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Der Fluch des Volkstribuns

Der Fluch des Volkstribuns

Titel: Der Fluch des Volkstribuns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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bekleiden, aber da ich hier kein Wahlrecht habe, habe ich mich auch nie um die Voraussetzungen für ein Amt wie etwa ein Mindestalter gekümmert.«
    »Es gibt kein Mindestalter für das Amt des Tribuns«, erklärte ich. »Es ist keines der Ämter, zu dem man sich hochdienen muß; ich habe keinen Tribun gekannt, der jünger als dreißig war. Es braucht Zeit und viele Dienstjahre, sich politische Unterstützung aufzubauen.«
    »Ich fürchte, ich habe dich enttäuscht«, sagte er.
    »Keineswegs. Ich habe nur nicht die notwendigen Fragen gestellt.« Ich nippte an dem Wein und versuchte auf weitere mögliche Fragen zu kommen, die ich vielleicht nicht gestellt hatte. Ich blickte zu dem Mann hoch, der so aufmerksam den Weinkrug hielt.
    »Asklepiodes«, sagte ich, »im Theater haben deine Ägypter, kurz bevor wir uns verabschiedet haben, eine Art rituelle Formel oder ein Gebet über dem Leichnam gesprochen. Was haben sie tatsächlich gesagt? Worum ging es dabei?«
    »Ach, das habe ich sie auch gefragt. Sie haben es mir auf dem Rückweg erzählt. Sie stammen aus einem Dorf am Nil. Ihr Gebet war eine Besänftigung des Gottes Sobek.«
    Diesen Gott kannte ich. Meine Kopfhaut kribbelte. »Warum Sobek?«
    «Sie sagten, der Tote hätte ausgesehen, als wäre er von einem Krokodil angefallen worden, und Sobek ist der Krokodil-Gott.
    Menschen, die von Krokodilen angegriffen und getötet werden, gelten als seine Opfer.« Der Grieche lächelte nachsichtig. »Ich habe ihnen natürlich erklärt, daß es in Rom keine Krokodile gibt.«
    Ich sprang auf. »Asklepiodes, du hast mir wieder mal ungemein weitergeholfen, wenn auch ein wenig verspätet. Ich muß los!«
    »Ich bin stets überglücklich, einem Diener des Senats und des Volkes zu Diensten zu sein«, sagte er amüsiert. Die Worte verhallten in meinem Rücken, während ich die Treppe hinunter stürzte.
    Den ganzen Weg zurück in die Stadt mußte ich mich zwingen, nicht zu rennen. Es wäre ein unverzeihlicher Mangel an Gravitas gewesen, mit um die Beine flatternder Toga in die Stadt zu sprinten. Glücklicherweise war es von der Brücke bis zum Tempel der Ceres nur ein kurzer Fußweg.
    Ich betrat das Hauptquartier unter der Säulenhalle. Der Aedil Paetus war nirgends zu sehen, aber ihn brauchte ich auch nicht.
    »Demetrius!« brüllte ich.
    Der Archivar kam mit erstaunt aufgerissenen Augen von hinten. »Herr?«
    »Demetrius, ich möchte, daß du mit deiner ganzen Belegschaft alles stehen und liegen läßt. Ich will sämtliche Unterlagen, die sich in irgendeiner Form auf die Amtszeit des Aedilen Marcus Aemilius Scaurus beziehen, und zwar sofortl Bringt alles raus auf die Terrasse, wo wir anständiges Licht haben. Ich befehle es dir als offizieller Judex, und jetzt spute dich!«
    Er eilte hinein, und ich trat in das klare Licht des Spätvormittags hinaus und betrachtete grübelnd die Fassade des Circus maximus, während die Tempelsklaven Klapptische aufstellten und Schriftrollen und Tafeln aus dem Inneren des Gebäudes anschleppten.
    Asklepiodes hatte mir schon bei so vielen Ermittlungen geholfen, und auch diesmal hatte er, ohne es zu wissen, die Antwort gewußt. Er war mit Wunden tierischen Ursprungs nicht so vertraut, aber seine Sklaven waren es. Er hatte keine Ahnung von unseren politischen Institutionen und wußte wenig vom diplomatischen Leben Roms. Er hätte diesen Fall schon vor Tagen am Pompeiustheater aufklären können.
    Doch ich wußte, daß es töricht war, ihm Vorwürfe zu machen.
    Schließlich war es meine Ermittlung, und ich hatte mich von all dem mystischen Mummenschanz in die Irre führen lassen. Ich hätte ihm die richtigen Fragen stellen müssen.
    »Wonach suchen wir, Senator?« fragte Demetrius. In erstaunlich kurzer Zeit hatten sie die Dokumente in ordentliche Stapel sortiert. Neben Demetrius standen fünf Sklaven, darunter auch Hylas, der Junge, der mir bei meinem letzten Besuch geholfen hatte.
    »Ich suche nach allem, was sich in irgendeiner Weise auf Ägypten bezieht. Ausländische Korrespondenz oder Kontakte mit Ägyptern hier in Rom, vor allem mit König Ptolemaios.
    Außerdem will ich alles, was sich irgendwie auf die von ihm inszenierten Spiele bezieht, wobei mich vor allem interessiert, wer ihn finanziell unterstützt hat. Und ich brauche alle Dokumente, in denen der Name seines Assistenten Ateius Capito auftaucht. Also, an die Arbeit!«
    Es war keine leichte Aufgabe, und es ging alles andere als schnell. Ein Aedil kann im Laufe seines Amtsjahres einen

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