Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Frauenkrieg

Der Frauenkrieg

Titel: Der Frauenkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
Vom Netzwerk:
versichern, daß ich des Erfolges gewiß bin, aber ich wiederhole, was ich bereits gesagt habe, ich werde alles in der Welt zu diesem Zwecke tun.«
    »Des Erfolges, wobei?« fragte Nanon; »verstehen wir uns diesmal auch richtig und findet nicht ein neues furchtbares Mißverständnis statt?«
    »Bei der Rettung des armen Canolles.«
    Nanon schaute ihn mit einer furchtbaren Starrheit an und rief: »Nicht wahr, er ist verloren?«
    »Ach! wenn ich Euch meine Meinung offen sagen soll, so muß ich gestehen, daß ich seine Lage für sehr schlimm halte.«»Wie kalt er das sagt!« rief Nanon. »Weißt du, Unglücklicher, was dieser Mann für mich ist?«
    »Ich weiß, daß es ein Mann ist, den Ihr Eurem Bruder vorzieht, da Ihr eher ihn als mich rettetet, und mich, als Ihr mich erblicktet, mit einem Fluch empfingt.«
    Nanon machte ein Zeichen der Ungeduld.
    »Ei, bei Gott! Ihr habt recht,« fuhr Cauvignac fort, »und ich spreche das nicht aus als Vorwurf, sondern als einfache Bemerkung; denn hört, die Hand auf dem Herzen, wären wir noch beide im Kerker des Schlosses Trompette und ich wüßte, was ich jetzt weiß, so würde ich zu Herrn von Canolles sagen: »Ihr seid von Nanon ihr Bruder genannt worden, Euch verlangt man und nicht mich;« und er wäre an meiner Stelle gekommen, und ich wäre an der seinigen gestorben.«
    »Er wird also sterben?« rief Nanon mit einem furchtbaren Ausbruche des Schmerzes; »er wird sterben?« – »Meine Schwester, alles, was ich Euch sagen kann, ist folgendes: Es sind zwei Stunden seit meiner Entweichung verflossen; in diesen kann viel geschehen sein, vielleicht auch nichts. Nun habe ich eine Meile von Bordeaux hundert Mann und meinen Leutnant, und ich glaube, ich werde mit hundert Mann, von denen ich die Hälfte opfere, zu Herrn von Canolles gelangen.«
    »Ah! Ihr täuscht Euch, mein Bruder, Ihr gelangt nicht zu ihm!«
    »Mord und Tod! ich dringe zu ihm, oder ich lasse mich niederhauen.«
    »Ah! Euer Tod wird mir Euern guten Willen dartun, aber ihn nicht retten. Er ist verloren! er ist verloren!«
    »Und ich sage Euch, nein, und müßte ich mich statt seiner ausliefern,« rief Cauvignac, mit einem Überwallen von Edelmut, das ihn selbst in Erstaunen setzte.
    »Euch ausliefern!«
    »Ja, allerdings, mich; denn es hat am Ende niemand Ursache, diesen guten Herrn von Canolles, zu hassen; es liebt ihn im Gegenteil jedermann, während man mich verabscheut.«
    »Euch! und warum verabscheut man Euch?«
    »Das ist ganz einfach, weil ich die Ehre habe, Euch durch die engsten Bande des Blutes anzugehören. Verzeiht, meine Schwester, aber was ich Euch da sage, ist äußerst schmeichelhaft für eine gute Royalistin.«
    »Wartet einen Augenblick,« sagte langsam Nanon, ihren Finger auf ihre Lippen legend. »Ich höre.«
    »Ihr sagt, ich werde von den Bordolesen verabscheut?«
    »Das heißt, sie verfluchen Euch.« »Ah! wirklich!« rief Nanon mit einem halb nachdenklichen, halb freudigen Lächeln.
    »Ich glaubte nicht, Euch damit etwas zu sagen, was Euch so angenehm wäre.«
    »Doch, doch,« rief Nanon; »es ist, wenn auch nicht gerade angenehm, doch mindestens sehr gescheit. Ja, Ihr habt recht,« fuhr sie mehr mit sich selbst, als mit ihrem Bruder sprechend fort; »nicht Herrn von Canolles haßt man, Euch auch nicht. Wartet, wartet.«
    Und sie stand auf, legte um ihren geschmeidigen, glühenden Hals einen langen seidenen Mantel, setzte sich an einen Tisch und schrieb in aller Eile einige Zeilen, die Cauvignac nach der Röte auf ihrer Stirn und dem Wogen ihres Busens für sehr wichtig halten mußte.
    »Nehmt dies,« sagte sie, den Brief versiegelnd; »eilt allein, ohne Soldaten und ohne Eskorte, nach Bordeaux; es ist in meinem Stalle ein Berberroß, das den Weg in einer Stunde zurücklegt. Erreicht die Stadt so schnell, als menschliche Mittel es gestatten, übergebt diesen Brief der Frau Prinzessin, und Canolles ist gerettet.«
    Cauvignac schaute seine Schwester erstaunt an; da er aber die Schärfe ihres kraftvollen Geistes kannte, verlor er keine Zeit. Er stürzte in den Stall, sprang auf das bezeichnete Roß und hatte nach einer halben Stunde bereits die Hälfte des Weges zurückgelegt; Nanon aber kniete, sobald sie ihn von ihrem Fenster aus hatte fortreiten sehen, – sie, die Gottlose – nieder, verrichtete ein kurzes Gebet, schloß sodann ihr Gold, ihre Juwelen und Diamanten in eine Kiste, bestellte eine Karosse und ließ sich von ihrem Kammermädchen Finette anziehen.
     

Zwanzigstes Kapitel
     
    Die

Weitere Kostenlose Bücher