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Der Frauenkrieg

Der Frauenkrieg

Titel: Der Frauenkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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Nanon, »und wenn Eure politische Polizei nicht besser ist, als Eure Liebespolizei, so beklage ich Euch.«
    »Ihr beklagt mich?«
    »Ja; denn dieser Herr von Canolles, dem Ihr die Ehre erweist, ihn für Euern Nebenbuhler zu halten, ist nicht hier; übrigens könnt Ihr ja warten, dann werdet Ihr sehen, ob er kommt.«
    »Er ist gekommen!«
    »Er!« rief Nanon, »das ist nicht wahr!«
    Diesmal lag ein Ausdruck tiefer Wahrheit im Tone der Angeschuldigten.
    »Ich will sagen, er ist bis auf vierhundert Schritte hierhergekommen und hat zu seinem Glücke in dem Gasthaus zum Goldenen Kalbe angehalten.«
    Nanon begriff, daß der Herzog viel weniger wußte, als sie anfangs geglaubt hatte. Sie zuckte die Achseln, denn ein anderer Gedanke, den ihr ohne Zweifel der Brief eingegeben hatte, den sie in ihren Händen hin und her drehte, keimte in ihrem Innern.
    »Ist es möglich,« sagte sie, »daß ein Mann von Geist, einer der gewandtesten Politiker des Königreichs, sich von anonymen Briefen fangen läßt?«
    »Anonym meinetwegen, aber wie erklärt Ihr mir diesen Brief?«
    »Oh! die Erklärung ist nicht schwierig, es ist eine Folge des schönen Benehmens unserer Feinde in Agen. Herr von Canolles bat Euch in Familienangelegenheiten um einen Urlaub, den Ihr ihm bewilligtet. Man wußte, daß er hier durchkam, und benutzte seine Reise zu dieser lächerlichen Anschuldigung.«
    Nanon gewahrte, daß das Gesicht des Herzogs, statt sich zu entrunzeln, immer düsterer wurde. »Die Erklärung wäre gut,« sagte er, »wenn diesem Briefe, den Ihr Euren Feinden zuschreibt, nicht eine gewisse Nachschrift beigefügt wäre, die Ihr bei Eurer Unruhe zu lesen vergessen habt.«
    Ein tödlicher Schauer durchlief den ganzen Körper der jungen Frau. Sie fühlte, daß sie den Kampf, wenn ihr der Zufall nicht zu Hilfe käme, nicht länger aushalten könnte.
    »Eine Nachschrift?« wiederholte sie.
    »Ja, lest,« sagte der Herzog.
    Nanon versuchte zu lächeln, aber sie fühlte, daß ihre Züge sich nicht mehr zu diesem Anschein der Ruhe hergaben. Sie begnügte sich also, mit dem sichersten Tone, den sie anzunehmen vermochte, zu lesen: »Ich habe in meinen Händen den Brief des Fräulein von Lartigues an Herrn von Canolles, durch den die Zusammenkunft, die ich Euch melde, auf heute abend festgesetzt ist. Ich gebe diesen Brief für ein Blankett, das mir der Herr Herzog durch einen einzigen Menschen in einem Schiff auf der Dordogne vor dem Dorfe Saint-Michel um sechs Uhr abends einhändigen läßt.«
    »Und Ihr hattet diese Unklugheit!«
    »Eure Handschrift ist mir so kostbar, liebe Dame, daß ich dachte, ich könnte einen Brief von Euch – nicht zu teuer bezahlen.«
    »Ein solches Geheimnis der Indiskretion eines Mitwissers aussetzen!, Ah, Herr Herzog!...«
    »Dergleichen vertrauliche Mitteilungen, Madame, nimmt man in Person in Empfang, und so habe ich es auch mit dieser gemacht. Der Mann, der sich auf die Dordogne begab, war ich selbst.«
    »Ihr habt also meinen Brief?« – »Hier ist er.«
    Durch eine rasche Anstrengung des Gedächtnisses suchte Nanon sich zu erinnern, was der Brief enthielt, aber es war ihr unmöglich. Ihr Gehirn fing an sich zu verwirren.
    Sie war also genötigt, ihren eigenen Brief wieder zu lesen. Er enthielt kaum drei Zeilen: Nanon erfaßte sie mit einem gierigen Blicke und erkannte zu ihrer unbeschreiblichen Freude, daß dieser Brief sie nicht vollständig kompromittierte.
    »Lest laut,« sagte der Herzog, »ich bin wie Ihr, ich habe den Inhalt des Briefes vergessen.«
    Nanon fand das Lächeln wieder, das sie einige Sekunden vorher vergeblich gesucht hatte, und las, der Aufforderung des Herzogs gehorchend: »Ich werde um acht Uhr zu Nacht speisen. Seid Ihr frei? Ich bin es. In diesem Falle seid pünktlich, mein lieber Canolles, und fürchtet nichts für unser Geheimnis.«
    »Das ist klar, wie es mir scheint!« rief der Herzog bleich vor Wut.
    »Das spricht mich frei,« dachte Nanon,
    »Ah! ah!« fuhr der Herzog fort, »Ihr habt ein Geheimnis mit Herrn von Canolles?«
    Nanon begriff, daß ein Zögern von einer Sekunde sie ins Verderben stürzen würde, überdies hatte sie alle Muße gehabt, den ihr von dem anonymen Brief eingegebenen Plan in ihrem Gehirn reifen zu lassen.
    »Nun ja,« sagte sie, den Herzog fest anschauend, »der Herr und ich haben ein Geheimnis.«
    »Ihr gesteht es zu?« – »Ich muß wohl da man Euch nichts verbergen kann.«
    »Oh!« schrie der Herzog.
    »Ja, ich erwartete Herrn von Canolles,« fuhr Nanon ruhig

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