Der Fluch des Phönix
einen Preis, doch ein jeder wünscht ihn für sich selbst festzusetzen. Du, der du unsterblich sein könntest, hast dafür dein Leben aufs Spiel gesetzt, mehr als einmal. Selbst ich nahm Risiken auf mich, um dich und die anderen lebend hierherzubringen. Wir beide wollen die Galaxis – und die Lämmer, die den Wolf nicht kennen.«
»Ich kenne dich und deinen Standpunkt gut genug.« Omne neigte den Kopf. »Wir haben beide die gleichen Gegner, die, jeder für sich, Schlüssel zur Herrschaft über die Galaxis sind. Dennoch sehe ich keine Lösung deines Problems darin – und damit meines eigenen.«
»Weil du die Logik der Situation nicht sehen willst.«
»Sie wollen uns gegen Omne ausspielen«, sagte die Kommandantin. »Ihn durch uns in die Knie zwingen.«
»Natürlich.«
»Also was wollen Sie?«
»Beginnen wir damit, was Sie wollen«, sagte der Zwilling. Er betätigte einen Schalter auf einem Kontrollpult. Eine Wand fuhr zur Seite und gab den Blick auf Trevenian frei, der mit geschlossenen Augen unter einer Decke lag. Die Kommandantin sah, wie seine Brust sich kaum merklich hob und senkte. An seiner Hüfte befand sich ein Lebenserhaltungssystem. Kleine zylindrische Behälter hingen an den Fesseln seiner Handgelenke. Der Zwilling nahm eine Schaltung vor, und die Behälter lösten sich ab. Gleichzeitig begann Trevenian stärker zu atmen.
»Er kann für begrenzte Zeit mit Hilfe des Lebenserhaltungssystems überleben«, sagte der Zwilling. »Seine Wunde ist tödlich. Fast alle seine inneren Organe sind zerstört. Keine Chirurgie kann ihn retten. Ich habe getan, was ich konnte. Natürlich könnte der Phönix-Prozeß ihm ein neues Leben schenken, aber das würde seinen Tod voraussetzen. Ich könnte sein Bewußtsein erhalten, doch dazu müßte ich einen neuen Körper für ihn finden.«
»Warum?« brachte James mühsam hervor.
»Dieser Körper ist nicht mehr lebensfähig«, kam es von Omne. »Ihn zu duplizieren, wäre sinnlos. Ich besitze keine Schablone seines gesunden Körpers.«
Die Romulanerin trat am Zwilling vorbei und beugte sich über Trevenian. James folgte ihr. Sie konnte sich nicht vorstellen, daß dieses edle, zeitlose Gesicht zum Verfall verdammt sein sollte. Aber was nützte alle Unsterblichkeit, wenn sie dies nicht erhalten konnte? Die Kommandantin riß sich zusammen. Trevenians Bewußtsein, sein Selbst war erhaltenswert genug, auch in einem anderen Körper.
Doch dann dachte sie an die Doyen …
27.
Trevenian schlug die Augen auf, sah die über ihn gebeugten Gesichter und die Blicke ihrer Augen. Er begriff. Dennoch huschte ein Lächeln über sein Gesicht. »Mylady, Sie hätten nicht kommen sollen. James, auch Sie nicht.«
» Sie hätten Ihr Leben nicht für mich riskieren sollen!« sagte James hart. »Sie wußten, daß wir Ihnen folgen würden!«
Trevenian blickte die Kommandantin an. »Es tut mir leid, Mylady. Es war unverzeihlich, was ich tat, aber ich mußte es tun. Die Doyen muß … Sie für wortbrüchig halten …«
»Darum werden wir uns Sorgen machen können, wenn wir dies hier überstanden haben. Was immer geschieht, die Doyen wird sich zu helfen wissen. Sorgen Sie sich also nicht um sie – lieber um die Galaxis. Aber im Augenblick sind Sie das Problem.« Sie ergriff seine Hand. »Wieviel hat er«, sie deutete auf den Zwilling, »Ihnen gesagt?«
»Daß wir beide Todgeweihte sind, obwohl es eine Chance für uns geben kann.«
»Erklären Sie das«, forderte die Romulanerin den Zwilling auf. »Sie meinten nicht nur den anderen Körper für Trevenian.«
»Gern, meine Liebe. Der von meinem … Vorgänger entwickelte Phönix-Prozeß funktionierte, aber er war nicht perfekt. Hier, wo die Kräfte des Wirbels wirken, konnte ich einige Modifikationen vornehmen. Sie basieren auf dem uralten Kirlian-Effekt, der seit dem 20. Jahrhundert bekannt ist. Geben Sie mir einen beliebigen Körperteil eines Wesens, nur einige Zellen, und ich habe die Möglichkeit, den ganzen Körper daraus zu erschaffen, basierend auf den genetischen Informationen in den Zellkernen. Für uns heißt das, daß ich Trevenian seinen eigenen, gesunden Körper zurückgeben könnte.«
»Mein Gott!« entfuhr es James.
Der Zwilling nickte. »Dies bedeutet, daß ich nicht nur den Tod besiegt habe. Gleichzeitig ist das Ende jeglicher Medizin erreicht. Die Phönix-Apparaturen werden mit den Zellinformationen gefüttert und erstellen aus den so erhaltenen Informationen die Schablone für den neuen, völlig identischen
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