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Der Flug der Adler

Der Flug der Adler

Titel: Der Flug der Adler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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das nun wieder?« fragte ich.
      »Die Rollbahn oben an der
Straße. Ja, Cold Harbour. Nachtflüge nach Frankreich und so
was. Als Feind maskiert den Feind täuschen.«

      »Könnte mir denken,
daß so was ganz schön ungesund werden kann, wenn man dabei
erwischt wird«, bemerkte Denise.
      »In dem Fall machte man mit
einem Exekutionskommando Bekanntschaft. Natürlich haben die
anderen ihrerseits sozusagen Flieger der RAF eingesetzt.« Er
reichte ein weiteres Foto herum. »Die Lysander.
Häßliches Viech, konnten aber selbst im gepflügten
Acker landen und starten.«
      Das nächste Foto zeigte die
Lysander, einen Offizier und eine junge Frau. Der Offizier trug eine
amerikanische Uniform mit den Streifen eines Colonels und einer Reihe
Orden. Ich erkannte den Kriegsverdienstorden und das Fliegerkreuz
für Offiziere, aber das wirklich faszinierende war die Tatsache,
daß auf der rechten Brust seiner Kampfanzugsjacke das
Pilotenabzeichen der RAF prangte.
    »Wer war das?« fragte ich.

    Zec betrachtete nachdenklich das Foto, und die
Antwort, die dann kam, klang äußerst seltsam: »Harry,
glaube ich, oder vielleicht Max. Sicher war ich mir da nie.«
      Da war er wieder, der gleiche
Kommentar wie zuvor. Simeon schien das Ganze ebenso zu verwirren wie
mich. Gerade als ich fragen wollte, was er damit meinte, sagte Denise:
»Und die junge Frau?«
      »Oh, das ist Molly –
Molly Sobel, Munros Nichte. Ihre Mutter war Engländerin, ihr Vater
ein amerikanischer General. Kluges Mädchen. Ärztin. Noch vor
dem Krieg in England ausgebildet, und während der deutschen
Luftangriffe hat sie in London gearbeitet. Flog immer mit Munro von
London ein, wenn ein Arzt gebraucht wurde. Alles streng geheim,
versteht sich.«

      Er schien sich in sich selbst
zurückzuziehen und wirkte plötzlich ganz versonnen. Wir
schwiegen. Das Feuer knisterte, der Regen prasselte gegen die Fenster,
und die Gespräche der Männer an der Bar waren ein leises
Murmeln im Hintergrund.
      »Ist mit dir auch wirklich alles in Ordnung, Vater?« fragte Simeon.
      »Mir ging's noch nie so gut,
obwohl, noch besser würde es mir mit einem kräftigen Schluck
Rum im Bauch gehen. Ich bin gerade dabei, mir eine Zentnerlast von der
Seele zu reden, ein Geheimnis, das ich jahrelang gehegt und gepflegt
habe.« Er hielt Tarquin eine drohende Faust entgegen.
»Alles deine Schuld, du verdammter Bär.«
      Simeon stand auf und ging an die Bar.
Tarquin, der immer noch leicht vor sich hin dampfte, saß reglos
da, so als wollte er sein Geheimnis nicht preisgeben.

      Simeon, der offensichtlich beunruhigt
war, sagte: »Schau, Vater, ich weiß nicht worum es geht,
aber vielleicht ist das alles hier ein bißchen zuviel für
dich.«

      Da schaltete Denise sich wieder ein.
Sie beugte sich vor und legte eine Hand auf Zecs Arm. »Nein,
lassen Sie ihn nur, Simeon. Er muß etwas loswerden, glaube
ich.«
    Er drückte fest ihre Hand und lächelte.
»Bei Gott, wie ich bereits sagte, Sie sind eine wirklich patente
Frau.« Er schien sich ein wenig aufzurichten.
      »Also«, sagte sie. »Der Pilot, der Amerikaner, Harry oder Max hatten Sie gesagt?«

    »Genau.«
    »Das ergibt keinen Sinn.«

      »Gütiger Gott, liebes
Mädchen, ganz im Gegenteil.« Er lehnte sich zurück,
lachte und öffnete einen weiteren Umschlag, den er der Schachtel
entnommen hatte. »Das ist was Besonderes. Was ganz
Besonderes.«
      Es handelte sich um große
Fotoabzüge, wieder in Schwarzweiß. Auf dem ersten war ein
Hauptmann der RAF zu sehen, der vor einer Hurricane stand. Es war der
gleiche Mann, den wir zuvor in der amerikanischen Uniform gesehen
hatten.

      »Ami in der RAF«, sagte
Zec. »Wir hatten ein paar Hundert davon, bevor die Amerikaner
Ende einundvierzig nach Pearl Harbor in den Krieg eingetreten
sind.«
    »Er wirkt müde«, sagte Denise und gab das Foto zurück.
      »Kein Wunder. Das Foto wurde im
September 1940 während der Luftschlacht um England aufgenommen,
direkt nachdem man ihm das Fliegerkreuz mit Auszeichnung zum zweiten
Mal verliehen hatte. Er war für die Finnen in dem Krieg gegen die
Russen geflogen, hat irgendeine tolle Auszeichnung von den Finnen
bekommen, und als dort alles zusammenbrach, ist er nach England
gekommen und in die RAF eingetreten. Damals war das mit den Amis noch
eine heikle Angelegenheit – Amerika war ja neutral –, aber
irgendein Schreibstubenhengst hat Harry als Finnen eingemustert, und
deshalb hat man ihn genommen.«

    »Harry wer?«

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