Der Frauenkrieg
durchströmt die Luft, balsamisch duftet der Wald. Holla, Pompée!«
Der würdige Intendant, der ohne Zweifel Befehl erhalten hatte, vor der Tür zu warten, trat ein.
»Meine Lustrosse,« sagte Frau von Cambes mit ihrer fürstlichen Miene; »ich reite diesen Morgen nach den Teichen und komme durch den Pachthof zurück, wo ich frühstücken werde ... Ihr begleitet mich, Herr Baron,« fuhr sie fort; »dies gehört zu Euren Amtspflichten, da Ihr von Ihrer Majestät der Königin den Befehl erhalten habt, mich nicht aus dem Auge zu lassen.«
Eine Wolke erstickender Freude blendete den jungen Mann und umhüllte ihn; er ließ sich ohne Widerstand, beinahe ohne Willen führen; er atmete heftig, er war berauscht, er war verrückt. Inmitten eines reizenden Gehölzes, unter geheimnisvollen Baumgängen, deren schwankende Zweige auf seine entblößte Stirn fielen, öffnete er bald seine Augen wieder für die materiellen Dinge; zu Fuß, stumm, das Herz gepreßt durch eine Freude beinahe so brennend als der Schmerz, schritt er einher, seine Hand mit der von Frau von Cambes verschlingend, die so bleich, so stumm und wohl auch so glücklich war wie er.
Pompée ging hinter ihnen, nahe genug, um alles zu sehen, fern genug, um nichts zu hören.
Dreizehntes Kapitel
Das Ende dieses berauschenden Tages kam, wie das Ende eines Traumes immer kommt; die Stunden waren wie Sekunden für den seligen Edelmann vorübergegangen, und dennoch kam es ihm vor, als hätte er an diesem einzigen Tage Erinnerungen genug gesammelt, um dreimal ein ganzes Leben füllen zu können.
Canolles sollte die Vicomtesse den Tag hindurch nicht verlassen; beim Frühstück lud sie ihn zum Mittagessen, beim Mittagessen zum Abendbrot ein.
Mitten unter allem Glanze, den die falsche Prinzessin entwickeln mußte, um den Gesandten des Königs zu empfangen, empfand Canolles die süßen Aufmerksamkeiten der verliebten Frau. Er vergaß sogar sein Versprechen, sich zu entfernen, und wähnte sich für die Ewigkeit in dieses irdische Paradies verpflanzt, dessen Adam er wäre, während Frau von Cambes die Eva sein sollte.
Als aber die Nacht gekommen war, als man das Abendessen beendet hatte, als beim Nachtisch eine Ehrendame den falschen Herzog von Enghien einführte und die Glocke der Pendeluhr zu schlagen anfing, sagte Frau von Cambes, nachdem sie sich versichert hatte, daß es zehnmal schlagen wollte: »Nun ist die Stunde eingetreten.«
»Welche Stunde?« fragte Canolles, der zu lächeln und einem großen Unglück durch einen Scherz zu begegnen suchte.
»Die Stunde, das Wort zu halten, das Ihr mir gegeben habt.«
»Ei, Madame,« versetzte Canolles traurig, »Ihr vergeßt also nichts?« – »Vielleicht hätte ich vergessen wie Ihr, aber das hier stärkt mir das Gedächtnis.«
Und sie zog aus ihrer Tasche einen Brief, den sie in dem Augenblick, wo sie sich zu Tische setzte, empfangen hatte.
»Von wem ist dieser Brief?« – »Von der Frau Prinzessin, die mich ruft.«
»Das ist wenigstens ein Vorwand! Ich danke Euch, daß Ihr diese Schonung für mich gehabt habt.«
»Täuscht Euch nicht, Herr von Canolles,« erwiderte die Vicomtesse mit einer Traurigkeit, die sie nicht zu verbergen suchte. Selbst wenn ich diesen Brief nicht empfangen hätte, würde ich Euch zur verabredeten Stunde an Eure Abreise erinnert haben. Glaubt Ihr, die Leute, von denen wir umgeben sind, müßten nicht früher oder später unser Einverständnis wahrnehmen? Unsere Beziehungen sind, Ihr müßt es gestehen, nicht die einer verfolgten Prinzessin zu ihrem Verfolger. Nun aber, wenn Euch diese Trennung so schmerzlich ist, wie Ihr vorgebt, laßt Euch sagen, Herr Baron, daß es nur von Euch abhängt, wenn wir uns nicht trennen sollen.«
»Sprecht! oh sprecht!« rief Canolles.
»Erratet Ihr nicht?«
»Oh gewiß, Madame! ich errate und zwar vollkommen. Ihr wollt davon sprechen, daß ich der Frau Prinzessin folgen solle? ...«
»Sie selbst spricht hiervon in diesem Briefe,« sagte lebhaft Frau von Cambes.
»Ich freue mich, daß dieser Gedanke nicht von Euch kommt, ich freue mich über die Verlegenheit, mit der Ihr mir diesen Vorschlag macht; nicht als ob sich mein Gewissen über die Idee empörte, dieser oder jener Partei zu dienen; nein, ich habe keine Überzeugung. Wer hat die denn bei diesem Kriege? Ich kenne weder den Hof noch die Prinzen; unabhängig durch mein Vermögen, ohne Ehrgeiz, erwarte ich weder hier noch dort etwas. Ich bin Offizier, sonst nichts.«
»Ihr willigt also ein, mir
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