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Der Flug der Stoerche

Der Flug der Stoerche

Titel: Der Flug der Stoerche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Christophe Grangé
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sehr ungewöhnlich in dieser Welt aus Watte. Als sie vor uns stand, roch ich ihren intensiven Tabakatem.
    »Sind Sie wegen Böhm hier?« fragte sie mit rauher Stimme. Wir standen auf. Dumaz stellte uns vor.
    »Das ist Louis Antioche, Student, Freund von Max Böhm ...«, sagte er, und ich spürte einen Hauch von Ironie in seinem Ton. »Er hat die Leiche heute nacht gefunden. Ich bin Inspektor Dumaz von der Bundespolizei.«
    »Catherine Warel, Herzchirurgin. Die Autopsie hat ziemlich lang gedauert«, erwiderte sie und wischte sich über die schweißfeuchte Stirn. »Der Fall war komplizierter, als wir zuerst dachten. Einmal wegen der Wunden. Schnabelhiebe, mitten ins Fleisch. Man hat mir gesagt, er wurde in einem Storchennest gefunden - was, um Gottes willen, hat er denn dort oben getrieben?«
    »Max Böhm war Ornithologe«, antwortete Dumaz, ein wenig von oben herab. »Es verblüfft mich, daß Sie ihn nicht kennen. Er war sehr berühmt. Er hat sich für den Schutz der Störche in der Schweiz eingesetzt.«
    »Ach so?« sagte die Frau ohne Überzeugung.
    Sie zog ein Päckchen filterloser schwarzer Zigaretten hervor und zündete sich eine an. Nachdem das Rauchverbotsschild an der Wand unübersehbar war, schloß ich daraus, daß die Frau keine Schweizerin sein konnte. Nach einem langen, gierigen Zug fuhr sie fort: »Zurück zur Autopsie. Trotz der vielen Wunden - Sie bekommen noch heute vormittag einen schriftlichen Bericht - ist der Mann eindeutig einem Herzanfall erlegen, und zwar am Abend des siebzehnten August, gegen acht Uhr.« Sie wandte sich an mich: »Wären Sie nicht gewesen, hätte über kurz oder lang der Gestank die Museumsbesucher alarmiert. Aber eines ist dennoch überraschend. Wußten Sie, daß man Böhm ein fremdes Herz eingepflanzt hat?«
    Dumaz warf mir einen fragenden Blick zu, während die Ärztin fortfuhr: »Als das Team auf die lange Narbe über dem Brustbein stieß, hat man mich zur Autopsie hinzugezogen. Es steht außer Frage, daß eine Transplantation stattgefunden hat: einmal wegen der Narbe, die charakteristisch ist für eine Sternotomie, das heißt eine Durchtrennung des Brustbeins, außerdem wegen außergewöhnlicher Verwachsungen im Spaltraum des Herzbeutels, was ein Hinweis auf einen früheren Eingriff ist. Ich habe außerdem die Nahtstellen am Transplantat festgestellt, die auf der Höhe der Aorta, der Lungenarterie sowie des rechten und des linken Vorhofs mit nicht resorbierbarem Faden durchgeführt worden sind.«
    Frau Dr. Warel zog wieder an der Zigarette und schwieg eine Weile.
    »Die Operation liegt eindeutig mehrere Jahre zurück«, fuhr sie fort, »aber das Fremdorgan wurde bemerkenswert gut toleriert - normalerweise finden wir an einem transplantierten Herzen zahlreiche weißliche Narben - Nekrosen, mit anderen Worten, abgestorbene Muskelzellen an den Stellen, wo das fremde Gewebe abgestoßen wurde. Die Transplantation, die man an Böhm vorgenommen hat, ist also hoch interessant. Und soweit ich sehen konnte, wurde der Eingriff von jemandem durchgeführt, der sein Handwerk hervorragend versteht. Ich habe mich allerdings bereits erkundigt: Max Böhm war wegen der postoperativen Überwachung nicht bei einem unserer Ärzte in Behandlung. Und das, meine Herren, ist ein kleines Rätsel, das ich gern lösen würde. Ich werde mich selbst darum kümmern und Erkundigungen einholen. Was die eigentliche Todesursache betrifft: nichts Originelles. Ein banaler Myokardinfarkt, eingetreten vor etwa fünfzig Stunden. Wahrscheinlich infolge der Anstrengung beim Aufstieg. Wenn es Ihnen ein Trost ist: Böhm hat nicht gelitten.«
    »Was meinen Sie damit?« fragte ich.
    Warel entließ einen Schwall Nikotin in die aseptische Atmosphäre.
    »Ein transplantiertes Herz ist vom Nervensystem des Empfängers unabhängig. Ein Herzanfall löst daher keinen besonderen Schmerz aus - das heißt, Max Böhm hat nicht gespürt, daß er stirbt. Das ist alles, meine Herren.« Sie wandte sich wieder an mich: »Werden Sie sich um die Bestattung kümmern?«
    Ich zögerte einen Moment. »Ich muß leider verreisen ...«, begann ich.
    »Auch gut«, unterbrach sie mich knapp. »Wir werden ja sehen. Jedenfalls ist der Totenschein im Lauf des Vormittags fertig.« Wieder an Dumaz gewandt, fragte sie: »Kann ich Sie noch einen Augenblick sprechen?«
    Der Inspektor und die Ärztin verabschiedeten sich von mir, und Dumaz fügte noch hinzu: »Denken Sie bitte daran, daß Sie am späten Vormittag Ihre Aussage unterschreiben

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