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Der Frauenkrieg (German Edition)

Der Frauenkrieg (German Edition)

Titel: Der Frauenkrieg (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas (der Ältere)
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näherte er sich einer von den Gruppen; die Personen, aus denen sie bestand, suchten ebenfalls zu lächeln, aber ihr Wesen verriet eine gewisse Verlegenheit, und die, welche nicht mit Canolles sprachen, entfernten sich.
    Canolles wandte sich um; er sah, daß nach und nach alle Gäste verschwanden. Es war, als hätte sich plötzlich eine unselige Kunde in der Versammlung verbreitet und alles mit Schrecken und Schauder erfüllt. Der Präsident Lalasne ging, eine Hand am Kinn, die andere auf der Brust, mit finsterer Miene hinter ihm hin und her. Die Präsidentin, die ihre Schwester am Arm hielt, benutzte einen Augenblick, wo sie niemand sehen konnte, machte einen Schritt auf Canolles zu und sagte, ohne das Wort an irgend jemand zu richten, mit einem Tone, der die Seele des jungen Mannes im höchsten Grade in Unruhe versetzte: »Wäre ich Kriegsgefangener, selbst auf Ehrenwort, so würde ich aus Furcht, man könnte mir gegenüber das gegebene Wort nicht halten, auf ein gutes Pferd springen und nach dem Flusse jagen; ich gäbe einem Schiffer zehn, zwanzig, hundert Louisdor, wenn es sein müßte, aber ich würde mich davonmachen.«
    Canolles schaute die Frauen erstaunt an, und diese machten gleichzeitig ein Zeichen des Schreckens, das für ihn unbegreiflich blieb. Er wollte sich die Erklärung der Worte erbitten, aber sie entflohen, wie Gespenster, wobei die eine den Finger auf den Mund legte, um ihm anzudeuten, er möge schweigen, während die andere den Arm emporhob, um ihm zu bezeichnen, er möge fliehen.
    Zn diesem Augenblick erscholl der Name Canolles am Gitter.
    Der junge Mann bebte am ganzen Leibe. Dieser Name sollte von dem Boten von Frau von Cambes ausgesprochen werden. Er stürzte nach dem Gitter.
    »Ist der Herr Baron von Canolles hier?« fragte eine rauhe Stimme.
    »Ja,« rief Canolles, nur an Claire denkend, »ja, hier bin ich!«
    »Ihr seid Herr von Canolles?« sagte nun ein Sergeant, die Schwelle des Gitters überschreitend, hinter dem er gestanden hatte.
    »Ja, mein Herr.«
    »Der Gouverneur der Insel Saint-George?« – »Ja.«
    »Der Exkapitän vom Regiment Navailles?« – »Ja.«
    Wer Sergeant wandte sich um, machte ein Zeichen, und vier hinter einem Wagen verborgene Soldaten rückten sogleich vor. Der Wagen selbst fuhr so nahe heran, daß sein Fußtritt die Schwelle des Gitters berührte; der Sergeant forderte Canolles auf, einzusteigen. Der junge Mann schaute umher, er war ganz allein und sah nur in der Ferne unter den Bäumen, wie zwei Schatten, Frau von Lalasne und ihre Schwester, die ihn, aneinander angelehnt, voll Mitleid zu betrachten schienen.
    »Bei Gott!« sagte Canolles zu sich selbst, denn er begriff durchaus nicht, was vorging, »bei Gott! Frau von Cambes hat da ein seltsames Geleit gewählt. Aber,« fügte er, über seine eigenen Gedanken lächelnd, hinzu, »wir wollen in Beziehung auf die Wahl der Mittel nicht heikel sein.«
    »Wir warten auf Euch, Kommandant,« sagte der Sergeant.
    »Verzeiht, meine Herren, hier bin ich,« erwiderte Canolles und stieg in den Wagen. Der Sergeant und zwei Soldaten stiegen mit ihm ein; die anderen setzten sich, der eine neben den Kutscher, der andere hinten auf, und die plumpe Maschine entfernte sich so schnell, als zwei kräftige Pferde sie fortziehen konnten.
    Das alles war sonderbar und fing an Canolles zu denken zu geben; er wandte sich auch an den Sergeanten und fragte: »Nun, da wir allein sind, mein Herr, könnt Ihr mir wohl sagen, wohin Ihr mich führt?«
    »Zuerst ins Gefängnis,« antwortete der Mann, an den die Frage gerichtet war.
    Canolles schaute den Mann äußerst erstaunt an und entgegnete: »Wie, ins Gefängnis? Kommt Ihr nicht im Auftrage einer Frau?« – »Allerdings.«
    »Und diese Frau ist nicht die Vicomtesse von Cambes?« – »Nein, mein Herr, die Frau Prinzessin von Condé.«
    »Die Frau Prinzessin von Condé!« rief Canolles.
    »Armer junger Mann!« murmelte eine Frau, die eben vorüberging, und machte das Zeichen des Kreuzes.
    Canolles fühlte, wie ein jäher Schauer seine Adern durchlief.
    Etwas entfernter blieb ein Mann, der mit einer Pike in der Hand auf der Straße einherschritt, plötzlich still stehen, als er den Wagen und die Soldaten erblickte. Canolles neigte sich heraus; ohne Zweifel erkannte ihn dieser Mann, denn er zeigte ihm die Faust mit einem drohenden, wütenden Ausdruck.
    »Oh! sie sind wahre Narren in Eurer Stadt,« sagte Canolles, indem er noch zu lächeln versuchte; »bin ich denn seit einer Stunde ein

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