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Der Fluch von Colonsay

Titel: Der Fluch von Colonsay Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kaye Dobbie
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schüttelte zweifelnd den Kopf. »Ich weiß nicht. Es ist schon alles ein bisschen gruselig im Augenblick, aber das ist unser Problem. Ich kenne diese Frau nicht, und ich habe das Gefühl, dass wir die Kontrolle verlieren, wenn sie ins Spiel kommt. Bevor wir uns versehen, werden wir uns mitten in einem Hollywooddrama befinden.«
    »Zephyr ist nicht so.«
    »Zephyr! Das nicht auch noch, Gary!«
    Er besaß den Anstand, leicht zu erröten. »Ich weiß, der Name hört sich nicht so an, aber sie ist keine esoterische Spinnerin. Rosamund, ich kenne sie gut. Sie hat mir geholfen, ich vertraue ihr.«
    »Ich aber nicht.«
    Sie starrten einander unbewegt an. Dann seufzte Gary und stand auf. »Na gut, denk einfach noch mal darüber nach.« Er zögerte, doch als keine Antwort kam, wandte er sich ab. »Gute Nacht, Rosamund.«
    Sie blieb stumm, auch als er die Tür hinter sich zuzog.

11
    Das Wetter am anderen Morgen machte einen trostlosen Eindruck. Ein grauer Himmel kündigte weiteren Regen an, die Luft war feucht und kalt. Rosamund schlüpfte in Jeans und Pullover und zog sich ihre Stiefel an. Es erschien ihr sinnlos, etwas anderes anzuziehen, solange sie staubige und schmutzige Arbeiten zu erledigen hatte. Da waren Designerklamotten einfach fehl am Platz. Sie hatte ein paar gute Sachen aus Melbourne mitgebracht, wusste aber inzwischen nicht mehr, warum eigentlich. Hatte sie gedacht, Mark würde sie groß zum Abendessen ausführen? Jedenfalls staubten sie jetzt hinten im Schrank ein. Im Augenblick war Rosamund mehr an der Vergangenheit interessiert als an der Gegenwart.
    Die Arbeiter waren schon wieder fleißig. Sie konnte sie im Westflügel hören. Von Klopfen und Hämmern unterbrochene Frotzeleien und Witze flogen hin und her. Raes Unfall schien den Eifer nicht gebremst zu haben. Vielleicht war es einzig und allein Gary, der an das Werk übernatürlicher Kräfte glaubte.
    Rosamund stand am Fenster, bürstete ihre Haare und blickte in die Landschaft. Die You-Yang-Berge konnte man heute kaum erkennen, sie hüllten sich in Regenwolken. Das Meer in der Bucht zeigte kaum Bewegung und war bleigrau wie der Himmel. Als sie nach einer Spange griff, um ihr Haar aus dem Gesicht zu halten, stieg ihr wieder dieser Duft in die Nase. Geißblatt.
    Ihre Hand hielt inne. Ihr war inzwischen klar, dass es in Colonsay kein Geißblatt mehr gab. Der Duft wurde intensiver. Rosamund zitterte. Sie unterdrückte es, setzte ihren Verstand gegen das übermächtige Gefühl ein.
    »Du wirst mich nicht los«, sagte sie laut. »Ich lebe auch hier. Hörst du mich? Das ist auch mein Haus.«
    Der Duft wurde schwächer, bis er fast ganz weg war. Rosamund drückte das Gesicht an die kalte Glasscheibe. »Was war daran jetzt so schlimm?«, fragte sie sich leise. »Gib nicht nach. Du wirst damit fertig. Du darfst nur nicht nachgeben.«
    In der Küche hatte Kerry Pfannkuchen zum Frühstück warm gestellt. Auf dem Tisch lag eine Notiz von ihr, dass sie zum Einkaufen gegangen sei und bis zum Mittagessen wieder da sein würde. Rosamund aß hungrig ihr Frühstück und trank dazu starken Tee, während sie Pläne für den Tag machte. Sie war fest entschlossen, sich von den morgendlichen Vorkommnissen nicht ins Bockshorn jagen zu lassen.
    Im Hinterzimmer wartete viel Arbeit auf sie, und danach käme der zweite Raum dran. Wie sie eben feststellte, hatte sie nicht einmal einen Blick dort hineingeworfen. Das sollte sie unbedingt tun. Und dann waren da noch Adas Papiere. »Also«, murmelte sie, »packen wir’s an.«
    Rosamund räumte ihr Geschirr weg und ging in die Eingangshalle. Es war auf einmal ganz still. Sie blieb stehen und hielt den Atem an, bis ihr einfiel, dass Freds Team wohl gerade Frühstückspause machte. Sie lachte über ihre Nervosität und ging nach hinten. Die Tür des ersten Zimmers stand offen, das rote Samtsofa lud sie zum Sitzen ein. Sie widerstand der Versuchung und wandte sich stattdessen der Tür des zweiten Zimmers zu. Diese war verschlossen und bewegte sich trotz aller Bemühungen keinen Zentimeter, als sie versuchte, sie zu öffnen. Klemmte sie? Rosamund betrachtete sie von oben bis unten und warf sich dann mit Schulter und Hüfte dagegen. Sie gab nur einen Spalt nach. Rosamund schob und drückte ein paarmal dagegen. Unwillig schrappte die Tür über den Holzboden und verursachte dabei ein schreckliches Geräusch. Die herausströmende Luft war moderig und drückend. Rosamund steckte vorsichtig ihren Kopf durch den Türspalt ins Zimmer.
    Da die

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