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Der Fluch des Volkstribuns

Der Fluch des Volkstribuns

Titel: Der Fluch des Volkstribuns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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ist ausschließlich den Veteranen vorbehalten, den Siegern zahlreicher Kämpfe. Sie sind Männer, die mit ihrem Talent ein Vermögen verdienen und keine Aussicht auf eine Zukunft haben. Solange du mir gehörst, hältst du dich an Holzschwerter. Scharfe Schwerter sind was für Kriegsgebiete.«
    »Ich verspreche, es wird nie wieder vorkommen«, sagte er zerknirscht, doch ich wußte, daß der kleine Schlingel die erste sich bietende Gelegenheit nutzen würde, mein Verbot zu mißachten. Das tat er immer.
    »Es war Leonidas, stimmt's?«
    Er sah mich überrascht an. »Woher weißt du das?«
    »Der Rückhandschnitt mit der Spitze der Sica ist sein Markenzeichen. Du hast den linken Fuß vorgesetzt und deinen Schild zu hoch gehalten. In einem ernsthaften Kampf hätte er dir das Bein abhacken können. Soweit ich weiß, hat der Mann zweiunddreißig Kämpfe gewonnen. Mit ihm hast du nicht zu trainieren. Halte dich an deine regulären Ausbilder und Schüler deines Niveaus. Hast du mich verstanden?«
    Er ließ vorgeblich zerknirscht den Kopf hängen. »Jawohl, Herr.«
    »Dann ab mit dir, und danke den Göttern, daß du mich nicht bei meinen morgendlichen Besuchen begleiten mußt.« Er huschte aus der Tür, ohne sich die Mühe zu machen, seine Tunika über zu ziehen, und ich widmete mich wieder meinem Frühstück. Wenn ein Champion wie Leonidas Hermes für einen würdigen Trainingspartner hielt, mußte er sich ganz gut machen.
    Leonidas konnte Fliegen enthaupten, die seinen Helm umschwirrten. Der Kratzer am Schenkel war eine wohlmeinende Warnung gewesen. Im Atrium wurde ich von meinen Klienten erwartet, und gemeinsam zogen wir zum Haus meines Vaters. Da ich für ein Amt kandidierte, erwies ich meinen Respekt gewöhnlich nur an der Tür, doch dieses Mal erklärte der Verwalter, daß der alte Herr mich zu sprechen wünsche. Wohl wissend, daß das nichts Gutes bedeuten konnte, trat ich ein.
    Mein Vater, Decius der Ältere, war einer der führenden Männer des Geschlechts der Caecilier. Er hatte jedes öffentliche Amt einschließlich das des Censors innegehabt, Armeen im Feld befehligt, und seine Stimme zählte in der Curia zu den meist geachteten. Seine zähe Langlebigkeit hielt mich juristisch im Stande eines Minderjährigen. Er hätte mich mit einer schlichten Zeremonie in die Mündigkeit entlassen können, doch der alte Gauner hatte nicht vor, die Zügel aus der Hand zu geben. Ich traf ihn allein in seinem Arbeitszimmer an.
    »Guten Morgen, Vater! Wie...«
    Er fuhr herum, das Gesicht rot angelaufen bis auf die horizontale Narbe, die sein Gesicht beinahe in zwei Hälften teilte und ihm den Spitznamen Stumpfnase eingebracht hatte.
    »Ist es wahr, daß du gestern Crassus' Angebot, deine Schulden zu übernehmen, abgelehnt hast?«
    »Nun, ja.«
    »Gleich zweimal, wie ich gehört habe?«
    «Wie schnell sich Neuigkeiten doch verbreiten! Ja, das habe ich. Das zweite Mal von Angesicht zu Angesicht. Das erste Mal zählt nicht. Das war gegenüber Clodius, und ihm würde ich nie eine positive Antwort geben.«
    »Idiot! Du weißt doch, wie hart deine Familie sich um gute Beziehungen zu Crassus bemüht, genau wie zu Caesar und Pompeius!« Das war vor allem in Form von ehelichen Banden geschehen: Ein Sohn des Crassus hatte eine Caecilia geheiratet, ich Caesars Nichte und so weiter. Die Tatsache, daß Julia und ich tatsächlich heiraten wollten, hatte keinen Einfluß auf die politischen Kuppeleien gehabt.
    »Ich weiß, daß ihr Pompeius vor den Kopf gestoßen habt.«
    Er winkte mit seiner grobknochigen Hand ab. »Das spielt keine Rolle. Meinetwegen kann er die Getreideversorgung organisieren, solange er will, das macht er ganz großartig; wir wollen nur verhindern, daß er das Kommando über irgendwelche Legionen bekommt. Caesar ist wild geworden, und wir müssen uns intensiv um ihn kümmern, wenn er überlebt. Aber Crassus ist ungeheuer wohlhabend und könnte als Triumphator aus Parthien zurückkehren!«
    »Jedermann scheint zu glauben, daß er vor seiner Rückkehr sterben wird.«
    »Wie konnte ich bloß so einen Schwachkopf in die Welt setzen! Kein Wunder, daß du bei den Rennen immer so viel Geld verlierst, wenn du deine Wetten so setzt!«
    »Ich? Geld verlieren?« rief ich getroffen. »Letzten Monat in Mutina habe ich gerade erst...«
    »Schweig!« Er beugte sich über seinen Schreibtisch, stützte sein ganzes Gewicht auf seine Fingerknöchel, reckte den Kopf vor und starrte mich wütend an. »Ich weiß, daß es mit deinem Gedächtnis nicht

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