Der Frauenkrieg
Wort mehr, ich bitte Euch.«
»Entschuldigt, mein Herr, diesmal ist es nicht mehr die Vicomtesse von Cambes, die mit Euch spricht, es ist die Abgesandte der Frau Prinzessin, die einen Auftrag an Euch übernommen hat und ihre Botschaft erfüllen muß.«
»Sprecht, Madame,« erwiderte Canolles mit einem Seufzer, der einem Stöhnen glich.
»Die Frau Prinzessin, die von den Gefühlen weiß, die Ihr mir zuerst in Chantilly und dann in Jaulnay kundgegeben habt, die sehnlich zu wissen verlangt, welcher Partei Ihr wirklich angehört, beschloß, Euch einen Parlamentär schicken und sich dadurch Gewißheit zu verschaffen, und diese Botschaft übernahm ich, weil ich sie, in Eure geheimsten Gedanken eingeweiht, besser als jemand anders glaubte ausführen zu können«
»Ich danke, Madame,« sagte Canolles, seine Brust mit der Hand zerfleischend, denn während der kurzen Zwischenräume des Gesprächs vernahm er Nanons keuchenden Atem.
»Hört also, was ich Euch im Namen der Frau Prinzessin vorschlage, denn geschähe es in meinem eigenen,« fuhr Claire mit ihrem bezaubernden Lächeln fort, »so würde ich die Ordnung der Vorschläge umkehren.«
»Ich höre,« sagte Canolles mit dumpfem Tone.
»Ihr übergebt die Insel Saint-George gegen eine von den drei Bedingungen, die ich Eurer Wahl anheimstelle. Nie erste ist... erinnert Euch wohl, nicht ich spreche so: eine Summe, von zweimalhunderttausend Livres.«
»Oh! Madame, geht nicht weiter,« sagte Canolles, bemüht, das Gespräch abzubrechen. »Die Königin hat mich mit einem Kommando beauftragt; dieses Kommando ist die Insel Saint-George, und ich werde sie bis zum Tod verteidigen.«
»Erinnert Euch der Vergangenheit,« rief Claire traurig, »das sagtet Ihr mir nicht bei unserer letzten Zusammenkunft, als Ihr mir den Antrag machtet, alles zu verlassen, um mir zu folgen, als Ihr bereits die Feder in der Hand hieltet, um denen, denen Ihr heute Euer Leben opfern wollt, Eure Entlassung anzubieten.«
»Ich konnte das anbieten, Madame, als es mir noch freistand, meinen Weg zu wählen; heute bin ich nicht mehr frei...«
»Ihr seid nicht mehr frei!« rief Claire erbleichend, »wie versteht Ihr das? Was wollt Ihr damit sagen?« – »Ich will damit sagen, daß ich durch die Ehre gebunden bin.«
»Wohl, so hört meinen zweiten Vorschlag.«
»Wozu? Habe ich Euch nicht bereits wiederholt, ich sei unerschütterlich in meinem Entschluß? Versucht mich also nicht ferner.«
»Verzeiht, mein Herr,« entgegnete Claire, »ich habe auch eine Sendung und muß sie bis zum Ende erfüllen.«
»Tut es,« murmelte Canolles, »aber in der Tat, Ihr seid sehr grausam.«
»Fordert Eure Entlassung, und wir werden sodann nachdrücklicher auf Euren Nachfolger einwirken, als auf Euch. In einem, in zwei Jahren nehmt Ihr wieder Dienst unter dem Herrn Prinzen mit dem Grade eines Brigadiers.«
Canolles schüttelte traurig den Kopf und erwiderte: »Ach! Madame, warum verlangt Ihr nur Unmögliches von mir?«
»Mir antwortet Ihr das? In der Tat, ich verstehe, Euch nicht, mein Herr. Wart Ihr nicht im Begriff, Eure Entlassung zu unterzeichnen? Sagtet Ihr nicht zu der, die damals bei Euch war und Euch mit so viel Freude zuhörte. Ihr nehmet sie freiwillig und aus dem Grunde Eures Herzens? Warum sollet Ihr also nicht hier tun, wenn ich es von Euch fordere, wenn ich Euch um etwas bitte, was Ihr in Jaulnay selbst vorgeschlagen habt?«
Alle diese Worte drangen wie Dolchstiche in das Herz der armen Nanon, und Canolles fühlte, wie sie eindrangen.
»Was damals eine erlaubte Handlung war, wäre heute ein Verrat, ein schändlicher Verrat!« sagte Canolles mit dumpfer Stimme. »Nie werde ich die Insel Saint-George übergeben! Nie werde ich meine Entlassung nehmen!«
»Wartet, wartet,« sagte Claire mit ihrem sanftesten Tone, wahrend sie jedoch unruhig umherschaute, denn dieser Widerstand Canolles' und besonders der Zwang, der ihn zu drücken schien, kamen ihr seltsam vor. »Hört noch den letzten Vorschlag, mit dem ich anfangen wollte, denn ich wußte und habe zum voraus gesagt, Ihr würdet die beiden ersten zurückweisen; die materiellen Vorteile, ich bin glücklich, daß ich es erraten habe können, welche ein Herz wie das Eurige nicht in Versuchung führen; Ihr braucht andere Hoffnungen, als die des Ehrgeizes und des Vermögens; edle Instinkte bedürfen edler Belohnungen. Hört also...«
»In des Himmels Namen, Madame, habt Mitleid mit mir!« sagte Canolles und machte eine Bewegung, um sich
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