Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Fremde aus dem Meer

Titel: Der Fremde aus dem Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy J. Fetzer
Vom Netzwerk:
gewesen, und sie hatten sie gekreuzigt. Nie wieder, hatte sie sich geschworen. Sie starrte auf den Kaffee, der in der Tasse kalt wurde, die sie so fest umklammerte, dass das feine Porzellan zu zerspringen drohte. Sie atmete tief ein, und ihr Griff lockerte sich. Sie musste vorsichtig sein. Heute war sie nicht konzentriert genug. Immer wieder ging sie in Gedanken zurück zu dem letzten Mal, als sie Tess noch lebend gesehen hatte. Tess hatte ihre Probleme zu den ihren gemacht und war auf der Flucht vor zwei bewaffneten Männern gewesen, die ihr unbedingt eine Kugel in den Rücken jagen wollten.
    Das lag jetzt drei Tage zurück.
    Nicht zu wissen, was Tess zugestoßen war, untergrub ihre Selbstbeherrschung.
    Sie schluckte und kämpfte gegen Tränen an.
    Der Ruf nach Ruhe schallte durch das Studio und lenkte ihre Aufmerksamkeit wieder auf den Mann ihr gegenüber, der seine Notizen durchging. Er sah auf, und sein Lächeln erinnerte an einen sprungbereiten Panter. Am liebsten hätte Penny die Zähne in ihn geschlagen. Eigentlich hätte er ein Schild tragen müssen: VERHÄLT SICH UNFAIR. Er wollte nicht die ganze Wahrheit. Er wollte Schmutz, und zwar genug, um eine Schlagzeile herauszuschinden. Sie fragte sich, ob sie diese Runde ohne blaue Flecken überstehen würde. Denn die Wahrheit war noch viel schmutziger, als er es sich überhaupt vorstellen konnte, und ihre Unterdrückung hatte Tess vielleicht das Leben gekostet.
    Das rote Licht an der Kamera leuchtete auf.
    »Es sieht so aus, als ob Die Goldene Maske auch wieder ein Kassenschlager wird«, sagte Justin und brachte damit geschickt das Gespräch auf ihren nächsten Film. »Wie wäre es, wenn Sie die Fragen beantworten würden, die sich alle Ihre Fans stellen?«
    Jetzt fängt er schon wieder an, dachte sie. »Und die wären?«
    »Fragen über Ihre Vergangenheit.«
    Dunkelgrüne katzenhafte Augen starrten Baylor an.
    »Wie zum Beispiel?«, kam es kühl und unnahbar.
    »Gibt es irgendwelche Schwestern, Brüder? Geliebte? Ex-Ehemänner?«
    Sie hatte ein Gefühl der Leere im Herzen, als sie sagte: »Ich war einziges Kind, und meine Eltern sind tot.« Bei dieser Halbwahrheit zuckte Penelope innerlich zusammen. Sie hatte keine Ahnung, ob es irgendwo noch Verwandte gab, ja, sie wusste nicht einmal ihren wirklichen Namen. Es war ein Elend!
    »Sind Sie im Augenblick in jemanden verliebt?«
    Für einen Moment wurde ihr Blick schärfer. »Nein.« Nachdenklich neigte sie den Kopf, und ein Saphir an ihrem Ohr blitzte in dem künstlichen Licht auf. »Nicht, dass ich wüsste.« Und das Publikum brauchte es auch nicht zu wissen, selbst wenn sie so dumm war, jemanden so nahe an sich herankommen zu lassen.
    »Und Ex-Ehemänner?«, fügte Justin schnell hinzu, da er das Thema schon einmal angeschnitten hatte.
    »Wäre ich verheiratet gewesen, würde es in meiner Biografie auftauchen.« Sie lächelte so unsicher, wie sie sich fühlte. Ich hätte alldem niemals zustimmen dürfen, dachte sie, wobei sie nervös mit dem winzigen Medaillon spielte, das an einer langen Kette um ihren Hals hing.
    »Besteht Aussicht auf eine Heirat?«
    Ihr leises, raues Lachen hüllte ihn ein wie dichter Rauch.
    »Sie tun ja gerade so, als sei ich auf Männerfang.«
    Justin lächelte. Die Kamera liebte diese Frau. Und so nah vor
    ihr, verstand er auch, warum. Sie war unvergleichlich, von verfeinerter, geheimnisvoller Sinnlichkeit.
    »Naja... Ihr Name ist schon mit Berühmtheiten wie Mel Gibson in Verbindung gebracht worden.«
    »Aber, Justin!«, schalt sie ihn, und ihr Mona-Lisa-Lächeln war wie weggewischt. »Er ist mit einer wunderbaren Frau verheiratet und hat sechs wunderschöne Kinder.« Neid durchfuhr sie, und sie atmete noch einmal ein, um ihre Fassung wiederzugewinnen, bevor sie schnell hinzufügte: »Glauben Sie ernsthaft, dass er das alles für mich aufgeben würde?«
    Sein Blick flog über das tief ausgeschnittene, schlichte Leinenkleid mit dem Tüpfelmuster, das sich eng an die Rundungen ihres Körpers schmiegte. »Mindestens die Hälfte der männlichen Bevölkerung würde es tun. Vielleicht auch Josh Randell?«
    Wachsam geworden, versteifte sich Penny. »Sehen Sie, genau solches Gerede bringt einen in Schwierigkeiten. Sie spekulieren und schon bilden sich Gerüchte.« Sie machte eine Geste mit der Hand, vornehm wie Queen Mum.
    Verdammt! Justin biss die Zähne zusammen. Sie würde ihm keine besondere Neuigkeit mitteilen. »Ist das der Grund, warum Sie, nach so langer Zeit des Schweigens, dieses

Weitere Kostenlose Bücher