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Der Fluch des Salamanders

Der Fluch des Salamanders

Titel: Der Fluch des Salamanders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruediger Bertram
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Untergeschoss gab es sogar ein Wasserbecken, in dem man Kanus und Taucherausrüstungen testen konnte. Aus Lautsprechern erklang das Zirpen von Grillen, das alle paar Sekunden von den Rufen alarmierter Brüllaffen unterbrochen wurde.
    »Kann ich helfen?«
    Lea und John zuckten zusammen. Hinter ihnen stand ein Mann. Er war Mitte dreißig, hatte einen Fünftagebart und seine braun gebrannte Haut sah aus, als würde er jede freie Minute in der Natur verbringen. Passend dazu trug er klobige Bergstiefel und auf dem Kopf einen alten Lederhut, deraussah, als ob die beiden gemeinsam schon eine Menge mitgemacht hätten.
    »Die Kinder hier fahren in Urlaub und brauchen dafür ein paar Sachen«, erklärte Oma.
    »Wo soll es denn hingehen?«, erkundigte sich der Hutträger herablassend. »Österreich, Mallorca oder macht ihr – ganz mutig – einen Abenteuerurlaub in Dänemark?«
    »Auf den Mars«, erwiderte John unbeeindruckt.
    »Hören Sie nicht auf ihn! Er erzählt nur Quatsch«, mischte sich Lea ein. »Er erzählt immer Quatsch.«
    »Was du nicht sagst, Kleine«, erwiderte der Hutträger und lächelte säuerlich.
    »In Wirklichkeit fahren wir nämlich in den Dschungel von Guatemala«, versicherte Lea.
    Der Verkäufer verzog die Mundwinkel noch weiter. »Und ich dachte, ihr wolltet zum Südpol! Und jetzt raus hier, ich habe keine Zeit für eure Spielchen.«
    »Die Kinder haben recht!«, erklärte Oma. »Morgen geht es los.«
    Der Mann zögerte einen Moment, dann drehte er sich wortlos um, schnappte sich einen Einkaufswagen und gab den Zwillingen ein Zeichen, ihm zu folgen.»Was ihr unbedingt braucht, ist das hier.« Der Verkäufer zog zwei Paar Socken aus einem Regal.
    »Socken stricken kann ich selber«, sagte Oma.
    »Diese nicht! Das sind Anti-Blutegel-Socken. Diesind unverzichtbar, wenn man durch Bäche waten muss. Ohne die ist eine Reise in den Dschungel der reinste Selbstmord«, erklärte der Verkäufer und warf die Socken in den Einkaufswagen. »Das ist, als wenn man den Mount Everest in Trekking-Sandalen besteigen wollte. Apropos Trekking-Sandalen, die braucht ihr natürlich auch.«
    (aus Leas Notizbuch)
    Eine Stunde später lagen in ihrem Einkaufswagen jeweils in doppelter Ausführung Stiefel, Sandalen, Hängematten, Trinkgurte, Schlafsäcke, wasserdichte Schlafsacküberzüge, Moskitonetze, Tropenhelme, Sturmfeuerzeuge, Regenponchos, Sonnenhüte, Wasseraufbereitungstabletten und vieles, vieles mehr, ohne das eine Reise in den Dschungel reinster Selbstmord wäre, wie der Verkäufer bei jedem Artikel wiederholte, den er in den Einkaufswagen fallen ließ. Darunter auch ein Ding, das aussah wie eine Fahrradpumpe.
    »Ich glaube nicht, dass die Kinder in den Ferien zum Radfahren kommen«, bemerkte Oma. »Sie fahren nach Guatemala, nicht nach Holland.«
    »Das ist keine Fahrradpumpe«, erwiderte der Hutträger nachsichtig. »Das ist eine Vakuumpumpe.

    (aus Johns Notizbuch)
    Damit kann man nach einem Schlangenbiss das Gift aus dem Blut saugen. Ohne so eine Pumpe ist eine Reise in den Dschungel …«
    »… reinster Selbstmord«, unterbrachen ihn Lea und John gleichzeitig.

    Am nächsten Tag fuhr Oma sie mit dem Landrover zum Flughafen. Es war nicht leicht gewesen, aber irgendwie war es ihnen gelungen, alle ihre Einkäufe in zwei Rucksäcken unterzubringen. John hatte seinen Plan aufgeben müssen, seine gesamte Bücherei irgendwie in ihr Gepäck zu schmuggeln. Nur ein paar wenige, dünne Bücher hatte er unterbringen können. Die mussten für die nächsten Wochen reichen.
    Lea und John sahen ihren Rucksäcken hinterher, die auf einem Fließband in einer Öffnung hinter dem Abfertigungsschalter verschwanden. Eine Frau von der Fluggesellschaft gab ihnen ihre Bordtickets und wünschte »eine gute Reise«.
    Jetzt war es endgültig Zeit, Abschied zu nehmen.
    »Ruft mich an, wenn ihr da seid! Habt ihr gehört!?« Oma drückte erst Lea dann John sofest an sich, dass die beiden kaum noch Luft bekamen.
    »Klar doch, Oma! Falls die da Telefon haben«, antwortete John.
    »Am Flughafen gibt es auf jeden Fall eins. Und wenn wir im Camp sind, werden wir dir schreiben! Großes Forscherehrenwort!«, versprach Lea.
    »Flug 1489 nach Guatemala City ist zum Einchecken bereit«, drängelte eine Lautsprecherstimme.
    Die Zwillinge umarmten ihre Oma ein letztes Mal, dann drehten sie sich um und rannten zur Sicherheitskontrolle. Als sie sich noch einmal umdrehten, war ihre Großmutter bereits verschwunden.
    »Sie musste los, die Zebras füttern. Die

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