Der Frauenkrieg
sagen habt?« fragte Canolles.
»Nehmt,« sagte die Vicomtesse, aus ihrer Brust ein Porträt ziehend, das sie Canolles überreichte; »nehmt dieses Porträt, und bei jedem Schmerz, der für Euch aus dieser unglücklichen Angelegenheit hervorgehen wird, schaut es an, sagt Euch, daß Ihr für die leidet, deren Bildnis Ihr vor Euch habt, und daß sie für jedes von Euren Leiden Bedauern empfindet.«
»Ist dies alles, was sie empfindet?« – »Achtung.«
»Ist das alles?« – »Sympathie.«
»Oh, Madame, noch ein Wort!« rief Canolles, »was kostet es Euch, mich vollkommen glücklich zu machen?«
Claire machte eine rasche Bewegung auf den jungen Mann zu, reichte ihm die Hand und öffnete den Mund, um hinzuzufügen: »Liebe.«
Aber im selben Augenblick öffneten sich die Türen, und der vorgebliche Kapitän der Garden erschien, begleitet von Pompée.
»In Faulnay werde ich vollenden,« sagte die Vicomtesse.
»Euren Satz oder Euren Gedanken?« – »Beides; der eine drückt immer den andern aus.«
»Madame,« sagte der Kapitän der Garden, »die Pferde Eurer Hoheit sind angespannt.«
Damit begann die Schlußszene der Komödie von Chantilly, die Canolles kaum zu Ende zu spielen vermochte, so hatten die letzten Worte der Frau von Cambes seine tiefsten Gefühle erregt; er beeilte sich nach Paris zurückzukehren.
Vierzehntes Kapitel
Es ist nun Zeit, uns wieder einer der wichtigsten Personen dieser Geschichte zuzuwenden, die mit ihren fünf Gefährten und einem Sack von Goldtalern munter der Straße von Bordeaux nach Paris folgt.
Es war Cauvignac, der seinen Genossen von seinem Vertrag mit Lenet erzählte.
»Herr Lenet,« schloß er, »hat mir zehntausend Livres bezahlt, um eine Kompanie zu errichten; ich errichte sie, oder der Teufel soll mich holen. An dem Tage, wo ich sie errichtet habe, ist er mir vierzigtausend weitere schuldig; bezahlt er diese vierzigtausend Livre nicht, so werden wir sehen...«»Mit zehntausend Livres!« riefen im Chor vier ironische Stimmen; denn Ferguzon schien, voll Vertrauen zu den Mitteln des Führers, von der ganzen Truppe allein überzeugt zu sein, daß Cauvignac zu dem versprochenen Resultate gelangen würde. »Mit zehntausend Livres wollt Ihr eine Kompanie errichten?«
»Ja,« sagte Cauvignac, »wenn man auch etwas hinzufügen müßte.«
»Und wer wird etwas beifügen?« fragte eine Stimme.
»Ich nicht,« versetzte Ferguzon.
»Wer denn?« fragte ein anderer von den Genossen, namens Barrabas.
»Bei Gott! der erste beste. Halt, ich bemerke gerade einen Menschen, dort auf der Landstraße. Ihr werdet sehen ...«
Der Ankommende war ein Bürger, der im Begriff stand, viertausend Livres, die er in einem Prozeß gegen den unsern Lesern bekannten Wirt Biscarros, diese Zierde seines Standes, verloren hatte, seinem Anwalt in Orleans zu überbringen. Cauvignac wußte nicht nur den Bürger und seinen Anwalt durch die kühnsten und blendendsten Vorspiegelungen um die viertausend Livres zu prellen, sondern er brachte es auch fertig, beide zu weiteren Geldopfern zu bewegen, indem er junge Leute, deren Fürsorge ihnen anvertraut war und deren sie sich zu entledigen wünschten, in seine Kompanie einreihte.
Sein Marsch glich einem Triumphzug. Der erfinderische Parteigänger fand Mittel, die hartnäckigsten Anhänger des Friedens in den Krieg zu führen. Die einen ließ er der Sache des Königs, die andern der Sache der Prinzen sich anschließen. Einige glaubten dem Parlamente zu dienen, andere dem vertriebenen, in Frankreich weilenden König von England, der eine Landung in Schottland plante.
Vier Tage, nachdem er Chantilly verlassen, hatte Cauvignac fünfundzwanzig Mann beisammen, was ein recht achtungswerter Anfang war. Cauvignac suchte einen Mittelpunkt und gelangte in ein kleines Dorf, welches zwischen Chatellerault und Poitiers lag, und glaubte hier gefunden zu haben, was er suchte. Es war Jaulnay; Cauvignac erkannte das Dorf, in das er bei seiner Landstreicherei schon früher gekommen war, und schlug sein Hauptquartier in dem den Lesern bekannten einzigen Wirtshause des Ortes auf.
So auf der Hauptstraße von Bordeaux nach Paris Posten fassend, hatte Cauvignac hinter sich die Truppen des Herrn von Larochefoucault, der Saumur belagerte, und vor sich die des Königs, die sich in der Guienne zusammengezogen. Vorsichtig hütete er sich, irgend eine Farbe zu bekennen, ehe die geeignete Gelegenheit gekommen wäre, und war darauf bedacht, einen Kern von etwa hundert Mann zu bilden,
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