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Der Freigeist

Der Freigeist

Titel: Der Freigeist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gotthold Ephraim Lessing
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Natur lenken laesst, sondern welche die Natur selbst lenket.
    Adrast . O Geschwaetze!
    Theophan . Ich muss Ihnen dieses sagen, Adrast, ob Sie es gleich ebensowohl wissen koennten, als ich; und auch wissen sollten. Was wuerden Sie selbst von mir denken, wenn ich den Verdacht nicht mit aller Gewalt von mir abzulenken suchte, als mache mich die Religion zu einem Veraechter der Freundschaft, die Religion, die Sie nur allzugern aus einem wichtigen Grunde verachten moechten?—Sehen Sie mich nicht so geringschaetzig an; wenden Sie sich nicht auf eine so beleidigende Art von mir—
    Adrast (beiseite). Das Pfaffengeschmeiss!—
    Theophan . Ich sehe, Sie gebrauchen Zeit, den ersten Widerwillen zu unterdruecken, den eine widerlegte Lieblingsmeinung natuerlicherweise erregt.—Ich will Sie verlassen. Ich erfuhr itzt ohnedem, dass einer von meinen Anverwandten mit der Post angelangt sei. Ich gehe ihm entgegen, und werde die Ehre haben Ihnen Erster Aufzug
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    Der Freigeist
    denselben vorzustellen.
    Zweiter Auftritt
    Adrast.—Dass ich ihn nimmermehr wiedersehen duerfte! Welcher von euch Schwarzroecken waere auch kein Heuchler?—Priestern habe ich mein Unglueck zu danken. Sie haben mich gedrueckt, verfolgt, so nahe sie auch das Blut mit mir verbunden hatte. Hassen will ich dich, Theophan und alle deines Ordens! Muss ich denn auch hier in die Verwandtschaft der Geistlichkeit geraten?—Er, dieser Schleicher, dieser bloede Verleugner seines Verstandes, soll mein Schwager werden?—Und mein Schwager durch Julianen?—Durch Julianen?—Welch grausames Geschick verfolgt mich doch ueberall! Ein alter Freund meines verstorbenen Vaters traegt mir eine von seinen Toechtern an. Ich eile herbei, und muss zu spaet kommen, und muss die, welche auf den ersten Anblick mein ganzes Herz hatte, die, mit der ich allein gluecklich leben konnte, schon versprochen finden. Ach Juliane! So warest du mir nicht bestimmt? du, die ich liebe? Und so soll ich mich mit einer Schwester begnuegen, die ich nicht liebe?—
    Dritter Auftritt
    Lisidor. Adrast.
    Lisidor . Da haben wir's! Schon wieder allein, Adrast? Sagen Sie mir, muessen die Philosophen so zu Winkel kriechen? Ich wollte doch lieber sonst was sein—Und, wenn ich recht gehoert habe, so sprachen Sie ja wohl gar mit sich selber? Nu, nu! es ist schon wahr: ihr Herren Grillenfaenger koennt freilich mit niemand Kluegerm reden, als mit euch selber. Aber gleichwohl ist unsereiner auch kein Katzenkopf. Ich schwatze eins mit, es mag sein, von was es will.
    Adrast . Verzeihen Sie—
    Lisidor . Je, mit Seinem Verzeihen! Er hat mir ja noch nichts zuwider getan—Ich habe gern, wenn die Leute lustig sind. Und ich will kein ehrlicher Mann sein, wenn ich mir nicht eine rechte Freude darauf eingebildet habe, den Wildfang, wie sie Ihn sonst zu Hause nannten, zu meinem Schwiegersohne zu haben. Freilich ist Er seitdem gross gewachsen; Er ist auf Reisen gewesen; Er hat Land und Leute gesehen. Aber, dass Er so gar sehr veraendert wuerde wiedergekommen sein, das haette ich mir nicht traeumen lassen. Da geht Er nun, und spintisiert von dem, was ist—und was nicht ist,—von dem, was sein koennte, und wenn es sein koennte, warum es wieder nicht sein koennte;—von der Notwendigkeit, der halben und ganzen, der notwendigen Notwendigkeit, und der nicht notwendigen Notwendigkeit;—von den A—A—wie heissen die kleinen Dingerchen, die so in den Sonnenstrahlen herumfliegen? von den A—A—Sage doch, Adrast—
    Adrast . Von den Atomis, wollen Sie sagen.
    Lisidor . Ja, ja, von den Atomis, von den Atomis. So heissen sie, weil man ihrer ein ganz Tausend mit einem Atem hinunterschlucken kann.
    Adrast . Ha! ha! ha!
    Lisidor . Er lacht, Adrast? Ja, mein gutes Buerschchen, du musst nicht glauben, dass ich von den Sachen ganz und gar nichts verstehe. Ich habe euch, Ihn und den Theophan, ja oft genug darueber zanken hoeren. Ich behalte mir das Beste. Wenn ihr euch in den Haaren liegt, so fische ich im trueben. Da faellt manche Brocke ab, die keiner von euch brauchen kann, und die ist fuer mich. Ihr duerft deswegen nicht neidisch auf mich sein; denn ich bereichere mich nicht von einem allein. Das nehme ich von dir, mein lieber Adrast; und das vom Theophan; und aus allen dem mache ich mir hernach ein Ganzes—
    Zweiter Auftritt
    6
    Der Freigeist
    Adrast . Das vortrefflich ungeheuer sein muss.
    Lisidor . Wieso?
    Adrast . Sie verbinden Tag und Nacht, wenn Sie meine mit Theophans Gedanken verbinden.
    Lisidor . Je nu! so wird eine angenehme

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