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Der Frauenkrieg

Der Frauenkrieg

Titel: Der Frauenkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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einer von den Gästen.
    »Nein, der Kapitän Cauvignac,« antwortete Richon.
    »Ich kenne ihn nicht,« riefen mehrere Stimmen.
    »Ich kenne ihn,« sagte Canolles.
    »Ist er ein erprobter Königstreuer?«
    »Ich kann es nicht bestimmt sagen; doch habe ich alle Ursache zu glauben, daß der Kapitän Cauvignac ein Geschöpf des Herrn von Epernon und dem Herzog sehr ergeben ist.«
    »Das entscheidet die Frage; wer dem Herzog ergeben ist, ist es auch Seiner Majestät.«
    »Er gehört zur Vorhut des Königs,« sagte ein alter Offizier. »So habe ich wenigstens sagen hören.«
    »Ist Seine Majestät unterwegs?« fragte Richon mit seiner gewöhnlichen Ruhe.
    »Zu dieser Stunde muß der König mindestens in Blois sein,« antwortete der junge Mann, der vom Hof kam.
    »Wißt Ihr das gewiß?«
    »Ganz gewiß. Das Heer wird vom Marschall de La Meilleraye befehligt, der sich hier in der Gegend mit dem Herzog von Epernon in Verbindung setzen soll.«
    »Vielleicht in Saint-George?« sagte Canolles.
    »Oder vielmehr in Vayres,« sagte Richon. »Der Marschall de La Meilleraye kommt von der Bretagne, und Vayres liegt auf seinem Wege.«
    »Wer das Zusammenstoßen der beiden Armeen auszuhalten hat, riskiert viel für seine Basteien,« sagte der Gouverneur von Brannes. »Herr de La Meilleraye hat dreißig Kanonen bei sich und Herr von Epernon fünfundzwanzig.«
    »Das wird ein schönes Feuer geben,« sagte Canolles; »leider werden wir es nicht sehen.«
    »Oh!« versetzte Richon, »wenn sich nicht einer von uns für die Herren Prinzen erklärt.«
    »Ja, aber Canolles ist stets sicher, irgend ein Feuer zu sehen. Erklärt er sich für die Prinzen, so sieht er das Feuer von Herrn de La Meilleraye und Herrn von Epernon; bleibt er Seiner Majestät anhänglich, so sieht er das Feuer der Bordolesen.«
    »Oh! was die letzteren betrifft,« versetzte Canolles, »ich halte sie nicht für sehr furchtbar und schäme mich gewissermaßen, daß ich es nur mit ihnen zu tun habe. Leider gehöre ich mit Leib und Seele Seiner Majestät und muß mich am Ende mit einem Kampf mit Bürgern begnügen.«
    »Den sie mit Euch anfangen werden, seid unbesorgt,« sagte Richon.
    »Habt Ihr einige Wahrscheinlichkeit in dieser Beziehung?« fragte Canolles.
    »Ich habe mehr, ich habe Gewißheit,« antwortete Richon. »Der Rat der Bürger hat beschlossen, vor allem die Insel Saint-George zu nehmen.«
    »Gut,« rief Canolles, »sie mögen kommen, ich erwarte sie.«
    So weit war man in der Unterhaltung, und man machte sich eben an den Nachtisch, als man plötzlich vor den Toren der Festung die Trommel rasseln hörte.
    »Was soll das bedeuten?« fragte Canolles.
    Da trat ein Offizier mit entblößtem Degen ein und meldete: »Herr Gouverneur, ein Parlamentär.«
    »Ein Parlamentär?« fragte Canolles, »und von wem?« – »Von den Prinzen.«
    »Woher kommt er?« – »Von Bordeaux.« »Von Bordeaux!«
    »Von Bordeaux!« wiederholten alle Gäste, Richon ausgenommen.
    »Ah! der Krieg ist also im Ernste erklärt, da man Parlamentäre schickt?« sagte der alte Offizier.
    Canolles entließ sofort seine Gäste, die sich eilends nach allen Richtungen zerstreuten. Richon blieb bis zuletzt.
    »Baron,« sagte er zu Canolles, »ich wollte Euch nicht ganz wie die anderen verlassen, da wir uns länger kennen, als Ihr die andern kennt. Nun aber lebt. Wohl; gebt mir die Hand und gut Glück.«
    Canolles reichte Richon die Hand und erwiderte, ihn fest anschauend: »Richon, ich kenne Euch, es geht etwas in Euch vor; Ihr sagt es mir nicht, denn wahrscheinlich ist es nicht Euer Geheimnis. Ihr seid jedoch bewegt, und ist ein Mann Eures Schlags bewegt, so rührt dies nicht von einer Kleinigkeit her.«
    »Sind wir nicht im Begriff uns zu verlassen?« – »Wir schickten uns auch zur Trennung an, als wir im Gasthause von Biscarros voneinander Abschied, nahmen, und dennoch wart Ihr ruhig.«
    Richon lächelte traurig und sagte: »Baron, ich habe das Vorgefühl, daß wir uns nicht mehr sehen werden.«
    Canolles schauerte, so viel tiefe Schwermut lag in der gewöhnlich so festen Stimme des kühnen Parteigängers.
    »Wohl,« sagte er, »sehen wir uns nicht wieder, wenn schon, so ist dies der Fall, weil einer von uns gestorben ist... den Tod der Tapfern gestorben, und in diesem Fall ist der, den es trifft, wenigstens sterbend sicher, daß er in dem Herzen eines Freundes fortlebt. Umarmen wir uns, Richon! Ihr habt mir gesagt: Viel Glück! ich sage Euch: Guten Mut!«
    Sie umarmten einander und hielten sich

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