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Der Freigeist

Der Freigeist

Titel: Der Freigeist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gotthold Ephraim Lessing
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bringe ich sie mit Vorsatz und Ueberlegung vor.
    Theophan . Aber eine naehere Erklaerung—
    Fuenfter Auftritt
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    Der Freigeist
    Adrast . Die fodern Sie nur von sich selbst.
    Johann (die ersten Worte beiseite). Hier muss ich hetzen.—Ja, ja, Herr Theophan! es ist schon bekannt, dass Ihnen mein Herr ein Dorn in den Augen ist.
    Theophan . Adrast, haben Sie es ihm befohlen, an Ihrer Stelle zu antworten?
    Johann . So? auch meine Verteidigung wollen Sie ihm nicht goennen? Ich will doch sehen, wer mir verbieten soll, mich meines Herrn anzunehmen.
    Theophan . Lassen Sie es ihn doch sehen, Adrast.
    Adrast . Schweig!
    Johann . Ich sollte—
    Adrast . Noch ein Wort! (Drohend.)
    Theophan . Nunmehr darf ich die Bitte um eine naehere Erklaerung doch wohl wiederholen? Ich weiss sie mir selbst nicht zu geben.
    Adrast . Erklaeren Sie sich denn gerne naeher, Theophan?
    Theophan . Mit Vergnuegen, sobald es verlangt wird.
    Adrast . Ei! so sagen Sie mir doch, was wollte denn Araspe, bei Gelegenheit dessen, was Sie schon wissen, mit den Worten sagen: Theophan hat es auf sich genommen?
    Theophan . Darueber sollte sich Araspe eigentlich erklaeren. Doch ich kann es an seiner Statt tun. Er wollte sagen, dass er mir Ihre Wechsel zur Besorgung uebergeben habe.
    Adrast . Auf Ihr Anliegen?
    Theophan . Das kann wohl sein.
    Adrast . Und was haben Sie beschlossen, damit zu tun?
    Theophan . Sie sind Ihnen ja noch nicht vorgewiesen worden? Koennen wir etwas beschliessen, ehe wir wissen, was Sie darauf tun wollen?
    Adrast . Kahle Ausflucht! Ihr Vetter weiss es laengst, was ich darauf tun kann.
    Theophan . Er weiss, dass Sie ihnen Genuege tun koennen. Und sind Sie alsdann nicht auseinander?
    Adrast . Sie spotten.
    Theophan . Ich bin nicht Adrast.
    Adrast . Setzen Sie aber den Fall,—und Sie koennen ihn sicher setzen,— dass ich nicht imstande waere zu bezahlen: was haben Sie alsdenn beschlossen?
    Fuenfter Auftritt
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    Der Freigeist
    Theophan . In diesem Falle ist noch nichts beschlossen.
    Adrast . Aber was duerfte beschlossen werden?
    Theophan . Das koemmt auf Araspen an. Doch sollte ich meinen, dass eine einzige Vorstellung, eine einzige hoefliche Bitte bei einem Manne, wie Araspe ist, viel ausrichten koenne.
    Johann . Nachdem die Ohrenblaeser sind.—
    Adrast . Muss ich es noch einmal sagen, dass du schweigen sollst?
    Theophan . Ich wuerde mir ein wahres Vergnuegen machen, wenn ich Ihnen durch meine Vermittelung einen kleinen Dienst dabei erzeigen koennte.
    Adrast . Und Sie meinen, dass ich Sie mit einer demuetigen Miene, mit einer kriechenden Liebkosung, mit einer niedertraechtigen Schmeichelei darum ersuchen solle? Nein, so will ich Ihre Kitzelung ueber mich nicht vermehren. Wenn Sie mich mit dem ehrlichsten Gesichte versichert haetten, Ihr moeglichstes zu tun, so wuerden Sie in einigen Augenblicken mit einer wehmuetigen Stellung wiederkommen, und es bedauern, dass Ihre angewandte Muehe umsonst sei? Wie wuerden sich Ihre Augen an meiner Verwirrung weiden!
    Theophan . Sie wollen mir also keine Gelegenheit geben, das Gegenteil zu beweisen?—Es soll Ihnen nur ein Wort kosten.
    Adrast . Nein, auch dieses Wort will ich nicht verlieren. Denn kurz,— und hier haben Sie meine naehere Erklaerung:—Araspe wuerde, ohne Ihr Anstiften, nicht hiehergekommen sein. Und nun, da Sie Ihre Mine, mich zu sprengen, so wohl angelegt haetten, sollten Sie durch ein einziges Wort koennen bewogen werden, sie nicht springen zu lassen? Fuehren Sie Ihr schoenes Werk nur aus.
    Theophan . Ich erstaune ueber Ihren Verdacht nicht. Ihre Gemuetsart hat mich ihn vorhersehen lassen. Aber gleichwohl ist es gewiss, dass ich ebensowenig gewusst habe, dass Araspe Ihr Glaeubiger sei, als Sie gewusst haben, dass er mein Vetter ist.
    Adrast . Es wird sich zeigen.
    Theophan . Zu Ihrem Vergnuegen, hoffe ich.—Heitern Sie Ihr Gesicht nur auf, und folgen Sie mir mit zu der Gesellschaft.—
    Adrast . Ich will sie nicht wieder sehen.
    Theophan . Was fuer ein Entschluss! Ihren Freund, Ihre Geliebte—
    Adrast . Wird mir wenig kosten, zu verlassen. Sorgen Sie aber nur nicht, dass es eher geschehen soll, als bis Sie befriediget sind. Ich will Ihren Verlust nicht, und sogleich noch das letzte Mittel versuchen.—
    Theophan . Bleiben Sie, Adrast.—Es tut mir leid, dass ich Sie nicht gleich den Augenblick aus aller Ihrer Unruhe gerissen habe.—Lernen Sie meinen Vetter besser kennen, (indem er die Wechsel hervorzieht) und glauben Sie gewiss, wenn Sie schon von mir das Allernichtswuerdigste

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