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Der Fluch des Nebelgeistes 06 - Das Schiff der Hoffnung

Der Fluch des Nebelgeistes 06 - Das Schiff der Hoffnung

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 06 - Das Schiff der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
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Verlust seiner Familie bei dem Gemetzel am Tal Quorin trug. Niemand, der sich seiner Position näherte, würde seiner Aufmerksamkeit entgehen können. Der Offizier, der einst die Truppen Etarras in den Strakewald geführt hatte, würde gesehen und als leichte Beute klassifiziert werden.
    Von seinen ausgeprägten Instinkten getrieben, fluchte Caolle. Er hatte kein Schäferhorn bei sich, und eine gebrüllte Anweisung, wie laut sie auch sein mochte, würde gegen den Wind ungehört verhallen. Aufgestachelt sprang er auf, verließ seine Deckung und glitt in dem aussichtslosen Unterfangen, einzugreifen, so schnell wie nur möglich den Hang hinunter.
     
    Für die wenigen Flüchtenden unter des Lordkommandanten Befehlsgewalt hätte es keinen schlimmeren Augenblick geben können, als den, von einem Sperrfeuer feindlicher Pfeile überrascht zu werden. Schutzlos tasteten sie sich über das freie Gelände, unfähig zu fliehen, konnte doch auf dem tückischen Boden inmitten der Felsbrocken, die in haarsträubenden Winkeln zur Ruhe gekommen waren und sich bereits als äußerst gefährlich erwiesen hatten, schon ein einziger Fehltritt den Tod bedeuten. Lord Diegan schrie auf, als die Männer um ihn herum versuchten, sich hinter jeder nur denkbaren Deckung in Sicherheit zu bringen.
    Als sich ein Schaft direkt vor seinen Füßen in die Erde bohrte, wußte er, daß Lysaer zu weit entfernt war, um zu wissen, daß seine Männer angegriffen wurden. Für sie würde es kein schützendes Schild des Lichtes geben.
    Diegan überlegte, was er tun könnte, um seine letzten Männer zu schützen, als ein Pfeil seine Seite traf. Die schwere Jagdspitze sprengte Wappenrock und Kettenhemd, zerfetzte das Hemd auf seiner Haut und trieb die letzte Luft pfeifend aus seinen Lungen heraus. Keuchend stolperte er voran und klammerte sich an einen Felsen, um nicht den Halt zu verlieren.
    Die verzweifelte Botschaft, die er zu überbringen hatte, mußte seinen Prinzen um jeden Preis erreichen.
    Dumpfer, grausamer Schmerz verwirrte seine Sinne. Schwankend hielt er sich mit aller Kraft an dem Felsen fest, bis seine Finger an dem rauhen Stein aufgerissen waren. Während Tränen der Erschöpfung und des Schmerzes über seine Wangen liefen, hielt er sich doch tapfer auf den Beinen.
    Das Surren eines weiteren Pfeiles durchdrang die Wogen der Pein. Knochen splitterten, als der Schaft sich rechts von seinem Brustbein in seinen Leib bohrte und ihn durch die Wucht des Aufpralls zurückschleuderte, bis die Welt zu kippen schien und er geradewegs in den dunstverhangenen Himmel über Vastmark starrte.
    Schock und Schmerz verstärkten seine Benommenheit, während er verzweifelt versuchte, sich herumzurollen und sich auf die Knie zu stemmen. Würde er versagen, so stand das Leben von zwölftausend Männern auf dem Spiel, unter ihnen jener Mann, der ihm mehr als alle anderen bedeutete: Lysaer s’Ilessid.
    »Daelion hilf«, quetschte er mühsam zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor, obgleich er nie ein Mann gewesen war, der Zuflucht in einem Gebet suchte.
    Nicht weit von ihm brüllte eine barsche Stimme: »Ath sei uns gnädig und laß ihn noch am Leben sein.«
    Ein barbarischer Akzent, wie Diegan mit einem Anflug ironischer Verblüffung feststellte. Was für eine sonderbare Wendung, so dachte er, daß seine Infanteristen die Sprache der Clanblütigen nachahmten.
    »Das war der Lordkommandant!« erwiderte ein jüngerer Mann in aufsässigem Ton. »Er ist es bestimmt. Der Städter, der die Garnison von Etarra in dem Gemetzel angeführt hat, in dem wir alle unsere Familien verloren haben.«
    Verwirrung ergriff von Diegan Besitz; er war schuldig, verdammt angesichts dieses Blutbades, aber nicht für die Vorfälle am Tal Quorin, nie war er sich seiner Taten bewußter gewesen. Daelion, der Herr des Schicksals, würde ihn um all der Toten willen, die zur Unzeit im Dier Kenton-Tal ihr Leben gelassen hatten, nach Sithaer verbannen. Welche Ironie, wenn er mit ihnen gemeinsam vom Rad gestoßen würde.
    Erneut versuchte er aufzustehen, und er fühlte, wie sich der Pfeil noch tiefer in sein Fleisch bohrte. Das Atmen fiel ihm schwer, und als eine furchtbare Mattigkeit seine Sinne erfaßte, erkannte er, daß seine Kraft erschöpft war.
    Verschwommen sah er ein Gesicht, das sich vor die leere Weite des Himmels schob. Jemand mit grauen Haaren schob stützend einen Arm unter seine Schultern. Er hörte das Kreischen stählerner Beschläge, als die Armschienen des Mannes über sein

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