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Der Frauenkrieg

Der Frauenkrieg

Titel: Der Frauenkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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um dann seinen größten Vorteil wahrzunehmen. Das Rekrutierungsgeschäft nahm seinen raschen Fortgang und Cauvignac hatte bald seine Arbeit zur Hälfte vollendet.
    Als er nun, nachdem er den ganzen Morgen mit der Menschenjagd zugebracht hatte, seiner Gewohnheit gemäß vor der Tür des Wirtshauses auf der Lauer stand und mit seinem Leutnant und seinem Unterleutnant plauderte, sah er am Ende der Straße eine junge Dame zu Pferde erscheinen, der ein Stallmeister ebenfalls zu Pferde und zwei mit Gepäck beladene Maultiere folgten.
    Das leichte Wesen, mit dem die schöne Amazone ihr Roß regierte, sowie die steife, stolze Haltung ihres Stallmeisters riefen eine Erinnerung in Cauvignacs Kopf wach.
    Er legte seine Hand auf Ferguzons Arm und sagte, auf die Reisende deutend, zu ihm: »Hier kommt der fünfzigste Soldat des Regiments von Cauvignac, oder ich will des Todes sein.«
    »Wie? diese Dame?« – »Allerdings.«
    »Ah! wir haben bereits einen Neffen, der Advokat, einen Paten, der Pfarrer werden sollte, zwei Schreiber, zwei Apotheker, einen Arzt, drei Bäcker und zwei Gänsehirten; mir scheint, das sind genug schlechte Soldaten, ohne daß wir noch eine Frau dazuzunehmen brauchen, denn eines Tags werden wir uns doch schlagen müssen.«
    »Ja, aber unser Schatz beläuft sich erst auf fünfundzwanzigtausend Livres und ich denke, es wäre nicht übel, wenn man eine runde Summe, etwa dreißigtausend Livres, vollmachen könnte.«
    »Ah! wenn du die Dinge aus diesem Gesichtspunkte betrachtest, habe ich nichts einzuwenden, und pflichte dir vollkommen bei.«
    »Still! Du wirst sehen.«
    Cauvignac näherte sich der jungen Dame, die vor einem der Fenster des Wirtshauses angehalten hatte und die Wirtin befragte, die ihr vom Zimmer aus Antwort gab.
    »Euer Diener, mein edler Herr,« sagte er mit schlauer Miene, die Hand höflich an den Hut legend.
    »Mein edler Herr! ich!« erwiderte die Dame lächelnd.
    »Ihr selbst, schöner Vicomte.«
    Die Dame errötete.
    »Ich weiß nicht, was Ihr damit sagen wollt?« entgegnete sie.
    »Oh! doch wohl, und zum Belege dient, daß Ihr bereits einen halben Fuß Rot auf den Wangen habt.«
    »Ihr täuscht Euch offenbar, mein Herr.«
    »Nein, nein, ich weiß im Gegenteil sehr gut, was ich sage.«
    »Genug des Scherzes, mein Herr.«
    »Ich scherze nicht, und wenn Ihr den Beweis haben wollt, so werde ich ihn Euch geben. Ich habe die Ehre gehabt, Euch vor ungefähr drei Wochen in Tracht Eures Geschlechts an dem Ufer der Dordogne zu begegnen; es folgte Euch damals Euer treuer Stallmeister, Herr Pompée. Habt Ihr noch Herrn Pompée? Ah! ja, da ist er! Der liebe Herr Pompée, werdet Ihr auch sagen, ich kenne ihn nicht?« Der Stallmeister und die junge Dame schauten sich verwundert an.
    »Ja, ja,« fuhr Cauvignac fort, »Ihr staunt; mein schöner Vicomte; aber wagt es zu behaupten, ich sei Euch nicht begegnet, dort auf der Straße, eine Viertelmeile von dem Wirtshause des Meisters Biscarros.«
    »Ich leugne dieses Zusammentreffen nicht, mein Herr.«
    »Ah! Ihr seht wohl.«
    »Nur war ich an jenem Tage verkleidet.«
    »Nein, nein, heute seid Ihr es. Übrigens, da das Signalement des Vicomte von Cambes in ganz Guienne verbreitet worden ist, begreife ich wohl, daß Ihr, um jeden Verdacht abzuwenden, es für klüger hieltet, für den Augenblick dieses Kostüm zu wählen, das Euch, um Euch Gerechtigkeit widerfahren zu lassen, mein edler Herr, vortrefflich steht.«
    »Mein Herr,« sagte die Vicomtesse mit einer Unruhe, die sie vergebens zu verbergen suchte, »wenn Ihr Eure Rede nicht mit gescheiten Worten vermischtet, würde ich Euch in der Tat für einen Narren halten.«
    »Ich werde Euch nicht dasselbe Kompliment machen, und finde es sehr vernünftig, sich zu verkleiden, wenn man konspiriert.«
    Die junge Frau heftete einen immer ängstlicheren Blick auf Cauvignac und erwiderte: »In der Tat, es scheint mir, ich habe Euch irgendwo gesehen, aber ich erinnere mich nicht mehr wo.«
    »Das erstemal, wie ich Euch sagte, an dem Ufer der Dordogne.«
    »Und das zweitemal?« – »Das zweitemal in Chantilly.«
    »An dem Jagdtage?« – »Ganz richtig.«
    »Dann habe ich nichts zu befürchten, Ihr seid einer der Unsern.«
    »Warum?«
    »Weil Ihr bei der Frau Prinzessin gewesen seid.«»Erlaubt mir, Euch zu bemerken, daß dies kein Grund ist.«
    »Es scheint mir jedoch ...«
    »Es waren dort zu viele Menschen, als daß man von allen hätte überzeugt sein können, es seien Freunde.«
    »Nehmt Euch in acht, mein Herr, Ihr

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