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Der Frauenkrieg

Der Frauenkrieg

Titel: Der Frauenkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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Augenblick, »also ist die Frau Prinzessin zu dieser Stunde in Chantilly?«
    Bekanntlich bezeichnete man mit diesem Titel die beiden Herzoginnen von Condé, nur fügte man bei der Gemahlin des verstorbenen Herzogs das Wort Witwe hinzu.
    »Ja,« antwortete Richon, »und sie erwartet Euch dort so bald als möglich.«
    »Und in welcher Lage ist sie in Chantilly?«– »In einer wahren Verbannung; man bewacht sie wie ihre Schwiegermutter mit der größten Sorgfalt, denn man vermutet bei Hofe, daß sie nicht allein beim Parlamente Klage führen wolle, sondern etwas Wirksameres zugunsten der Prinzen plane. Leider fehlt es, wie immer, an Geld ... Aber da fällt mir ein, habt Ihr das, was man Euch schuldig war, eingezogen? Es ist dies eine Frage, die man mir ganz besonders ans Herz gelegt hat.«
    »Mit großer Mühe,«, antwortete der Vicomte, »brachte ich zwanzigtausend Livres zusammen, die ich in Gold bei mir habe; das ist alles.«
    »Das ist alles! Teufel, Vicomte, man sieht wohl, daß Ihr Millionär seid; so verächtlich von einer solchen Summe in einem solchen Augenblick sprechen! Zwanzigtausend Livres; wir sind minder reich als Herr von Mazarin, aber reicher als der König.«
    »Ihr glaubt also, Richon, die Frau Prinzessin werde die bescheidene Gabe annehmen?« – »Mit Dank; Ihr bringt ihr genug, um ein Heer damit zu bezahlen.«
    »Glaubt Ihr, daß wir dessen bedürfen werden?« – »Wessen? eines Heeres? Gewiß, und wir sind dabei, eines zu sammeln. Herr von Larochefoucault hat vierhundert Edelleute angeworben, unter dem Vorwande, sie dem Leichenbegängnisse seines Vaters beiwohnen zu lassen. Der Herzog von Bouillon geht mit derselben Anzahl, wenn nicht mit einer größeren, nach Guienne ab. Herr von Turenne verspricht einen Marsch gegen Paris zu machen, in der Absicht, Vincennes zu überfallen und die Prinzen durch einen Handstreich zu entführen; er wird dreißigtausend Mann, seine ganze Nordarmee, die er dem königlichen Dienste abspenstig macht, bei sich haben. Oh! seid unbesorgt, die Dinge sind in gutem Zuge,« fuhr Richon fort; »ich weiß nicht, ob wir große Geschäfte machen werden, sicher machen wir aber gewaltigen Lärm...«
    »Seid Ihr dem Herzog von Epernon nicht begegnet?« unterbrach ihn der junge Mann, dessen Augen funkelten bei dieser Aufzählung von Kräften, die ihm den Triumph seiner Partei verhieß.
    »Dem Herzog von Epernon?« fragte der Glücksritter ganz verwundert, »wo soll ich ihm denn begegnet sein? Ich komme nicht von Agen, sondern von Bordeaux.«
    »Ihr könntet ihn einige Schritte von hier getroffen haben,« versetzte der Vicomte lächelnd.
    »Ah! richtig, wohnt nicht die schöne Nanon von Lartigues in der Gegend?« – »Zwei Musketenschüsse von hier.«
    »Das erklärt mir die Anwesenheit des Barons von Canolles im Gasthof zum Goldenen Kalb.«
    »Kennt Ihr ihn?« – »Wen? den Baron? Ja. Ich könnte mich sogar seinen Freund nennen, wäre Herr von Canolles nicht von vortrefflichem Adel, während ich ein armer Bürgersmann bin.«
    »Bürgersleute wie Ihr, Richon, sind so viel wie Prinzen, in der Lage, in der wir uns befinden. Wißt Ihr übrigens, daß ich Euren Freund, den Baron von Canolles, vor Prügeln oder vielleicht vor etwas noch Schlimmerem bewahrt habe?« – »Ja, er hat mir ein paar Worte davon gesagt, aber ich hörte ihn nicht sehr aufmerksam an, denn ich hatte Eile, zu Euch zu gelangen. Seid Ihr sicher, daß er Euch nicht erkannt hat?« – »Man erkennt die schlecht, die man nie gesehen hat.«
    »Ich erriet auch nur, was ich ihm erwidern sollte.« »In der Tat,« sagte der Vicomte, »er schaute mich sehr aufmerksam an.«
    Richon versetzte lächelnd: »Ich glaube es wohl, man trifft nicht jeden Tag Edelleute Eurer Art.«
    »Er scheint mir ein lustiger Kavalier zu sein,« sagte der Vicomte nach kurzem Stillschweigen.
    »Lustig und gut, ein allerliebster Geist und ein großes Herz. Der Gascogner ist, wie Ihr wißt, nie mittelmäßig, entweder ist er vortrefflich, oder er taugt nichts. Dieser ist von gutem Gehalt. In der Liebe wie im Kriege ist er gleich hervorragend, es tut mir leid, daß er gegen uns hält. Ihr hättet in der Tat, da der Zufall Euch in Verbindung mit ihm brachte, diesen Umstand benutzen sollen, um ihn für unsere Sache zu gewinnen.«
    Eine flüchtige Röte zog wie ein Meteor übet die bleichen Wangen des Vicomte hin.
    »Euer Freund kam mir unbedeutend vor,« sagte er.
    »Wer ist in diesen unruhigen, wechselvollen Zeiten ein bedeutender Mann und wer

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