Der Freigeist
ein; da koemmt Adrast selbst.
Zweiter Auftritt
Adrast. Theophan. Araspe.
Adrast (erstaunend). Himmel! Araspe hier?
Theophan . Adrast, ich habe das Vergnuegen, Ihnen in dem Herrn Araspe meinen Vetter vorzustellen.
Adrast . Wie? Araspe Ihr Vetter?
Araspe . Oh! wir kennen einander schon. Es ist mir angenehm, Herr Adrast, Sie hier zu sehen.
Zweiter Auftritt
25
Der Freigeist
Adrast . Ich bin bereits die ganze Stadt nach Ihnen durchgerannt. Sie wissen, wie wir miteinander stehen, und ich wollte Ihnen die Muehe ersparen, mich aufzusuchen.
Araspe . Es waere nicht noetig gewesen. Wir wollen von unserer Sache ein andermal sprechen. Theophan hat es auf sich genommen.—
Adrast . Theophan? Ha! nun ist es klar.—
Theophan . Was ist klar, Adrast? (Ruhig.)
Adrast . Ihre Falschheit, Ihre List—
Theophan (zum Araspe). Wir halten uns zu lange hier auf. Lisidor, lieber Vetter, wird Sie mit Schmerzen erwarten. Erlauben Sie, dass ich Sie zu ihm fuehre.—(Zum Adrast.) Darf ich bitten, Adrast, dass Sie einen Augenblick hier verziehen? Ich will den Araspe nur heraufbegleiten; ich werde gleich wieder hier sein.
Araspe . Wenn ich Ihnen raten darf, Adrast, so sein Sie gegen meinen Vetter nicht ungerecht.—
Theophan . Er wird es nicht sein. Kommen Sie nur.
(Theophan und Araspe gehen ab.)
Dritter Auftritt
Adrast (bitter). Nein, gewiss, ich werde es auch nicht sein! Er ist unter allen seinesgleichen, die ich noch gekannt habe, der hassenswuerdigste! Diese Gerechtigkeit will ich ihm widerfahren lassen. Er hat den Araspe ausdruecklich meinetwegen kommen lassen: das ist unleugbar. Es ist mir aber doch lieb, dass ich ihm nie einen redlichen Tropfen Bluts zugetrauet, und seine suessen Reden jederzeit fuer das gehalten habe, was sie sind.—
Vierter Auftritt
Adrast. Johann.
Johann . Nun? haben Sie den Araspe gefunden?
Adrast . Ja. (Noch bitter.)
Johann . Geht's gut?
Adrast . Vortrefflich.
Johann . Ich haette es ihm auch raten wollen, dass er die geringste Schwierigkeit gemacht haette!—Und er hat doch schon wieder seinen Abschied genommen?
Adrast . Verzieh nur: er wird uns gleich den unsrigen bringen.
Johann . Er den unsrigen?—Wo ist Araspe?—
Adrast . Beim Lisidor.
Dritter Auftritt
26
Der Freigeist
Johann . Araspe beim Lisidor? Araspe?
Adrast . Ja, Theophans Vetter.
Johann . Was frage ich nach des Narren Vetter? Ich meine Araspen.—
Adrast . Den meine ich auch.
Johann . Aber—
Adrast . Aber siehst du denn nicht, dass ich rasend werden moechte? Was plagst du mich noch? Du hoerst ja, dass Theophan und Araspe Vettern sind.
Johann . Zum erstenmal in meinem Leben.—Vettern? Ei! desto besser; unsere Wechsel bleiben also in der Freundschaft, und Ihr neuer Herr Schwager wird dem alten Herrn Vetter schon zureden—
Adrast . Du Dummkopf!—Ja, er wird ihm zureden, mich ohne Nachsicht ungluecklich zu machen.—Bist du denn so albern, es fuer einen Zufall anzusehen, dass Araspe hier ist? Siehst du denn nicht, dass es Theophan muss erfahren haben, wie ich mit seinem Vetter stehe? dass er ihm Nachricht von meinen Umstaenden gegeben hat? dass er ihn gezwungen hat, ueber Hals ueber Kopf eine so weite Reise zu tun, um die Gelegenheit ja nicht zu versaeumen, meinen Ruin an den Tag zu bringen, und mir dadurch die letzte Zuflucht, die Gunst des Lisidors, zu vernichten?
Johann . Verdammt! wie gehen mir die Augen auf! Sie haben recht. Kann ich Esel denn, wenn von einem Geistlichen die Rede ist, nicht gleich auf das Allerboshafteste fallen?—Ha! wenn ich doch die Schwarzroecke auf einmal zu Pulver stampfen und in die Luft schiessen koennte! Was fuer Streiche haben sie uns nicht schon gespielt! Der eine hat uns um manches Tausend Taler gebracht: das war der ehrwuerdige Gemahl Ihrer lieben Schwester. Der andere—
Adrast . Oh! fange nicht an, mir meine Unfaelle vorzuzaehlen. Ich will sie bald geendigt sehen. Alsdann will ich es doch abwarten, was mir das Glueck noch nehmen kann, wann ich nichts mehr habe.
Johann . Was es Ihnen noch nehmen kann, wann Sie nichts mehr haben? Das will ich Ihnen gleich sagen: Mich wird es Ihnen alsdann noch nehmen.
Adrast . Ich verstehe dich, Holunke!—
Johann . Verschwenden Sie Ihren Zorn nicht an mir. Hier koemmt der, an welchem Sie ihn besser anwenden koennen.
Fuenfter Auftritt
Theophan. Adrast. Johann.
Theophan . Ich bin wieder hier, Adrast. Es entfielen Ihnen vorhin einige Worte von Falschheit und List.—
Adrast . Beschuldigungen entfallen mir niemals. Wenn ich sie vorbringe,
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