Der Flug der Libelle
Laserantriebssystem war ein dü n ner Film aus plastischem Netzwerk, mit alternierenden Ringzonen dort, wo die Löcher in dem Netz leer oder mit einem dünnen Kunststoffilm verdeckt waren, der im Lase r licht von 1,5 Mikron eine Phasenverzögerung von einer ha l ben Wellenlänge bewirkte. (Während der Bremsphase, als die Laserfrequenz verdreifacht wurde, um Laserlicht von 0,5 Mikron zu erzeugen, betrug die Phasenverzögerung drei Halbwellenlängen.) Diese riesige Fresnel-Zonenplatte wir k te als Linse für die kombinierten Strahlen der Merkurlaser. Da die Brennweite der Fresnelscheibe sehr groß war, hatten i r gendwelche Veränderungen hinsichtlich Form und Posit i on der gewölbten Linse fast keinen Einfluß auf den gesendeten Strahl. Man ließ die Zonenplatte langsam rotieren, um sie aufgespannt zu halten; und ein Komplex lenkbarer Spi e gel ringsum an der Peripherie benutzte das von der Linse ve r fehlte Laserlicht, um der Schwereanziehung der fernen So n ne entgegenzuwirken und das riesige Segel entlang der Ac h se von der Sonne zu Barnard in Position zu halten. Die Ko n figuration von Lasern, Linse und Segel während der Start und Bremsphasen ist aus Abbildung 6 ersichtlich.
Die zur Beschleunigung dienenden Laser blieben 18 Jahre in Betrieb, während derer das Raumschiff ständig schneller wurde. Hier im Sonnensystem wurden die Laser im Jahre 2044 abgeschaltet. Das letzte Licht reiste von ihnen mehr als zwei Jahre lang durch den Raum, bis es das interstellare Fahrzeug erreichte. Der Schub setzte dort 2046 aus, knapp zwanzig Jahre nach dem Start. Das Gefährt befand sich jetzt zwei Lichtjahre von der Sonne entfernt und noch vier Lich t jahre vor Barnard. Dabei bewegte es sich mit 20 Prozent der Lichtgeschwindigkeit. Jetzt begann die Phase des freien Fluges ohne Antrieb .
Während der nächsten zwanzig Jahre schwebte das Raumschiff mit seiner unter Drogen stehenden Besatzung durch den interstellaren Raum und legte dabei in fünf Jahren jeweils die Strecke von einem Lichtjahr zurück. Hier im Sonnensystem wurde die Laseranlage inzwischen benutzt, um eine weitere interstellare Expedition nach Lalande 21 135 zu schicken. Die Barnardlinse war jetzt auf dreihundert Kilometer Durchmesser vergrößert worden. Dann, im Jahre 2060, wurden die Laser wieder mit einer Energie von 1500 Terawatt eingeschaltet – bei verdreifachter Frequenz. Die gebündelten Strahlen füllten die Fresnellinse von dreihu n dert Kilometern Durchmesser und strahlten auf den entfer n ten Stern zu. Nach zwei Jahren wurden die Laser abgescha l tet und anderweitig verwendet. Der zwei Lichtjahre lange Puls hochenergetischen Laserlichts legte die sechs Lichtja h re bis zum Barnardsystem zurück und wurde dort von dem Raumschiff aufgefangen, das von seinem Ziel noch 0,2 Lichtjahre entfernt war.
Ehe der Laserpuls das interstellare Fahrzeug erreichte, hatte sich dieses in zwei Teile zerlegt. Das innere Segel von dreihundert Kilometern mitsamt der Nutzlast hatte sich a b gelöst und so gedreht, daß es mit dem ringförmigen Hauptsegel gegenüberlag. Das Hauptsegel selbst hatte co m putergesteuerte Verstellorgane, um die richtige opt i sche Krümmung zu bekommen. Als der Laserstrahl aus dem Sonnensystem beim Raumschiff eintraf, stieß er auf das gr o ße Ringsegel von 1000 Kilometern, wurde von der verspi e gelten Fläche zurückgeworfen und auf das kleine Nutzlas t segel von 300 Kilometern reflektiert, wie in Abbildung 5 unten dargestellt ist.
Das Laserlicht beschleunigte das massive Hauptsegel von 72 000 Tonnen mit 1,2 Prozent der Erdbeschleunigung und erhöhte dessen Geschwindigkeit während jener zwei Jahre etwas. Aber die gleiche Laserenergie bremste durch Refl e xion an dem viel leichteren Nutzlastsegel dieses samt seiner Forschungsmannschaft mit nahezu 10 Prozent der Erdb e schleunigung. Während der zwei Jahre, in denen der Lase r strahl einwirkte, wurde das Nutzlastsegel von seiner inte r stellaren Geschwindigkeit von zwanzig Prozent der des Lichts voll abgebremst und kam im Barnardsystem zur R u he. Unterdessen sauste das Hauptsegel weiter in den tiefen Weltraum. Es hatte seine Aufgabe erfüllt.
Prometheus
Das interstellare Raumschiff, welches die Forschungsman n schaft zum Barnardsystem trug, wurde › Prometheus ‹ g e nannt – der Bringer des Feuers. Sein Aufbau ist in Abbi l dung 7 dargestellt. Von weitem wäre es schwierig, das e i gentliche Schiff in dem weit ausgebreiteten, leuchtenden Segel zu erkennen.
Ein
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