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Der Fluch von Colonsay

Titel: Der Fluch von Colonsay Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kaye Dobbie
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an die heiligen Plätze, an denen seit Jahrhunderten Gebete gesprochen werden, an Kirchen und Tempel. Wenn das so ist, können dann nicht auch negative Gefühle einen Ort prägen? Wenn ein Ort viel Unglück und Böses gesehen hat, kann es doch sein, dass er das alles irgendwie speichert, oder?«
    Wieder machte es vollkommen Sinn, was er sagte, fand Rosamund. Trotzdem hatte sie Gary verboten, Zephyr mitzubringen. Sie sträubte sich einfach gegen Hilfe von außen. Es war ihr Haus, ihr Problem, und sie allein wollte es lösen. Aber es hatten sich zwei Unfälle ereignet, und einen dritten wollte sie nicht riskieren.
    »Ein Gebet kann doch nicht schaden, oder?« Freds sanfte Stimme klang überzeugend.
    Sie gab auf und nickte. »Also gut.«
    Er lächelte. »Sie werden sehen, es gibt nichts, worüber Sie sich Sorgen machen müssen.«
    Zögernd nickte sie noch einmal. Kerry begleitete ihn hinaus.
    »Ich hoffe, du weißt, was du da tust«, sagte sie, sobald sie zurück war. »Frederick gehört einer ziemlich unkonventionellen Glaubensgemeinschaft an.«
    »Ach ja?«
    »Sie nennt sich Kirche der freudigen Antwort Gottes. «
    Rosamund stöhnte, und Kerry musste ein Lächeln unterdrücken.
    »Nun, das wird interessant.«
    Rosamund seufzte. Ganz bestimmt! Warum hatte Gary sie nicht gewarnt? Und wo steckte er überhaupt? Fred behauptete, er hätte ihn kaum dazu bewegen können, das Haus zu betreten. Sie hatte nicht erkannt, dass es so schlimm um ihn stand, aber sie erinnerte sich an sein Zögern gestern, als er am Auto gestanden hatte. Sie war zu beschäftigt mit ihren eigenen Gefühlen gewesen, um darauf zu reagieren.
    Vielleicht würde er nicht wiederkommen.
    Das Gefühl des Verlusts traf sie völlig unerwartet und verursachte ihr Unbehagen. Sie wollte nicht von Gary abhängig werden. Sicher, sie mochte ihn und vertraute ihm. Aber im Augenblick war sie damit beschäftigt, sich aus ihrer Beziehung zu Mark zu lösen. Sie war nicht bereit, sich auf unbekanntes Terrain vorzuwagen.
    Noch nicht.
    Kurz nach neun erschien Frederick Swann mit einem kleinen Trupp Leute. Er trug einen dunklen Pullover und eine Freizeithose. Seine Haare waren sorgfältig frisiert. Er sah ganz anders aus als der Mann mit den abgetragenen fleckigen Arbeitsklamotten und den zement- und farbbespritzten Stiefeln, den Rosamund sonst zu sehen bekam.
    Er stellte ihr seine Begleiter vor. Eine Frau mit ergrauendem Blondhaar hieß Melanie. Die anderen beiden waren Männer: Justin, Mitte zwanzig, und Leo, irgendwo in den Sechzigern. Leo trug eine Art Dauerlächeln zur Schau, doch seine Augen blickten mitfühlend. Rosamund mochte ihn trotz ihrer Vorbehalte.
    Leo schloss seine Augen, und sofort verstummten die anderen. Eine Minute lang stand er vollkommen regungslos, als ob er lauschen würde. Dann schüttelte er sich wie ein Hund, der etwas Ekliges erschnüffelt hatte. Frederick trat nah an ihn heran, und die beiden flüsterten miteinander.
    »Ich denke, wir stellen uns dorthin, zwischen die Eingangstür und die Haupttreppe«, sagte Frederick schließlich.
    Sie hatten Kerzen dabei, die sie auf die Stufen der Treppe stellten und anzündeten. Zuerst flackerten die Flammen ein wenig, dann brannten sie ruhig. Kerry drückte sich in der Küchentür herum und wischte sich nervös die Hände am Rock ab. Rosamund, die neben ihr stand, sah sie fragend an. Trotz allem hatte sie gehofft, Gary würde noch auftauchen, aber er hatte nicht einmal angerufen.
    »Wie geht es dem gestürzten Arbeiter?« Kerrys Frage unterbrach ihre Gedankengänge.
    Fredericks Gesicht wurde noch ernster, soweit das überhaupt möglich war. »Er hat das Bewusstsein noch nicht wiedererlangt.«
    Dann waren alle ganz still. Melanie durchlief ein Schauder, woraufhin sie sich etwas theatralisch umblickte, wie Rosamund fand. »Spürt ihr es auch?«, fragte sie mit gesenkter Stimme. Leo lächelte, antwortete aber nicht.
    »Was soll ich spüren?«, fragte Kerry Rosamund leise. Rosamund zuckte mit den Schultern. Für sie fühlte sich das Haus an wie immer. Die vier Gäste bildeten einen Kreis und hielten sich an den Händen. Dann begannen sie zu beten.
    Zuerst ganz leise, dann immer lauter. Leos und Fredericks Stimmen klangen zuversichtlich und tief. Trotz ihres Unbehagens spürte Rosamund das absolute Vertrauen in die Macht des Gebets. Das Gefühl fand sie irgendwie tröstlich.
    »Großer und allmächtiger Gott, gib uns Stärke. Verzeih den armen Seelen, o Herr, die keine Ruhe finden können. Gewähre ihnen Eingang

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