Der Frauenkrieg
zu folgen?« – »Nein.«
»Warum nicht, wenn die Dinge sind, wie Ihr sagt?« – »Weil Ihr mich weniger schätzen würdet.«
»Ist dies das einzige Hindernis, das Euch zurückhält?« – »Ich schwöre es Euch.«
»Oh, dann fürchtet nichts.«
»Ihr glaubt selbst nicht an das, was Ihr in diesem Augenblick sagt,« versetzte Canolles lächelnd und den Finger aufhebend; »ein Überläufer ist ein Verräter. Das erste Wort klingt besser, aber beides ist gleichbedeutend.«
»Wohl, Ihr habt recht,« sagte Frau von Cambes, »und ich werde nicht weiter darauf bestehen. Wärt Ihr in einer gewöhnlichen Lage, so hätte ich Euch für die Sache der Prinzen zu gewinnen gesucht. Aber abgesandt vom König, beauftragt mit einer Vertrauenssendung von Ihrer Majestät der Königin Regentin und dem ersten Minister, geehrt durch das Wohlwollen des Herzogs von Epernon, der trotz des Verdachts, den ich anfangs geschöpft hatte, Euch, wie man mir versichert, auf eine ganz besondere Weise begünstigt...«
Canolles errötete.
»Werde ich mit der größten Diskretion zu Werke gehen. Doch hört mich, Baron; seid versichert, wir verlassen uns nicht auf immer; wir sehen uns wieder, das sagen mir meine Ahnungen.«
»Wo dies?« – »Ich weiß es nicht, aber wir sehen uns gewiß wieder.«
Canolles schüttelte traurig den Kopf und erwiderte: »Ich zähle nicht darauf; es besteht Krieg unter uns, das ist zu viel, besonders wenn nicht zugleich Liebe obwaltet.«
»Und dieser Tag?« fragte mit einer bezaubernden Betonung die Vicomtesse, »rechnet Ihr ihn für nichts?« – »Es ist der einzige, an dem ich gelebt zu haben glaube, seitdem ich auf der Welt bin.«
»Ihr seht also, daß Ihr undankbar seid?« – »Gewährt mir einen zweiten Tag, wie diesen.«
»Ich kann nicht, ich muß heute abend reisen.«
»Ich verlange ihn nicht für morgen, nicht für übermorgen; ich bitte darum in der Zukunft. Nehmt die Zeit, die Ihr wollt, wählt den Ort, der Euch beliebt, aber laßt mich mit einer Gewißheit leben; ich würde zu sehr leiden, hätte ich nicht eine Hoffnung.«
»Wohin geht Ihr, wenn Ihr mich verlaßt?« – »Nach Paris, um von meiner Sendung Rechenschaft abzulegen.«
»Und sodann?« – »In die Bastille vielleicht.«
»Aber vorausgesetzt, Ihr geht nicht dahin?« – »Dann kehre ich nach Libourne zurück, wo mein Regiment sein muß.«
»Und ich nach Bordeaux, wo ohne Zweifel die Prinzessin verweilt. Kennt Ihr ein einsam liegendes Dorf auf der Straße von Bordeaux nach Libourne?« – »Ich kenne eines, dessen Andenken mir beinahe so teuer ist als Chantilly.«
»Jaulnay,« sagte lächelnd die Vicomtesse.
»Jaulnay,« wiederholte Canolles.
»Wohl, man braucht vier Tage, um nach Jaulnay zu gelangen; wir haben heute Dienstag; ich werde mich den ganzen Sonntag dort aufhalten.«
»Oh Dank! Dank!« rief Canolles, eine Hand an seine Lippen drückend, die ihm zu entziehen Frau von Cambes nicht den Mut hatte.
Doch nach einem Augenblick sagte sie: »Nun bleibt uns noch übrig, unsere kleine Komödie zu Ende zu spielen.«
»Ah! ja, das ist wahr, Madame. Die Komödie, die mich in den Augen von ganz Frankreich vollkommen lächerlich machen muß. Aber ich habe nichts dagegen zu sagen, ich wollte es so, ich habe die Rolle, die ich spiele, nicht gewählt, aber die Entwickelung veranlaßt, die sie krönt.«
Frau von Cambes schlug die Augen nieder.
»Nun lehrt mich, was ich noch zu tun habe,« sagte Canolles gelassen. »Ich erwarte Eure Befehle und bin zu allem bereit.«
Claire war so bewegt, daß Canolles sehen konnte, wie der Samt ihres Kleides unter den ungleichen, hastigen Schlägen ihres Busens sich hob.
»Ihr bringt mir ein ungeheures Opfer, ich weiß es; aber beim Himmel, glaubt mir, ich bewahre Euch eine ewige Dankbarkeit. Ja, Ihr setzt Euch für mich der Ungnade des Hofes aus; ja, man wird Euch streng beurteilen. Ich bitte Euch, achtet das alles für nichts, wenn Euch der Gedanke, Ihr habt mich glücklich gemacht, ein gewisses Vergnügen bereitet.«
»Ich werde danach trachten, Madame.«
»Glaubt mir, Baron,« fuhr Frau von Cambes fort, »der kalte Schmerz, dem ich Euch preisgegeben sehe, ist eine furchtbare Gewissenspein für mich. Andere würden Euch vielleicht reicher belohnen, als ich es tue; aber, mein Herr, eine Belohnung, die man so leicht bewilligte, würde Euer Opfer nicht würdig bezahlen.«
Bei diesen Worten schlug Claire die Augen mit einem Seufzer schamhafter Betrübnis nieder.
»Ist das alles, was Ihr mir zu
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