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Der Fluch des Volkstribuns

Der Fluch des Volkstribuns

Titel: Der Fluch des Volkstribuns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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Jahr in die Stadt kamen. Ich sah Quintus Hortensius Hortalus, den alten Patron und Kollegen meines Vaters, der sich auf sein Landgut zurück gezogen hatte, als sein Ruhm als Anwalt von Ciceros Glanz überstrahlt worden war. Er war in ein intensives Gespräch mit Marcus Philippus vertieft, einem der beiden Konsuln des Vorjahres. Ich wußte genau, worüber sie sprachen, über Fischteiche. Seit Lucullus' Tod im Jahr zuvor galt die Extravaganz und Pracht der Fischteiche von Hortensius und Philippus als unübertroffen. Sie hatten sowohl Salz- als auch Süßwasserteiche, umgeben von Kolonnaden und Portiken, und schienen jede Meeräsche und jedes Neunauge mit Namen zu kennen. Ich nehme an, jeder Mann braucht ein Steckenpferd.
    Cicero war ebenfalls anwesend, zurück aus dem Exil, aber noch immer nicht wirklich sicher in der Stadt. An jenem Morgen jedoch waren alle bösen Absichten auf etwas anderes konzentriert.
    Ich bahnte mir einen Weg durch die Menge der Berichterstatter, bis ich neben Cato stand. »Die Wetten stehen fünf zu drei, daß er nicht lebend am Goldenen Meilenstein vorbei kommt«, sagte ich. »Sie stehen zehn zu eins mit steigender Tendenz, daß er es nicht auf eigenen Füßen durch das Stadttor schafft.«
    »Ich verachte den Mann«, sagte Cato mit einem gerüttelt Maß an Untertreibung, »aber ein römischer Magistrat sollte ungehindert zu seiner Provinz aufbrechen können.«
    »Man hätte gar nicht erst zulassen sollen, daß er das Amt überhaupt antritt, was?« sagte ich und betrachtete die prachtvolle, neue Narbe auf seiner Stirn. Bei den Wahlen des Vorjahres hatte Cato versucht, Pompeius und Crassus an ihrer Kandidatur zum Konsul zu hindern, und war in dem anschließenden Tumult schwer verletzt worden.
    »Es waren Crassus' bezahlte Schläger, die die Prügelei angefangen haben«, sagte Cato steif, der meinen Blick registriert hatte.
    »Es tut mir leid, daß ich sie verpaßt habe«, sagte ich seufzend.
    »Du wärst in deinem Element gewesen.« Er blickte den Hügel hinunter. »Da kommen sie.«
    Die riesige Menschenmenge verstummte, als sich die Prozession die steile, gewundene Via Capitolina hinab bewegte.
    Zunächst kamen zwei Reihen a zwölf Liktoren. Pompeius' Liktoren waren mit Togen bekleidet, während Crassus' Männer rote Tuniken und breite schwarze, bronzebeschlagene Ledergürtel trugen, die Feldkleidung der Liktoren, die einen Promagistraten in seine Provinz begleiteten. Dahinter schritten die Konsuln.
    »Pompeius ist bei ihm«, sagte Cato erleichtert. »Vielleicht schafft er es doch bis zum Tor.« Das war eine großartige Geste von Pompeius. Er hatte seine persönliche Animosität hinten angestellt, um dafür zu sorgen, daß sein Kollege Rom unversehrt verlassen konnte. Pompeius war noch immer ein ungemein populärer Mann, und seine Anwesenheit konnte die drohende Gefahr vielleicht abwenden.
    Direkt hinter Pompeius ging eine riesige Gestalt, die nach gallischer Art einen Schnurrbart trug, dazu eine Toga von der Größe eines Schiffsegels, an der ich erkannte, daß es sich um einen Bürger handeln mußte. Ich hatte noch nie zuvor einen römischen Bürger mit Schnurrbart gesehen.
    »Wer ist denn der Riese mit den haarigen Lippen?« fragte ich.
    »Lucius Cornelius Baibus«, antwortete Cato, »ein enger Freund von Pompeius und Caesar. Er hat unter Pompeius gegen Sertorius gekämpft, und Pompeius hat ihm als Belohnung für seinen Heldenmut die Bürgerrechte verliehen.«
    Natürlich hatte ich den Namen schon gehört, Caesar hatte ihn mir gegenüber oft erwähnt, doch ich sah ihn an diesem Tag zum ersten Mal. Er stammte aus Gades in Spanien. Die Menschen dort waren eine Mischung aus Karthagern, Griechen und Galliern, wobei letztere dominierten und wohl für die Zier seiner Oberlippe verantwortlich waren.
    Hinter den Konsuln gingen die diesjährigen Praetoren. Ich sah Milo, Metellus Scipio und einige andere, die ich kannte. Bei ihnen war auch Messala Niger, einer der Censoren, doch sein Kollege Servilius Vatia Isauricus fehlte. Vatia war ein älterer Herr und wahrscheinlich zu Hause geblieben. Ich beobachtete, wie sich ein Mann aus der Menge löste und neben Milo in den Zug einreihte. Es war sein Schwager, der beinahe ebenso gut aussehende Faustus Sulla.
    »Senatoren!« rief Cato. »Schließen wir uns den amtierenden Magistraten an. Wir dürfen nicht zulassen, daß die Würde eines öffentlichen Amtes von einem aufsässigen Mob verletzt wird.«
    Nett formuliert, dachte ich, kein Wort der Unterstützung

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