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Der Fluch des Nebelgeistes 02 - Herr des Lichts

Der Fluch des Nebelgeistes 02 - Herr des Lichts

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 02 - Herr des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
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tragen sollte.
    »Aber wie ist das möglich?« rief Dakar. Seine Hände waren so verkrampft, daß er nicht nach dem Löffel greifen konnte, um das Schmorfleisch im Topf zu rühren.
    Arithon stellte sich dieselbe Frage. Die Kunst großer Beschwörungen war aus der Macht gewebt, die dem Universum das Leben verlieh. Asandirs Vision hatte die Lehre Rauvens bestätigt: Alles Sein bestand aus Energie, aus Anordnungen gebündelten Lichts, die nur der natürlichen Ordnung unterstanden. Bewußtes Wissen über diese Wahrheit bis hin zu absoluter Perfektion verlieh den in die magischen Künste Eingeweihten ihre Macht. Etwas zu kennen, zur Gänze mit Ehrerbietung zu behandeln, hieß, die Herrschaft über seine Geheimnisse innezuhaben. Lebenskraft war die Basis aller Macht; als Zusammenschluß vieler Wesenheiten hätte Desh-Thieres Bewußtsein lebhaft deutlich sein müssen. Daß er jedoch seine Natur im Verborgenen halten konnte, schien jenseits aller Vernunft zu liegen.
    Für jemanden, der in die Feinheiten der Macht eingeweiht war, schien es, als hätte etwas Böses von unbekanntem Ausmaß das Gewebe der natürlichen Ordnung ins Chaos versetzt.
    Dakar, der seine wahre Verzweiflung hinter einer Maske aus Wehleidigkeit zu verbergen suchte, fragte: »Was in Athera kann sich der Wachsamkeit der Sieben entziehen?«
    »Nichts aus Athera.« Arithon sah den Zauberer an. Sein Widerstand war vorläufig in den Hintergrund getreten. »Ich war den Erscheinungsformen des Nebelgeistes gegenüber ebenso blind, bis zu dem Augenblick, als sie sich entschlossen, uns anzugreifen.«
    Asandir blickte auf. »Weder das Netz noch ein Seher vermag Desh-Thiere zu begreifen, nur seine Auswirkungen können wir erkennen. Das diese Besonderheit auch auf den Augenblick zutrifft, den wir als Gegenwart bezeichnen, ist gefährlich genug, trotzdem muß die Suche nach den Ursachen warten. Meine erste Sorge ist die Notwendigkeit, wirkungsvolle Schutzbarrieren zu errichten, damit unsere Bemühungen nicht noch eine größere Bedrohung heraufbeschwören.«
    Unfähig, sich zu bewegen, beobachtete Dakar das tiefe Einverständnis zwischen dem Bruderschaftsmagier und dem s’Ffalenn-Prinzen. Durch die Erschöpfung, Angst und Enttäuschung so erschüttert, daß sein Blick sich der magischen Sicht öffnete, begriff Dakar für einen Moment, wie sehr das schillernde Wesen Asandirs in seinen Grundzügen Arithon ähnelte.
    Dann überlagerten die unruhigen Flammen und der modrige Geruch trocknender Wolle das unbeständige Talent des Banners, und das Bild schrumpfte wieder auf gewöhnliche Eindrücke zusammen: ein sorgenzerfressener, von den Jahren gezeichneter alter Mann in einem zerknitterten Mantel, der sich über einen ermatteten, müden Jüngeren beugte.
    Zum Herrn der Schatten, der gerade erst aus der boshaften Gewalt des Nebelgeistes, den zu bezwingen er gelobt hatte, befreit worden war, sagte Asandir: »Schlaft. Überlaßt mir das Problem bis zum Morgen.«
    Sanfte Magie begleitete seine Worte. Ruhig wartete Asandir darauf, daß der Prinz, den er hintergangen hatte, Ordnung in seine Gefühle brachte. Wenngleich er auch mit einem einzigen Gedanken das Angebot zu einem friedvollen Schlaf brüsk hätte abschlagen können, ergab er sich doch mit einer solchen Dankbarkeit, daß der Zauberer sich wunderte. Trotz der neuen Tiefe der Sehnsucht, die durch ihre gemeinsamen Beobachtungen dieser Nacht entstanden war, brachte ihm der Prinz keinen Groll mehr entgegen.
    Beschämt über diese Großmut, die zu erfahren er nie erwartet hatte, reagierte Asandir mit Schweigen. Dann lächelte er, als hätte ihn das Licht selbst berührt, streckte seine Hände aus und ordnete mit großer Sorgfalt die Decken, die den Herrn der Schatten einhüllten. Er schob die Musikerfinger mit den so unpassenden Narben und Schrammen unter die trockene Wolle und versiegelte sein Werk mit einem Zauber tiefen Friedens.
    Als er sich schließlich aufrichtete und seinem Schüler zuwandte, war sein Gesicht so ausdruckslos wie gletscherüberzogener Felsen. »Wir haben noch eine ganze Nacht vor uns. Lysaer hatte nichts von dem Schutz seines Halbbruders, und wir können nicht davon ausgehen, daß er unversehrt ist. Luhaine wurde gerufen, uns beizustehen. Kharadmon ist bereits wieder im Althainturm, denn Sethvir glaubt, daß die Begegnung unserer Prinzen den Schlüssel zu Traithes Verkrüppelung birgt. Wenn wir die Natur des Feindes nicht demaskieren können, dann müssen wir herausfinden, wie er durch die paravianischen

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