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Der Frauenkrieg (German Edition)

Der Frauenkrieg (German Edition)

Titel: Der Frauenkrieg (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas (der Ältere)
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sonst schien die Verschanzung so öde und stumm, wie die Zitadelle.
    »Gleichviel,« sagte Mazarin, »obschon ich die militärischen Pflichten eines Gouverneurs nicht kenne, obschon ich kein Soldat bin, finde ich doch diese Art, sich gegen eine Majestät zu benehmen, sehr seltsam.«
    »Rücken wir vor,« sprach der Marschall, »wir werden sehen.«
    Als die kleine Truppe nur noch hundert Schritte von der Verschanzung entfernt war, blieb die Schildwache, die bis jetzt auf und ab gegangen war, still stehen. Nachdem sie einen Augenblick geschaut hatte, rief sie: »Wer da?«
    »Der König!« antwortete Herr de La Meilleraye.
    Bei diesem einzigen Worte erwartete Anna von Österreich, die Soldaten würden laufen, die Offiziere sich beeilen, die Brücken niederfallen, die Tore sich öffnen, die Schwerter hoch in der Luft schwingen. Aber nichts von alledem fand statt.
    Die Schildwache zog ihr rechtes Bein gegen das linke zurück, kreuzte die Muskete vor den Ankommenden, und beschränkte sich darauf, mit lauter, fester Stimme »Halt!« zu rufen.
    Der König erbleichte vor Zorn; Anna von Österreich biß sich die Lippen blutig; Mazarin murmelte einen in Frankreich durchaus nicht anständigen italienischen Fluch; der Marschall de La Meilleraye hatte nur einen Blick für Ihre Majestäten, aber dieser war beredt.
    »Ich liebe die Vorsichtsmaßregeln für meinen Dienst,« sagte die Königin, bemüht, sich selbst zu belügen; denn trotz der scheinbaren Sicherheit ihres Gesichtes fing sie an, in ihrem Innern unruhig zu werden.
    »Ich liebe die Achtung vor meiner Person,« murmelte der König, seinen verdrießlichen Blick auf die unempfindliche Schildwache heftend.
    Jetzt sah man oben auf dem Walle einen Mann erscheinen, an den sich die ganze Garnison anschloß.
    Dieser Mann hob seinen Kommandostab in die Höhe; sogleich schlugen die Trommler den Marsch, die Soldaten des Forts präsentierten die Gewehre, und ein Kanonenschuß erscholl ernst und feierlich.
    »Seht Ihr!« sagte die Königin, »sie entsprechen ihrer Schuldigkeit; besser spät, als gar nicht. Vorwärts!«
    »Verzeiht, Madame,« entgegnete der Marschall de La Meilleraye, »aber ich sehe durchaus nicht, daß sie die Tore öffnen, und wir können nur hinein, wenn die Tore offen sind.«
    »Sie vergessen dies zu tun, in dem Erstaunen und der Begeisterung, worein sie dieser erhabene Besuch, den sie nicht erwarteten, versetzt hat,« erlaubte sich ein Höfling zu bemerken.
    »So etwas vergißt man nicht, mein Herr,« erwiderte der Marschall.
    Dann sich gegen den König und die Königin umwendend, fügte er hinzu: »Erlauben mir Ihre Majestäten, Ihnen einen Rat zu geben?« – »Sprecht, Marschall.«
    »Ihre Majestäten sollten sich auf fünfhundert Schritte von hier mit Guitaut und seinen Garden zurückziehen, während ich mit den Musketieren und den Chevauxlegers den Platz rekognosziere.«
    Die Königin antwortete nur: »Vorwärts! und wir werden sehen, ob man uns den Durchgang zu verweigern wagt.«
    Der junge König gab entzückt seinem Pferde die Sporen und befand sich zwanzig Schritte voraus. Der Marschall und Guitaut sprengten ihm nach und holten ihn ein.
    »Man kommt hier nicht durch,« sagte die Schildwache, die ihre Stellung nicht verlassen hatte.
    »Es ist der König!« riefen die Pagen.
    »Zurück!« schrie die Schildwache mit einer drohenden Gebärde.
    Zugleich sah man über der Brustwehr die Hüte und Musketen der Soldaten erscheinen, welche die erste Verschanzung bewachten.
    Ein lang anhaltendes Gemurmel empfing diese Worte und diese Erscheinung. Herr de La Meilleraye ergriff das Pferd des Königs am Zaume, ließ es umwenden und befahl zugleich dem Kutscher der Königin, zurückzufahren. Die beleidigten Majestäten zogen sich ungefähr tausend Schritte von den ersten Schanzen zurück, während sich ihr Gefolge wie eine Schar Vögel nach dem Flintenschusse des Jägers zerstreute.
    Der Marschall de La Meilleraye ließ etwa fünfzig Mann zur Bewachung des Königs und der Königin zurück, sammelte den Rest der Truppe und wandte sich wieder nach den Verschanzungen. Nachdem Guitaut ein weißes Tuch geschwenkt und als Parlamentär den Gouverneur zu sprechen verlangt hatte, sagte ein bleicher, aber ruhiger und höflicher Mann: »Hier bin ich.«
    »Ihr seid der Gouverneur von Vayres?« – »Ja, mein Herr.«
    »Und Ihr weigert Euch, das Tor Eurer Festung Seiner Majestät dem König und der Königin-Regentin zu öffnen?« – »Zu meinem Schmerze.«
    »Und was verlangt

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