Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Fluch des Volkstribuns

Der Fluch des Volkstribuns

Titel: Der Fluch des Volkstribuns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
Vom Netzwerk:
für Pompeius oder Crassus, die, wie alle wußten, zu seinen persönlichen Feinden zählten. Cato trat furchtlos vor und murmelte aus dem Mundwinkel: »Decius, bleibe dicht bei mir.
    Allienus, Fonteius, Aurelius Strabo und Aurelius Flaccus, kommt nach vorn.« Er rief noch einige andere, bis er die Senatoren zusammen hatte, die sich in Straßenschlägereien besonders hervor getan hatten, und das waren nicht wenige Mitglieder dieser erhabenen Körperschaft. Wenn ein Mann wie Milo es bis zum Praetor bringen konnte, kann man sich vorstellen, wie die Hinterbänke besetzt waren.
    Langsam schritten wir hinter den Männern mit den purpurverzierten Togen her. Die Menge grummelte noch immer; Crassus ignorierte sie demonstrativ, doch Pompeius' Anwesenheit verhinderte den Ausbruch von Gewalttätigkeiten.
    Zur ersten Störung kam es, noch bevor wir das Forum verlassen hatten. Wie durch einen Zauber teilte sich die Menge vor den Liktoren, und auf einmal standen die Tribunen Ateius und Gallus da, ihre Anhänger hinter ihnen aufgereiht. Ateius hob eine Hand und rief: »Marcus Licinius Crassus! Als Tribun des Volkes verbiete ich dir, die Stadt Rom zu verlassen!«
    »Tritt zur Seite, Tribun!« rief Pompeius mit seiner Kasernenhofstimme, die über das Forum donnerte wie ein Stein aus einem Katapult.
    Ateius zeigte auf Crassus. »Verhaftet diesen Mann!« Die Assistenten des Tribunen traten vor, doch die Liktoren schlossen ihre Reihen und beförderten Silvius und seine Begleiter mittels einiger forscher Schläge mit ihren Fasces aufs Pflaster. Johlend beobachtete die Menge diese einmalige Vorstellung.
    Unvermittelt stürzte ein Mann auf Ateius zu. »Laß unseren Konsul durch, du Idiot!« brüllte er und verpaßte Ateius einen Schlag ins Gesicht.
    »Dieser Mann hat die Hand gegen einen Tribun erhoben!«
    kreischte Ateius. »Das ist ein Frevel!« »Trebonius ist auch ein Tribun!« rief Milo. »Da kann man nichts machen. Er ist sakrosankt.«
    Mit purpurrotem Gesicht, leicht blutender Lippe und knurrend wie ein Hund, fuhr Ateius herum und drängte sich durch den Mob. Zitternd rappelten sich seine Männer wieder auf und folgten ihm.
    Die Prozession setzte ihren Weg fort. Nach diesem albernen Zwischenspiel schienen alle besserer Laune zu sein. Es gab zwar keinen Jubel, doch das bedrohliche Knurren war bis auf vereinzelte, beleidigende Zurufe und abfälliges Gelächter verstummt.
    »Ich glaube, er schafft es bis zum Tor«, sagte jemand hinter mir.
    »Ich hoffe doch sehr«, sagte ich inbrünstig. »Ich habe einhundertfünfzig Sesterzen darauf gewettet, daß er es zur Stadt hinaus schafft.« Die Senatoren, die gewettet hatten, daß er nicht einmal das Forum lebend verlassen würde, beglichen bereits mit sauertöpfischen Mienen ihre Wettschulden.
    Wir marschierten den ganzen langen Weg bis zur Porta Capena. Von dort wollte Crassus der Via Appia bis zu ihrem Ende in Brundisium folgen, wo er Richtung Syrien in See stechen wollte, so erpicht war er darauf, möglichst schnell anzukommen. Ein Mann, der im November los segelte, war zu jeder Torheit fähig.
    Ateius erwartete ihn, auf dem Stadttor stehend.
    »Was hat der Narr vor?« fragte Cato ebenso verblüfft wie wir anderen. Alle starrten zu der ungewöhnlichen Gestalt hinauf.
    Ateius war wie verwandelt. Nicht nur, daß er an einer recht unorthodoxen Stelle stand, er hatte auch seine Toga gegen eine bizarre rot, schwarz und violett gestreifte Robe getauscht, die mit Sternen, Skorpionen, Schlangen und anderen Symbolen bestickt war, von denen ich viele nicht kannte. Seine linke Gesichtshälfte war rot geschminkt wie die eines Triumphators, seine rechte Gesichtshälfte weiß. Auf dem Kopf trug er etwas, das aussah wie ein Haufen winziger Knochen. Vor ihm brannte in einer auf einem Tripus stehenden Bronzeschale ein Feuer. Die Flammen waren von einem häßlichen Grün.
    »Erhöre mich, Janus!« rief Ateius. So weit, so konventionell, dachte ich, ungeachtet der merkwürdigen Kulisse. Wenn wir die Götter anrufen, rufen wir immer als erstes Janus an, den Gott des Anfangs. »Erhöre mich, Jupiter, Optimus et Maximus!
    Erhört mich, Juno, Minerva, Merkur, Venus, Saturn, Mars, Neptun und all ihr anderen Olympier! Erhört mich, Bellona, Ops, Flora, Vulcan, Faunus, Consus, Pales, Vertumnus, Vesta, Tiberinus, Dioskuren und alle Götter der Stadt, des Flusses, der Felder und Wälder von Rom! Erhöre mich, du unbekannter Gott!« Eine umfassende, aber nicht unübliche Invokation, dachte ich.
    Es war ein nie

Weitere Kostenlose Bücher