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Der Fluch des Nebelgeistes 06 - Das Schiff der Hoffnung

Der Fluch des Nebelgeistes 06 - Das Schiff der Hoffnung

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 06 - Das Schiff der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
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scharfgeschliffene Schönheit paravianischen Sternenzaubers erneut gegen ihn gewandt werden könnte. Um so weniger wagte er, daran zu denken, daß eines Tages sogar dieses Mittel nicht mehr ausreichen mochte, ihn zur Besinnung zu bringen. Der Schweiß, der ihm in Strömen über das Gesicht lief, war ebenso ein Zeichen der Furcht wie der Trauer angesichts der Falle, die das Heer Lysaers erwartete.
    Der schwachen Wärme der Sonne auf seinen Schultern, dem Duft wilden Thymians und allerlei immergrüner Gewächse haftete der wenig vertrauenswürdige Friede eines Drogentraumes an. Von seinen Gedanken geplagt, bewegte sich Arithon.
    Ein fester Griff stieß ihn sogleich zurück, und Dakar sagte: »Verdammt, Prinz, nicht jetzt.«
    Doch das Ohr eines Meisterbarden hatte keine Schwierigkeiten, die Spannung in des Zauberbanners Stimme zu erfassen und zu wissen, daß diese knappen Worte nur die Tatsache verschleiern sollten, daß die näherrückenden Soldaten kaum mehr einen Bogenschuß weit von den aufgestellten Bannern auf dem Hügel entfernt waren. Die Woge illusionärer Magie hatte achtundzwanzigtausend Soldaten zu einem Vorstoß verlockt, der schon bald zusammenbrechen mußte.
    Ein zorniger Schrei wütender Erkenntnis klang herauf, begleitet von dem Signal eines Horns.
    »Lord Diegans Truppe?« fragte Arithon, während ein bitteres Grinsen um einen seiner Mundwinkel spielte.
    »Eben jener. Die Kundschafter haben ihm von den Helmen berichtet.« Schnaubend unterdrückte Dakar ein Lachen, angesichts des wirren Durcheinanders von Soldaten, die inmitten der stolzen Armee zusammenliefen und ihrer Wut mit zornigem Gebrüll Ausdruck verliehen. Die Banner und Helme, die Rüstungsteile und Speere schienen eine erbärmliche List zu sein, Narren aus ihnen zu machen.
    »Ich sagte doch«, schrie ein Hauptmann der Vorhut, »auf diesem Hügel gibt es keine Feinde! Es gibt keinen Hinterhalt und keine versteckte Streitmacht!«
    Doch unter Pesquils Kommando hatte Lord Diegan gelernt, mit äußerster Vorsicht vorzugehen. Hartnäckig wie ein angeleinter Mastiff sandte er eine halbe Kompanie aus, das Gelände zu sichern. Bald wimmelte der Hügel vor Soldaten. Ein Infanterist, aus der Entfernung kaum so groß wie eine Puppe, hob in einem Anfall stillen Zorns sein Schwert und hackte auf das Leopardenbanner ein.
    Aus unerfindlichem Grund empfand Dakar Zorn beim Anblick der Klinge und der vom Wind davongetragenen Stoffetzen.
    »Jetzt«, flüsterte er.
    Unter seinen Händen wurde Arithon vollkommen ruhig, während er sich für eine Sekunde auf die unausweichliche Grausamkeit des Augenblicks vorbereitete. Dann, wie er einst eine Bogensehne losgelassen hatte, um einen Signalpfeil mit roten Bändern gen Himmel zu schießen, entfaltete er seine Kunst, das unübersehbare Zeichen seiner Anwesenheit.
    Schatten lösten sich von ihm und bedeckten den Hügel und das Tal mit unüberwindbarer Finsternis.
    Angstschreie hallten aus dem Tal herauf, gefolgt von dem erwartungsgemäßen Gegenschlag Lysaers. Das gleißende Licht drang hindurch und schuf ein flackerndes, schwefeliges Zwielicht. Nicht länger ein grüner Junge, würde der Prinz des Westens seine Gabe nicht blind gegen einen Feind zum Einsatz bringen, der ihm kein Ziel lieferte.
    »Mehr«, flüsterte Dakar.
    Arithon wob seine Finsternis dichter, tiefer, und er erstickte scheinbar mühelos seines Halbbruders Werk.
    Dakar, der die Muskelanspannung des Prinzen unter seinen Händen spüren konnte, ließ sich nicht täuschen. »Lysaer ist geschickter im Umgang mit seiner Gabe, nicht wahr?«
    Ein knappes Nicken antwortete ihm, während Arithon sich gegen ein heftiges Schaudern stemmte und Finsternis wie stählerne, dicht verwobene Bänder in mühseligem Kampf von ihm ausströmte.
    Der Zusammenprall mit Lysaers Blitz war weniger sichtbar denn fühlbar und teilte sich in einer heißen Brise und dem beißenden Ozongeruch mit. Der Knall folgte gleich darauf, eine Explosion komprimierter Luft, die den Felsen unter ihren Füßen erzittern ließ.
    Ein Geräusch entfleuchte Arithons Lippen, und er ballte krampfhaft die Hände zu Fäusten, während er seine Schatten erneut verstärkte. Lysaers nächster Gegenschlag jagte ein Crescendo gewaltiger Donnerschläge über den Himmel. Der Schlag ging direkt himmelwärts, darauf gezielt, die widernatürliche Nacht zu beenden und das Licht für den Kampf zurückzuerobern. Doch auch, wenn sie sich ohne ein stoffliches Ziel verbrauchten, prallten die Gaben der Prinzen mit roher

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