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Der Frauenkrieg

Der Frauenkrieg

Titel: Der Frauenkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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Gott! Er liebt mich nicht. Und ich, ich Unglückliche liebe ihn!«
     

Sechtes Kapitel
     
    Als Canolles Frau von Cambes verließ, kehrte er in seine Wohnung zurück. Nanon stand bleich und unbeweglich mitten im Zimmer. Canolles ging mit einem traurigen Lächeln auf sie zu; je näher er zu ihr kam, desto mehr bog Nanon das Knie; er reichte ihr die Hand, sie fiel ihm zu Füßen.
    »Verzeiht mir,« sagte sie, »verzeiht mir, Canolles! Ich habe Euch hierher gebracht, ich habe Euch diesen schwierigen und gefährlichen Posten übergeben lassen; werdet Ihr getötet, so bin ich die Ursache Eures Todes. Ich bin eine Selbstsüchtige und dachte nur an mein Glück. Verlaßt mich, geht!«
    Canolles hob sie sacht auf und erwiderte: »Ich Euch verlassen! Nie, Nanon, nie, Ihr seid mir heilig; ich habe geschworen, Euch zu beschützen, zu verteidigen, zu retten; und ich werde Euch verteidigen, oder ich sterbe.«
    »Sprichst du dies aus dem Grunde deines Herzens, Canolles, ohne Zögern, ohne Bedauern?«
    »Ja,« antwortete Canolles lächelnd.
    »Ich danke, mein würdiger, mein edler Freund, ich danke. Siehst du, dieses Leben, an das ich mich anklammerte, ich würde es dir heute ohne eine Klage opfern; denn seit heute erst weiß ich, was du für mich getan hast. Man bot dir Geld; gehören meine Schätze nicht dir? Man bot dir Liebe; kann es in der Welt eine Frau geben, die dich lieben wird, wie ich dich liebe? Sie werden dich also angreifen. Gut, wir wollen Soldaten anwerben, Waffen und Munition aufhäufen, unsere Kräfte verdoppeln, uns verteidigen. Ich werde für meine Liebe kämpfen, du kämpfst für dein Glück. Du wirst sie schlagen, mein tapferer Canolles; du wirst dafür sorgen, daß die Königin sagt, sie habe keinen tapfereren Kapitän, als du bist; deine Beförderung übernehme ich, und wenn du reich, mit Ruhm und Ehre beladen bist, magst du mich verlassen; ich werde meine Erinnerungen zum Troste haben.«
    Dabei schaute Nanon Canolles an und erwartete die Antwort, welche die Frauen immer auf überspannte Reden erwarten, das heißt, eine Antwort so toll und überspannt wie diese Reden. Aber Canolles senkte traurig den Kopf und erwiderte: »Nanon, nie werdet Ihr einen Schaden erleiden, nie werdet Ihr eine Schmach erdulden, solange ich auf der Insel Saint-George lebe. Beruhigt Euch also, denn Ihr habt nichts zu befürchten.«
    »Ich danke,« sagte Nanon, »obgleich dies nicht alles ist, was ich fordere.«
    Ganz leise fügte sie hinzu: »Ach! ich bin verloren, er liebt mich nicht mehr.«
    Canolles erhaschte jenen Flammenblick, der wie ein Blitz schimmert, jene furchtbare Blässe einer Sekunde, die so viel Schmerz enthüllt.
    »Wir wollen ganz und gar edelmütig sein,« sagte er zu sich selbst, »sonst wären wir ehrlos! Komm, Nanon,« fuhr er fort, »komm, meine Freundin; wirf deinen Mantel über deine Schultern, nimm deinen Männerhut, die Nachtluft wird dir wohltun. Ich kann jeden Augenblick angegriffen werden und will meine Runde machen.«
    Zitternd vor Freude kleidete sich Nanon, wie ihr Geliebter es ihr sagte, und folgte ihm.
    Canolles war ein wahrer Kapitän, wie er ein wahrer Soldat war, und erfüllte durch seine sachverständige, eifrige und teilnehmende Art der Pflichterfüllung und Kontrolle alle mit gleicher Hingebung und Begeisterung.
    Während aber seine Augen mechanisch prüften, verweilte sein Geist nicht allein bei den Ereignissen des Tages, sondern bei all den seltsamen Abenteuern, deren Held er seit dem Tage gewesen war, wo er Frau von Cambes zum ersten Male gesehen hatte. Doch seltsamerweise ging sein Geist nicht darüber hinaus; es kam ihm vor, als hätte er erst von dieser Stunde zu leben angefangen; als hätte er bis dahin in einer andern Welt mit niedrigeren Instinkten, mit unvollständigen Empfindungen gelebt. Von dieser Stunde war in seinem Leben ein Licht, das allem einen neuen Schein verlieh, und von diesem neuen Tage an wurde Nanon, die arme Nanon unbarmherzig einer andern Liebe geopfert, einer Liebe, die von ihrem Anfang an übermächtig sein ganzes Leben beherrschte.
    Nach schmerzhaften Betrachtungen, in die sich himmlisches Entzücken mischte, bei dem Gedanken, daß er von Frau von Cambes geliebt sei, gestand sich Canolles, nur die Pflicht allein schreibe ihm vor, ein Mann von Ehre zu sein, und die Freundschaft, die er für Nanon hege, lege kein Gewicht in die Wagschale bei seiner Entschließung.
    Arme Nanon! Canolles nannte sein Gefühl für sie Freundschaft. Die Freundschaft kommt aber in der

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