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Der Fluch des Volkstribuns

Der Fluch des Volkstribuns

Titel: Der Fluch des Volkstribuns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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Essen sprachen wir von diesem und jenem, nichts von Belang. Er beklagte die Mühen seines Tribunen-, ich die bevorstehenden Lasten des Aedilenamtes, und wir schwelgten in unserer Wichtigkeit. Als wir mit dem Essen fertig waren, kam er schließlich zur Sache.
    »Es ist gut, dich in unseren Reihen zu wissen, Senator Metellus. Der Rest deiner Familie hat sich leider aufreizend zurückhaltend gezeigt.«
    Mir kam der Gedanke, daß ich etwas Wichtiges verpaßt haben mußte. »Ich bitte um Verzeihung. Wem habe ich mich angeschlossen?«
    Er lächelte. »Es besteht kein Anlaß zur Schüchternheit.
    Inzwischen weiß jeder, daß du Crassus' Angebot, deine Schulden zu übernehmen, abgelehnt hast, und das ungeachtet der Gefahr für deine Person. Wir bewundern das.«
    »Wir?« Er deutete in die Runde der Männer um ihn. »Die AntiCrassus-Fraktion. Männer, die wissen, daß er uns ins Unglück stürzen wird.«
    Ich befand mich in einer vertrackten Lage. In der politischen Landschaft der Republik durfte man nie zugeben, einer bestimmten Factio anzugehören. Als guter Staatsmann dachte man nur an das Wohl des Staates. Ganz im Gegenteil, man bezichtigte seine Gegner und Feinde der Zugehörigkeit zu Factiones. Anders als man selbst waren sie selbstsüchtige Bastarde ohne Ehre und Würde.
    Das Ganze war natürlich nichts als Geschwafel. Jeder gehörte einer Factio an, manche sogar mehreren. Doch das geschah selbstredend nie offiziell wie im Circus, wo man sich ganz offen als Anhänger eines Rennstalls zu erkennen gab, wo wir Metelli seit Jahrhunderten die Roten unterstützten.
    »Vielleicht sollte ich das besser aufklären, Tribun«, sagte ich.
    »Es ist wahr, daß ich ein Darlehen von Crassus abgelehnt habe, weil ich kein Bedürfnis habe, sein Lakai zu werden. Mein Motiv war lediglich die Wahrung meiner politischen Unabhängigkeit, von meiner finanziellen ganz zu schweigen.« Das entsprach zwar nicht ganz den Tatsachen, aber ich hatte nicht den Eindruck, daß ich Ateius weitere Erklärungen schuldig war.
    »Oh, das verstehe ich durchaus«, sagte er, während sein Ton das Gegenteil andeutete, nämlich, daß er meine taktischen Lügen durchschaute. »Aber du weißt auch, daß der angestrebte Krieg eine Schande ist.«
    »Und doch«, rief Silvius wie einstudiert dazwischen, »hat der Senator für Crassus' Oberbefehl gestimmt.«
    »Wie ihr alle wißt«, erwiderte ich, »hat der Senat gegen den Krieg gestimmt. Crassus wird nach Beendigung seiner Amtszeit Statthalter in Syrien werden. Was er mit seinen Soldaten anstellt, wenn er erst einmal dort ist, bleibt ihm überlassen. Es ist eine Schande, daß die Regierung so wenig Einfluß darauf nehmen kann, wie unsere Generäle ihre Truppen einsetzen, doch so will es die Verfassung. Wie üblich habe ich in dieser Frage mit meiner Familie gestimmt. Der Senat hat nur das Gesetz ratifiziert, welches dein Tribunenkollege Gaius Trebonius eingebracht hat. Gib ihm die Schuld.«
    »Oh, das tue ich, Senator, das tue ich!« zischte Ateius förmlich, während seine Finger unwillkürlich zuckten, als wollten sie einen Dolch packen. Offenbar hatten Ateius und Trebonius eine dieser Beziehungen, wo jeder mit Vergnügen das Blut des anderen trinken würde.
    »Senator«, sagte Silvius, »wir müssen Crassus aufhalten, bevor er die Republik zugrunde richtet. Darin sind sich viele Römer aller Klassen und Factiones mit uns einig. Deshalb fordern wir einflußreiche Männer, von denen wir wissen, daß sie gegen Crassus sind, auf, sich uns anzuschließen.«
    »Meine Herren«, sagte ich und breitete in einem Appell an ihren gesunden Menschenverstand meine Hände aus, »es ist zu spät. Man kann nichts mehr tun. Wie hinterhältig die Mittel auch gewesen sein mögen, mit denen sich Crassus dieses Kommando gesichert hat, der Senat und das Volk haben gesprochen. Er hat die Unterstützung Caesars und Pompeius'. Die Volksversammlung hat für das Gesetz gestimmt, und der Senat hat es ratifiziert. Es ist nun einmal passiert. Es gibt keine verfassungsmäßigen Mittel mehr, ihn aufzuhalten.«
    »Dann«, sagte Ateius mit einem leicht irren Glanz in den Augen, »müssen wir Kräfte mobilisieren, die über die verfassungsmäßigen hinausgehen.«
    »Wie bitte?« sagte ich. »Ich bin zwar erst vor kurzem aus Gallien zurückgekehrt, doch man hätte mich bestimmt darüber informiert, wenn unsere Regierung durch, sagen wir, einen Diktator oder eine Invasion der Libyer abgesetzt worden wäre.«
    »Ich scherze nicht, Senator!« fauchte

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