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Der Fremde ohne Gesicht

Der Fremde ohne Gesicht

Titel: Der Fremde ohne Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nigel McCrery
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lag. Er hob sie hoch. »Marlboro Lights. Ihre gewohnte Marke?«
    Nach dem ersten Schock über die Razzia gewann Ward wieder an Selbstvertrauen. »Ich weiß zwar nicht, was für eine Scheiße hier läuft, aber sie sitzen dermaßen tief drin, Mann, dass es nicht zu glauben ist. Ich mache Sie fertig und Ihre Karriere können Sie vergessen. Kapiert? Und falls Sie mir noch weitere Fragen stellen wollen, müssen Sie schon meinen Anwalt herschaffen.«
    Er lächelte arrogant. Adams’ Miene blieb ungerührt. Er hatte alle Trümpfe in der Hand.
    »Graham Ward, ich verhafte Sie wegen des Verdachts des Mordes an Sophie Clarke in der Nacht vom Montag, dem 14. August, auf Dienstag, den 15. August. Ich mache Sie darauf aufmerksam, dass alles …«
    Den Rest hörte Ward nicht mehr. Er spürte, wie die Farbe aus seinem Gesicht wich; dann knickten seine Beine ein. Hätten ihn nicht zwei Männer aufrecht gehalten, wäre er sicherlich zusammengebrochen.
    Adams lächelte zufrieden. Er hob Wards Kopf an und sah ihm in die Augen. »Soll ich einen Krankenwagen rufen, Sir?«
    Ward gab keine Antwort, sondern sah ihn nur vollkommen fassungslos an.
     
    Adams überließ es Chalky White, Ward aufs Revier zu bringen, während er noch eine Weile zurückblieb, um das weitere Prozedere zu überwachen. Er wandte sich an Colin Flannery. »Ich möchte, dass das hier genau nach Vorschrift erledigt wird, Colin. Bei dieser Sache können wir uns nicht den kleinsten Verfahrensfehler erlauben.«
    Flannery war geradezu beleidigt, dass Adams auch nur die Möglichkeit in Betracht zog, sein Team könnte anders als strikt professionell vorgehen. Seine Abteilung hatte sich noch nie einen »Verfahrensfehler« geleistet, seit er sie leitete, und er fand, dass ein Polizei-Superintendent das eigentlich wissen sollte. Da er zu verärgert war, um zu antworten, ohne sich sarkastisch anzuhören, nickte er nur und ging davon.
    Meadows sah seinen Vorgesetzten an. »Glauben Sie, wir haben ihn im Netz?«
    Adams ging auf Abwehr. »Ich hätte mich nicht so weit aus dem Fenster gelehnt, wenn ich das nicht glauben würde. Die Information war heiß. Er kannte sie, sodass sie ihn ohne Argwohn hereingelassen hätte. Die Schnur, die wir in der Gartenhütte gefunden haben, scheint der zu entsprechen, die er benutzt hat, um sie zu fesseln. Mit etwas Glück finden wir eine passende Schnittstelle, und dann sitzt er drin.«
    »Hm. Das sind alles lediglich Indizien, Sir.«
    Adams sah ihn an. »Bei Ihnen ist das Glas immer halb leer, was, Dick?«
    Meadows zuckte die Schultern. »Ich weise nur auf die Fakten hin.«
    Adams warf einen Blick zurück zum Haus. »Sicher, es ist noch früh am Tag, aber wenn wir ihn erst mal in die Mangel nehmen und den DNS-Test haben, ist er unser Mann, da bin ich ganz sicher.«
    »Na, hoffen wir, dass wir das alles geregelt kriegen, bevor der Ausschuss für die Berufung des Deputy Chief Constables tagt, was, Sir?«
    Adams sah Meadows einen Moment lang an. Offensichtlich ging es ihm gegen den Strich, was sein Untergebener gerade gesagt hatte, doch er schwieg. Meadows spürte, dass er zu weit gegangen war, und versuchte die Dinge wieder gerade zu rücken. »Sie würden einen guten Deputy abgeben, Sir. Es wird Zeit, dass da oben mal jemand sitzt, der seine Erfahrungen auf der Straße gesammelt hat und weiß, was er tut.«
    Adams zog die Augenbrauen hoch. »Sie finden also, dass das für den derzeitigen Deputy nicht zutrifft?«
    In Adams’ Tonfall lag eine Schärfe, die Meadows gar nicht behagte. »Das habe ich nicht gesagt, Sir. Aber, na ja, er war auf der Polizeischule in Bramshill. Was weiß der denn schon?«
    »Ich war auch in Bramshill. Was haben Sie gegen Bramshill?«
    »Ach, äh, gar nichts, aber immerhin haben Sie auch Ihre Zeit an der Front hinter sich gebracht.«
    Adams wurde das Spielchen leid und ging allein zurück zu seinem Wagen, während sein Inspektor zurückblieb und sich auf die Lippe biss.

3
    Am nächsten Morgen schleppte sich Stan Sharman in den Einsatzraum. Eine Nacht mit Kate war eigentlich mehr, als er sich zumuten konnte, wenn er am darauf folgenden Tag arbeiten musste. Doch für Kate litt er gern ein bisschen. Im Einsatzraum ging es ruhiger zu, als er es in einer so frühen Phase einer Mordermittlung erwartet hätte, und er fragte sich nach dem Grund. Sharman ging hinüber zu Chalky Whites Schreibtisch. »Morgen, Chalky, was ist denn hier los? Ist ja alles so ruhig.«
    Chalky schaute widerwillig von seiner Zeitung hoch. »Lass dich bloß

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