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Der Fluch von Colonsay

Titel: Der Fluch von Colonsay Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kaye Dobbie
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Fenster von alten Laken verhüllt waren, die man an die Vorhangstangen gebunden hatte, lag es völlig im Dunkeln. Sie konnte kaum etwas erkennen. Aber das Zimmer war genauso groß wie das erste, obwohl es im Augenblick viel kleiner wirkte, so vollgestopft wie es war. Rosamund zwängte einen Arm durch den Spalt und tastete nach dem Lichtschalter. Nichts. Die Birne schien kaputt zu sein und konnte wohl erst gewechselt werden, wenn ein Teil der Gegenstände aus dem Zimmer in den Flur geräumt worden war. Sie drückte noch einmal gegen das Türblatt, um sich mehr Platz zu verschaffen. Hier schien es sehr viel mehr Möbelstücke zu geben als nebenan – ein Lampenschirm hing schief auf seinem Lampenfuß, und über allem thronte ein schwerer Schreibtisch.
    Rosamund atmete tief ein und wischte sich mit zittriger Hand über die Stirn. Hatte sie sich im ersten Zimmer auch so gefühlt, bevor sie mit dem Ausräumen begonnen hatte? Doch eher nicht. Außerdem roch es irgendwie komisch. Nicht nach Geißblatt, sondern schärfer. Ein kalter Hauch strich an ihr vorbei, und in den Schatten ertönte ein leises Kratzen. Panisch sog Rosamund die Luft ein und versuchte mit aller Gewalt, die Tür wieder zu schließen. Sie hörte ihr eigenes hastiges Atmen, während sie mit aller Kraft zog, bis die Tür schließlich mit einem hässlichen Kratzen über die Holzdielen und einem Protestquietschen der rostigen Angeln wieder ins Schloss fiel.
    Rosamund rann der Schweiß in kleinen Bächen über den Rücken. Nachdem die Tür geschlossen war, fühlte sich alles sofort wieder normal an. Zumindest so normal, wie es für Colonsay möglich schien. Überaus erleichtert wandte sie sich ihrem roten Samtsofa zu.
    Die Zeitungsausschnitte lagen, wo sie sie hatte liegen lassen. Rosamund schob sie vorsichtig beiseite, um sie später in den Karton mit Adas Erinnerungsstücken zu legen, und nahm sich einen Stapel mit alten Zeitungen vor.
    Zwei Stunden vergingen, bis sie entschied, dass sie genug hatte. Sie stand auf, reckte ihre steifen Glieder und ging in die Küche. Kerry war noch nicht wieder zurückgekommen, und Rosamund stellte fest, dass ihr die Gesellschaft fehlte.
    Sie machte sich gerade Kaffee, als einer der Arbeiter erschien, um das übliche Tablett mit Getränken und kleinen Leckereien abzuholen, das Kerry sonst vorbereitete. Er wartete, während Rosamund Tee machte und Kekse sowie ein paar Kuchenstücke zusammensuchte. Sonst war es meist Gary gewesen, der das Tablett abholte. Vielleicht ging er ihr aus dem Weg.
    »Wie geht es Raes Arm?«, fragte sie.
    »Das wird schon wieder. Sie muss zu Hause die Füße hochlegen.«
    »Erinnert sie sich daran, was genau passiert ist?«
    Sie beobachtete ihn, während sie das fragte. Sonst wäre ihr sein Seitenblick entgangen.
    »Sie ist ausgerutscht. Es wird schnell rutschig da oben.«
    Rosamund machte das Tablett fertig, und er nahm es, dankte ihr und ging damit zum Westflügel. Rosamund starrte ihm hinterher. Der Seitenblick verursachte ihr Unbehagen. Er zeugte von Dingen, die sie lieber nicht wissen wollte. Sie konnte förmlich Garys Stimme hören: »Etwas in diesem Haus will, dass wir verschwinden.«
    Um die Mittagszeit kam Kerry zurück, wie sie versprochen hatte. Ihr Auto war bis oben hin beladen mit Tüten aus dem Supermarkt. Rosamund hob eine Augenbraue. »Du solltest ein Restaurant aufmachen.«
    Kerry nahm es als Scherz und lächelte. Was sie danach sagte, überraschte Rosamund allerdings sehr. »Vielleicht solltest du das machen, Rosamund. Alte Gemäuer eignen sich gut dafür, sie haben eine besondere Atmosphäre. Du könntest aus Colonsay einen Landgasthof mit gehobener Küche machen.«
    »Ich glaube kaum, dass Mark es schätzen würde, seine Wochenenden mit einem halben Dutzend Fremder zu verbringen.«
    »Nein, das ist wahr.« Zu Rosamunds Verwunderung wirkte Kerry enttäuscht. Sie hatte aufgeregt geklungen wegen des Landgasthofs, offensichtlich sah sie sich selbst in der Rolle der Küchenchefin. Rosamund hatte sie auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt.
    Was geht hier eigentlich vor?, fragte sie sich. Zuerst Rae mit ihren Plänen für ein Hotel und jetzt Kerry mit einem Landgasthof.
    »Und was würde Ada wohl davon halten, wenn wir aus Colonsay einen Landgasthof machen?«, fuhr Rosamund fort. Sie wusste, dass sie Kerry damit in eine Falle lockte, konnte aber nicht anders.
    Kerry wurde knallrot. »Daran habe ich gar nicht gedacht«, sagte sie leise. »Sie würde es verabscheuen, oder? Wie konnte ich

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