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Der Fluch des Nebelgeistes 02 - Herr des Lichts

Der Fluch des Nebelgeistes 02 - Herr des Lichts

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 02 - Herr des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
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Fenster schließen. Meine Habe kann nicht mit beidem gleichzeitig fertig werden.« Mit sorgenvoller Milde fügte der Hüter des Althainturmes hinzu: »Wir sind wie Ameisen, die sich einbilden, sich einem ganzen Bergmassiv entgegenstellen zu können. Und du weißt, daß, wenn wir dieser Bedrohung jemals entrinnen wollen, wir die Krönung in Etarra ihren furchtbaren Verlauf nehmen lassen müssen.«
    »Das war mir bewußt, doch ich wundere mich, warum Ratten und Dakars Prophezeiungen jemals Eingang in Aths Schöpfung finden konnten.« Das Fenster schloß sich donnernd, und die Kupferriegel glitten in ihre Schlösser. Zurück in der windlosen Stille blieben nur die klingenden, sardonischen Abschiedsworte Kharadmons: »Wie ein Rabe als Vorbote des Krieges werde ich nun ziehen, um Traithe zum Aderlaß zu bitten.«

 
Ein dringlicher Auftrag
     
    Das Marschland im Südosten Tysans war eine verlassene, erbärmliche Wildnis, kein guter Ort, um sich während der kurzen Tage nach der Sonnenwende durch den Schnee zu kämpfen. Zu Fuß im Sumpf, tief in einem Dickicht entlaubter Weiden und Ahorngewächse, legte Elaira einen Arm auf den dampfenden Hals ihrer Stute. Während Schnee und Graupel über die gefrorenen Pfuhle und die Stengel der Sumpfblumen der vergangenen Saison wirbelten, schüttelte sie sich das Eis von einer Haarlocke, die sich aus ihrer Kapuze gelöst hatte. Sie mied die Handelsstraßen an der Küste, während sie dem Ruf Morriels zu der Korianiherberge bei Hanshire folgte. Der Kreis der Ältesten hatte sich zu dieser Jahreszeit vermutlich schon in sein Winterquartier in einer seit dem Untergang der Hohekönige von Havish verlassenen Festung an der Küste nahe Mainmere zurückgezogen. Der südliche Paß durch die Tornirgipfel war der sicherste Weg, denn dort waren Marschland und morastige Tümpel, die das Hochland säumten, zu spärlich verteilt, als daß sie die Kopfjäger interessieren würden, die, auf der Jagd nach Clantrophäen, durch Korias und Taerlin streiften.
    Wenn dieses Sumpfland auch recht sicher war, so bot es dem Reisenden doch keinerlei Annehmlichkeiten. Die Stute hatte im Schlamm bereits ein Hufeisen verloren, und wenn sie sich auf dem felsigen Grund im Hochland ernstlich verletzten sollte, dann mußte Elaira einen Hufschmied finden.
    »Als würde irgendein vernünftiger Handwerker sich ausgerechnet im Sumpf niederlassen«, klagte sie dem Riedgras, das sich um ihre Fußknöchel legte, und ihrem einzigen lebenden Weggefährten, ihrem Pferd. Das Tier schob seine Nase an ihre Kapuze, und sein Atem bildete eine warme Wolke in der feuchten Luft.
    »Warum konntest du denn auch das Eisen nicht im Land der Nomaden verlieren?« Die Zauberin kämpfte sich über den unsicheren Boden voran. »Nirgendwo in Athera gibt es Menschen, die sich besser auf Pferde verstehen. Hier müssen wir schon froh sein, wenn uns ein Trapper begegnet, der Eisen biegen kann.«
    Die Stute stampfte auf, und die Schicht gefrorenen Wassers über dem weichen Morast platzte auf wie splitterndes Eis über gewundenen Baumwurzeln.
    »Schon gut, wir gehen ja.« Elaira suchte sich den nächsten Hecken festen Bodens. Sie verschwendete keinen Gedanken daran, wieder aufzusteigen. Nur zu leicht konnte man in den Sümpfen, in denen Schnee und aufsteigender Wasserdampf sich mit dem Nebel Desh-Thieres zusammentaten und eine undurchdringliche weiße Dunstschicht bildeten, den Halt verlieren. Ein Reisender konnte von einem Schritt zum nächsten schon vom Weg abkommen und sich verirren, um schließlich zu verhungern oder zu ertrinken. Manchmal wurden alte Knochen wieder an die Oberfläche der Tümpel getrieben, sauber abgenagt von aasfressenden Fischen.
    Elaira plagte sich durch eine Senke. Längst waren ihre Stiefel von dem morastigen Eiswasser der torfbraunen Pfützen durchfeuchtet, in die sie wieder und wieder einsank. Schmerzlich empfand sie die bittere Kälte. Um sich von ihrem Unbehagen abzulenken, konzentrierte sie sich auf die Pflanzen, an denen sie vorbeikam: die faserigen, halbverrotteten Stengel des echten Eibischs und die Blätter der Sumpflilien, die wie Messerklingen aussahen. Im Geist katalogisierte sie jede einzelne Pflanze, von dem giftigen Renwort bis hin zu den Cailcallows und der Rinde der Weidenbäume, aus denen sich ein fiebersenkendes Mittel brauen ließ. Durch den welken Mantel des Winters hindurch sah sie, wo später Brunnenkresse wachsen und in welchen Senken heiße Quellen jungen Pflanzen ein Heim bieten würden. Die Kenntnis

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