten, um die edle Abstammung zu dokumentieren. Es gibt auch heute noch Menschen, die auf so etwas achten … «
    » Die Leute vom Goldenen Vlies? «
    Kaum hatte sie die Frage gestellt, verfluchte sich Marie-Claire dafür. Es war nicht sonderlich geschickt, ihn so schnell auf dieses Thema anzusprechen. Doch er reagierte sehr gelassen.
    » Ja, die auch. Ohne adligen Stammbaum geht da kaum was. Adelig und untadelig muss man sein. Traditionspflege ist eines der tragenden Fundamente dieses Ordens. Seit sechs Jahrhunderten! «
    » Und was sind die anderen Fundamente? «
    » Glauben, zum Beispiel! Die Werte des christlich-katholischen Glaubens. «
    Marie-Claire spürte, dass es nicht gut war, über dieses Thema zu sprechen. Er wirkte plötzlich eigentümlich reserviert. Obwohl ihr die Frage auf der Zunge brannte, ob er Mitglied des Ordens der Ritter vom Goldenen Vlies sei, hielt sie sich zurück. Ihr Blick huschte zu seinen Händen. Er trug keinen Ring! Irgendwie konnte sie sich nicht vorstellen, dass er nicht verheiratet war. Er mochte sicherlich schon fast fünfzig sein. Ein Mann mit dieser Bildung, mit diesem Aussehen und wahrscheinlich noch wohlhabend, wenn nicht gar reich, ein solcher Mann hatte ganz sicher längst eine Familie – Frau und Kinder. Seine Händen lagen ruhig auf dem Tisch. Es waren schöne, gepflegte Hände: kräftig, aber ohne jegliche Anzeichen von irgendeiner körperlichen Arbeit. Dieser Mann hatte in seinem Leben noch nie körperlich arbeiten müssen.
    » Was machst du beruflich? «, versuchte sie, vom Thema abzulenken. Er schien ihre Gedanken erahnt zu haben.
    » Ich bin in leitender Position eines internationalen Elektroni k konzerns. Seit ich von meiner Frau und meinen drei Kindern getrennt lebe, kümmere ich mich sehr intensiv um die histor i schen Belange des Ordens. Es macht mir viel Spaß, mich mit den ruhmreichen Zeiten des Hauses Burgund und des Hauses Habsburg zu beschäftigen. Es lenkt ab. Und gelegentlich erlebt man auch sehr nette Dinge. Zum Beispiel, wenn man ins Büro kommt und dort völlig unerwartet eine attraktive Einbrecherin in sehr reizvollen Dessous steht. Das passiert nicht jeden Tag. Wenn man dann auch noch hört, dass diese Frau sich letzten d lich nur eingeschlichen hat, weil sie mich wieder sehen will … «
    Marie-Claire de Vries erstarrte. Gregor hatte nur einige weni ge Sätze gesagt, aber sie spürte es sofort. Sicher, er war sehr wortgewandt und wusste sich gewählt auszudrücken. Er war nicht so ein

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