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Der Fluch von Colonsay

Titel: Der Fluch von Colonsay Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kaye Dobbie
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schwangen hoch um sie herum, wenn sie sich drehte. Ihre grauen Haare waren aus dem Knoten gerutscht und ergossen sich wie ein Strang Schafwolle über ihren Rücken. Harrys Gesicht war gerötet, er hatte die Hemdsärmel hochgekrempelt und schnaufte mit offenem Mund.
    »Besoffen wie die Haubitzen«, flüsterte Meggy belustigt und drückte sich eng an Alice.
    Alice fand das Ganze nicht zum Lachen. Wie konnten Menschen sich nur so zum Narren machen? Sie kletterten vom Wasserfass herunter. Da fiel Alice etwas ein: Nachdem sie Ambrosine bei etwas ertappt hatte, hatte diese ihr Geld gegeben. Das war für ihre neuen Stiefel gewesen. Und jetzt Mrs Gibbons und Harry …
    Boshafte Gedanken gingen ihr durch den Kopf.
    »Nein«, sagte Alice laut. »Nicht boshaft. Klug.«
    Meggy glotzte sie an, als ob sie den Verstand verloren hätte.
    Doch Alice lachte nur.
    ***
    Der Krankenwagen kam und fuhr wieder weg. Danach ging die Arbeit irgendwie planlos weiter und wurde schließlich gegen fünf Uhr eingestellt. Frederick Swanns Team verließ in einer regelrechten Wagenkolonne das Grundstück. Frederick selbst kam in die Küche, um mit Rosamund zu sprechen. Sie und Kerry saßen eng beieinander am Küchentisch, ängstlich bemüht, sich ihre Furcht nicht anmerken zu lassen.
    »Mrs Markovic?«
    Rosamund erhob sich, und Kerry sprang auf, um ihm eine Tasse Tee einzuschenken.
    »Schlechte Neuigkeiten«, sprach er kopfschüttelnd weiter. »Ich habe gerade mit dem Krankenhaus telefoniert. Ernsthafte Kopfverletzungen. Wie schlimm sie sind, wissen wir aber erst nach dem Röntgen und weiteren Untersuchungen. Seine Frau ist dort und wartet, bis sie zu ihm kann.«
    Rosamund wusste nicht, was sie sagen sollte. Sie fühlte sich, als ob sie sich entschuldigen müsste. Aber wofür? Sie war nicht für den Sturz verantwortlich.
    »Wie ist das überhaupt passiert?«, fragte Kerry und reichte Frederick die Teetasse.
    »Er ist ausgerutscht, einfach ausgerutscht. Er stand auf einer breiten Planke, und im nächsten Moment segelte er durch die Luft. Er griff nach einem Stahlrohr, während er stürzte, konnte sich aber nicht festhalten. Sein Kopf schlug zuerst gegen das Gerüst, dann auf den Boden.« Er schloss die Augen, als ob die Erinnerung daran zu viel für ihn wäre.
    »Aha, ausgerutscht also.«
    Frederick öffnete die Augen und sah Rosamund an. Diese schlang die Arme um sich, als müsste sie sich schützen.
    »Haben Sie immer so viele Unfälle auf Ihren Baustellen?«, wollte sie wissen.
    Er schüttelte seinen Kopf. »Ich mache mir Sorgen«, sagte er vorsichtig und beobachtete sie dabei weiter. »Irgendetwas liegt in der Luft, Mrs Markovic. Ich tue nicht so, als ob ich wüsste, worum es sich dabei handelt. Aber irgendetwas ist da. Und ich weiß, dass Gary es auch spürt. Ihm geht es schlechter als mir oder irgendeinem anderen aus dem Team. Heute früh musste er sich richtig zwingen, auf der Baustelle zu erscheinen, das habe ich ihm angesehen.«
    Rosamunds ungläubiges Staunen verschwand, bevor sie es in Worte fassen konnte. Kerry rutschte unbehaglich auf ihrem Stuhl hin und her. »Also wirklich, Frederick. Ich kann mir nicht vorstellen, dass du diesen Unsinn glaubst.«
    »Ich glaube, was ich sehe und fühle, Kerry. Dafür brauche ich keine sogenannten wissenschaftlichen Beweise. Ich vertraue auf Gott, und dieses Vertrauen gründet auf meinem Glauben. Aber wir sollten auch uns selbst vertrauen. An das, was unser Herz und unser Verstand uns mitteilt. Wir sollten nicht damit warten, bis eine statistische Kurve oder ein Labortest uns das erlaubt.«
    Rosamund starrte ihn erstaunt an. »Also glauben Sie, dass etwas in Colonsay für diese Unfälle verantwortlich ist?«, fragte sie rundheraus.
    Er runzelte die Stirn und kratzte sich am Ohr. »Dieses Haus bringt Unglück, Mrs Markovic.«
    »Sie weichen meiner Frage aus.«
    »Ja, Colonsay ist verantwortlich.«
    »Was passiert mit den Renovierungsarbeiten? Es ist noch so viel zu erledigen.«
    »Ich denke, ich werde alle einen Tag nach Hause schicken. Danach fangen wir wieder an. Heute Nacht würde ich gern herkommen, um zu beten.«
    »Wozu soll das gut sein?« Rosamund klang zynisch.
    »Es kann jedenfalls nicht schaden.«
    »Schauen Sie, Fred, ich weiß nicht recht …«
    Er sah sie mit strahlenden Augen an. »Mrs Markovic – Rosamund, Sie glauben doch an Gott? Sie glauben an Güte, an Freundlichkeit, Tapferkeit und Mitgefühl. Glauben Sie nicht auch, dass positive Gefühle einen Ort verändern können? Denken Sie nur

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