Der Fluch des schwarzen Ritters
Das Zelt wurde nämlich abgebaut, da der Zirkus weiterfuhr. Seine nächste Station war Mödling in der Nähe von Wien. Drei Vorstellungen sollte er dort geben.
„Tante Fee, darf ich nach St. Polten fahren? Ich meine, in die Stadt“, bat Lilo.
Felicitas blickte sie erstaunt an. „Jaja, schon, aber wieso?“
„Ich muß etwas herausfinden. Das heißt, ich möchte es zumindest versuchen“, erklärte ihr das Mädchen.
„In Ordnung, aber spätestens in drei Stunden mußt du wieder hier sein. Da ist nämlich Abfahrt“, ermahnte sie die füllige Fee.
Lieselotte hatte ein ganz bestimmtes Ziel. Es war das Redaktionsgebäude der Zeitung von Niederösterreich. Hier hoffte sie auf eine Antwort.
Zum Glück waren die Leute in der Redaktion sehr freundlich und hilfsbereit. Sie zeigten ihr nicht nur den Weg in das Archiv, sondern erklärten ihr auch, wie sie sich bei den alten Ausgaben der Zeitung zurechtfinden konnte.
„Wir haben alle Ereignisse, über die wir berichtet haben, mittlerweile im Computer“, sagte ein Herr namens Michelbauer zu ihr, der das Archiv verwaltete. „Du mußt nur noch einige Stichworte eingeben, und schon steht am Bildschirm, in welcher Ausgabe unserer Zeitung du einen Bericht darüber findest.“ Lilo bedankte sich für die Information und tippte „Zirkus Fantastico“ ein. Danach fütterte sie den Computer noch mit dem Datum, an dem Herbert Ritter abgestürzt sein mußte.
Sie stemmte anschließend zwei dicke, schwere und etwas verstaubte Ordner aus dem Regal und begann in den alten Zeitungen zu blättern.
Nach zwei Stunden hatte sie alle Artikel gelesen, die aufzutreiben waren.
„Nein“, sagte sie zu sich selbst, „ich schaue noch immer nicht durch. Den Sinn verstehe ich einfach nicht! Ich kapiere es nicht! Keine Chance! Aber vielleicht täusche ich mich auch? Ist Herbert Ritter wirklich noch am Leben? Gibt es so ein Wunder? Und wenn ja, wo hält er sich versteckt?“
Am nächsten Tag stand das Zelt des Zirkus Fantastico bereits auf einer Wiese in der Nähe von Mödling. Die erste Vorstellung sollte allerdings erst am darauffolgenden Nachmittag stattfinden. Die Artisten hatten also ein bißchen Freizeit, die sie zum Ausspannen und Erholen nutzten.
Tante Fee machte den Knickerbockern einen Vorschlag: „Wie wär’s mit einem Ausflug?“ erkundigte sie sich.
Die vier waren einverstanden. Doch wohin sollte es gehen?
„Ich kann euch verschiedene Ziele vorschlagen“, meinte Felicitas und begann aufzuzählen: „Da wäre einmal Burg Kreuzenstein. Schaut nicht nur wie aus einem Ritterfilm aus, sondern hat auch eine grauenerregende Folterkammer zu bieten. Mit einer Eisernen Jungfrau und ähnlichen Gruselinstrumenten.“
Die Augen der Bande leuchteten auf.
„Oder wir fahren in die Wachau. Das ist zwar ein Stück von hier entfernt, aber die Reise wert. Dort könnten wir Dürnstein besuchen. Im Verlies der Burg Dürnstein ist ja vor vielen hundert Jahren der englische König Richard Löwenherz gefangengehalten worden. Sein treuer Sänger Blondel ist deshalb von Burg zu Burg gezogen und hat überall das Lieblingslied des Königs angestimmt. Das hat er so lange gemacht, bis er seinen Herrn endlich gefunden hat.“
Die Junior-Detektive nickten. Das klang auch nicht schlecht.
„Toll ist natürlich auch ein Ausflug in die Donauauen. Die Auen sind ein richtiger Urwald mitten in Österreich. Allerdings müßten wir uns dort ein Boot nehmen, und es gibt so wenige, in denen ich mich wirklich sicher fühle.“
Axel, Lilo, Poppi und Dominik mußten lachen, als Tante Fee mit dicken Grübelfalten auf der Stirn an ihrem mächtigen Körper hinabblickte.
„Auch die Seegrotte in Mödling wäre interessant. Das ist der größte unterirdische See Mitteleuropas! Kann ich euch auch empfehlen!“
Da die Junior-Detektive keine große Lust auf lange Autofahrten hatten, entschieden sie sich dafür. Sie waren schon unterwegs zu Tante Fees Wagen, als das Superhirn der Bande plötzlich stehenblieb.
„Tante Fee“, begann Lilo, „Tante Fee, gibt es so etwas wie eine Zirkus-Chronik?“
Felicitas überlegte kurz und nickte. Zufälligerweise kam in diesem Moment gerade Klaus Klabuster bei ihnen vorbei, und Lieselotte stellte ihm sofort die gleiche Frage.
„Natürlich gibt es die!“ sagte der Direktor des Unternehmens. „Wieso?“
„Darf ich sie sehen? Ich möchte gerne ein wenig darin lesen“, sagte Lieselotte.
Herr Klabuster hatte dagegen nichts einzuwenden.
„Eigentlich möchte ich lieber
Weitere Kostenlose Bücher