Der Fluch des Florentiners
Garderobe gewartet, bis sein Freund verschwunden war. Der Barkeeper war gerade dabei, Flasche, Gläser und Aschenbecher abzuräumen.
» Stopp! Lassen Sie alles so stehen, wie es ist! «, befahl er dem mit Entsetzen auf seinen Ausweis starrenden Afrikaner.
» Interpol! Das Glas, die Flasche und der Aschenbecher da sind sichergestellt! Sie sind verpflichtet, über diese Sache hier Stillschweigen zu bewahren! «
Mit routinierten Handgriffen streifte sich Bernhard Kleimann einen Plastikhandschuh über, steckte Glas, Flasche und zwei der Zigarettenfilter von Francis Roundell in eine Plastiktüte und verließ dann die Bar.
» Das darf ich als bürokratisierter Beamter von Interpol zwar nicht «, murmelte er im Aufzug vor sich hin, » aber wenn alle Bullen dieser Welt immer nur das machen würden, was ihnen die Gesetze vorschreiben, dann wäre unsere Welt längst schon im Chaos der Kriminalität und des Terrors untergegangen … «
Um Punkt 23 Uhr 34 französischer Ortszeit verließ er das Hotel Bellecour.
F rancis Roundell saß zu diesem Zeitpunkt bereits auf dem Bett in seinem Zimmer. Nervös paffte er eine Zigarette, drückte sie aus und zündete sich eine neue an. Sein Blick fiel auf sein Handy. Es lag nur eine Meldung vor. Jemand hatte versucht, ihn anzurufen. Ohne auf die Nummer des Anrufers zu achten, verließ er sein Zimmer, fuhr hinab zur Rezeption im Erdgeschoss. Er wusste, dass nur wenige Meter vom Hotel entfern t a m Quai Gailleton eine öffentliche Telefonzelle stand. Aus seiner Zeit bei der Kripo und bei Interpol wusste er, dass es klüger war, nicht das Telefon im Hotel und schon gar nicht sein eigenes Handy für diesen Anruf zu benutzen. Die Nacht war extrem kühl. Francis Roundell fror. Das Telefonhäuschen war in einem fürchterlichen Zustand. » Hoffentlich funktioniert dieses Ding überhaupt «, schimpfte er vor sich hin und begann, die sehr lange Nummer einzutippen. Nach der Vorwahl 00212 44 brach die Leitung zusammen. Wieder und wieder versuchte er es. Er bibberte vor Kälte und fluchte. Endlich hörte er einen sehr leisen Rufton am anderen Ende. Sein Blick auf die Armbanduhr sagte ihm, dass es dort jetzt kurz vor 23 Uhr war. Hoffentlich war er da! Eine männliche Stimme krächzte schließlich ein sehr missmutiges » Qui « i n den Hörer.
» Ich bin es! «, rief Francis Roundell in den Hörer. Er hoffte, dass er zu hören war und dass der Mann am anderen Ende seine Nachricht verstehen würde, als er leise sagte: » Die Namen der beiden Mitreisenden der letzten Urlaubsreise sind bekannt geworden! Das Ticket nach Wien ist daher nicht mehr gültig. Bitte ein neues Ticket beantragen. Und unbedingt das Buch Vitrine XIII kaufen. Details zu dem Buch habe ich per Mail geschickt. Das Manuskript ist in Wien verfügbar. «
Blitzschnell legte er auf, schaute auf den Sekundenzeiger seiner Armbanduhr. Vierzehn Sekunden hatte er gebraucht! Sehr gut! Kein Satellitenaufzeichnungscomputer dieser Welt würde schnell genug reagieren und diesen Anruf aufzeichnen können. Und selbst wenn die National Security Agency der Amerikaner rein zufällig dieses öffentliche Telefon hier in Lyon oder gar den Anschluss bei ihm im Visier hätte und per Satellitenpeilung mitschneiden würde, die Bedeutung diese r N achricht würde niemand verstehen! Bis die Amerikaner vielleicht doch Verdacht schöpfen würden, wäre die ganze Aktion längst abgeschlossen.
Zufrieden rannte er durch den einsetzenden Regen zurück ins Hotel. Im Zimmer angekommen, zog er sein Handy hervor und schaute nach, wer versucht hatte, ihn anzurufen.
» Marie-Claire, das ist ja eine nette Überraschung «, sagte er zu sich selbst und wählte die Nummer seiner Mitarbeiterin. Seit zwei Tagen hatten sie nicht mehr miteinander gesprochen. Ob Marie-Claire mittlerweile etwas über diesen Gregor von Freysing herausbekommen hatte? Wusste sie bereits, warum dieser Österreicher hinter dem Florentiner her war?
*
Cathrine de Vries saß schweigend in dem Sessel und schaute ihre Schwester mitleidig an. Seit Stunden hörte sie ihr nun schon zu, ohne selbst zu Wort gekommen zu sein. Marie-Claire war in einer solch desolaten Stimmung, dass sie ohnehin nicht gehört hätte, was sie als ihre Schwester zu all diesen Dingen zu sagen hatte. Marie-Claire redete unablässig, rauchte, trank, redete, weinte und schwieg dann immer wieder für lange Zeit. In einem solch fürchterlichen Zustand hatte Cathrine sie noch nie gesehen, und so richtig verstand sie auch noch
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