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Der Fluch des Nebelgeistes 02 - Herr des Lichts

Der Fluch des Nebelgeistes 02 - Herr des Lichts

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 02 - Herr des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
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umfaßte. Und gleich einem verschlungenen Seil, das sich aus großer Spannung löste, zerfielen die Zauber; das Netzwerk aus Zeitbindungen und Energien, das das Südtor zu einem großen Portal zwischen den Welten gemacht hatte, zerfiel wie versengte Seide.
     
    Wieder blieb das Bild stehen; und Sethvirs Kommentar erklang, gleich dem Kratzen einer Feile auf verrostetem Stahl.
    »Was, wenn dieser Rückschlag, der Traithe verletzt hat, nicht die Folge einer falsch angewendeten großen Beschwörung war, wie wir angenommen hatten? Unser Freund könnte absichtlich eine Bindung geschaffen haben, um ein Fundament in seinem eigenen Leib zu legen. Das Opfer erscheint sinnvoll, wenn er in seiner Verzweiflung versuchen wollte, das Eindringen des Feindes zu verhindern.«
    Geheimnisvoll wie stets war Kharadmon nun an der anderen Seite des Raumes, als er entgegnete: »Du meinst also, Desh-Thieres Erscheinungsformen haben seinen Geist belagert?«
    »Ja. Traithe hat sich selbst ihrer Essenz geöffnet, um ihren Namen herauszufinden und so Herrschaft über sie zu erlangen. Er hätte nicht verwundbar sein dürfen, es sei denn, die Wesen, die er erforscht hat, waren außerhalb unseres Zeitsinnes, von unserer Gegenwart einen halben Schritt in die Zukunft entfernt.«
    Kharadmon erkannte den logischen Verlauf. »Traithe würde natürlich Wards weben. Aber seine Gegenmaßnahmen würden um einen fatalen Moment zu langsam sein und stets ein winziges Stück hinter der Angriffsfront Desh-Thieres hinterherhinken.«
    »Das ist meine Vermutung.« Sethvir starrte in die Leere, in der sich der Geist seines Bruders befand. Keiner von ihnen sprach die schmerzliche Wahrheit aus, die besagte, daß die Kenntnis des Wahren Namens eines Wesens in all seinen Ausprägungen, die Macht über dieses Sein beinhaltete.
    Paradox und manchmal voll grausamster Ironie war, daß jener Magier, der die Suche nach solch tiefem Wissen überlebt hatten, doch keinen Zugang zu seinem tieferen Verständnis des Universums über den Gebrauch der lösenden Zauber hinausretten konnte.
    Sethvir fixierte wieder das Bild, das er aus einer fünfhundert Jahre alten Vergangenheit herbeigerufen hatte, und nahm den Faden ihres Gesprächs wieder auf. »Ich behaupte, daß Traithe, als er seine eigene Vision durch die rohe Gewalt der Energie hinfortgespült sah, seine Wahrnehmung teilweise verbrannt hat, um Desh-Thiere daran zu hindern, ihn zu versklaven. Er hat sie verbrannt, wie ein Krieger in der Wildnis sich ein Bein mit einer entzündeten Wunde abhacken und sich so eigenhändig zum Krüppel schlagen würde.«
    Traithe hatte die Erinnerung an jene Geschehnisse verloren, an die große Vision, die den Vorgängen zugrunde gelegen hatte und an den Namen jenes Wesens, das ihn an den Rand des vollständigen Ruins getrieben hatte.
    Mit einer von Sorge getriebenen Handbewegung wischte Sethvir das beschworene Bild fort. »Wir wurden zu spät gewarnt. Letzte Nacht in Ithamon haben Desh-Thieres Erscheinungsformen die Wards von Asandir nicht durchdrungen, noch haben sie sich zurückgezogen, sie sind einfach nach irgendwann verschwunden. In eine andere Zeit. Dann aber müssen wir davon ausgehen, daß sie ihr Ziel erreicht haben. Ich vermute, daß unser Teir’s’Ilessid keine Anzeichen einer grundlegenden Veränderung zeigt, weil der Zeitpunkt, zu dem sich die Schädigung dieser Nacht manifestieren soll, noch nicht gekommen ist, und er wird sicher mit größter Sorgfalt ausgewählt worden sein.«
    »Arithons Krönung in Etarra«, fügte Kharadmon die Einzelteile grimmig zusammen. »Dort wird es geschehen. Desh-Thieres Einmischung hat die Stränge des Netzes ausnahmslos auseinanderlaufen lassen.«
    In grimmigen Schweigen teilten Sethvir und Kharadmon die Erkenntnis dieser Nacht: daß, wenn Desh-Thieres Erscheinungsformen die Macht besaßen, durch die Zeit zu reisen, die Bruderschaft nicht mehr tun konnte, als temporäre Barrieren gegen seine Rückkehr zu errichten.
    »Fast, als würde man das Scheunentor schließen, nachdem das Vieh gestohlen wurde«, zürnte Kharadmon, und Schneeflocken fegten wie kleine Wirbelstürme über den Teppich.
    »Wären wir wieder Sieben, dann könnten wir diese Aufgabe bewältigen«, seufzte Sethvir. Als Papiere und Pergamente zu fliegen und unordentlich über seinen Schreibtisch zu gleiten begannen, griff er nach seinen eingefrorenen Tintenfässern und nutzte sie als Papierbeschwerer. »Entweder bezähmst du dich, oder wir bezähmen den natürlichen Wind, indem wir das

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