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Der Fremde ohne Gesicht

Der Fremde ohne Gesicht

Titel: Der Fremde ohne Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nigel McCrery
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nicht von Adams hier erwischen, Mann. Der reißt dir die Eingeweide raus.«
    »Zu spät. Das hat schon das schlechte Curry von gestern Abend besorgt.«
    Chalky lachte. »Ja, ich weiß, was du meinst.«
    »Also, wo sind denn alle?«
    »Überrascht mich, dass du das nicht weißt.«
    »Ich hatte zu tun.«
    Chalky wandte sich wieder seiner Zeitung zu. »Habe ich von der Sitte gehört.«
    Sharman war nicht erfreut über die Bemerkung, verkniff es sich aber, darauf einzugehen.
    »Sie haben einen Verdächtigen. Adams wird ihn gleich vernehmen. Danach dürfte die Sache erledigt sein.«
    »Sind die denn sicher, dass sie den richtigen Mann haben?«
    »Adams hat eine spektakuläre Razzia im Morgengrauen inszeniert. Muss sich also ziemlich sicher sein. Im Labor haben sie schon eine DNS-Probe. Selbst wenn er nicht singt, werden wir bald Bescheid wissen. Ist das nicht komisch? Ob du schuldig bist oder nicht, lässt sich daran feststellen, wie heftig du die rechte Hand schüttelst. Das nenne ich Fortschritt.«
    Sharman fragte sich, wie Adams so schnell ein Ergebnis vorweisen konnte. »Das ging aber flott.«
    Chalky fing die Vorlage auf. »Ein bisschen zu flott, wenn du mich fragst. Mit meinen Überstunden ist jetzt Essig und mit dem Urlaub in Spanien auch. Wird wieder mal nur der Campingplatz in Cromer.«
    Sharman hakte nach. »Wie ist denn das gekommen? Hat der Verdächtige sich selbst gestellt?«
    Chalky las weiter seine Zeitung, während er sich alle Mühe gab, irgendetwas Unerfreuliches zwischen seinen Zähnen zu entfernen. »Anonymer Tipp.«
    Sharman horchte auf. »Was hat er denn gesagt?«
    Chalky zuckte die Schultern und betrachtete ein Stück zerkautes Rindfleisch, das er zwischen seinen Backenzähnen herausgeholt hatte. »Da ich nicht allzu hoch auf der Rangleiter stehe, Stan, sind mir derartige Informationen nicht zugänglich, aber der Tipp muss gut gewesen sein, sonst wäre Adams nicht so ein Risiko eingegangen, oder?«
    Sharman wurde nachdenklich. »Wen haben sie denn geschnappt?«
    »Graham Ward, Clarkes politischen Berater. Würde man ihm gar nicht zutrauen, wenn man ihn so sieht. Aber man kann ja nie wissen.«
    »Wann wird Adams ihn vernehmen?«
    »Demnächst. Er will es schnell hinter sich bringen, damit er sich ordentlich auf die Schulter klopfen lassen kann.«
    »Haben die sonst noch irgendwas?«
    »Sie haben das Haus ordentlich auf den Kopf gestellt und ein Stück Schnur und Zigaretten gefunden.«
    »Dieselbe Sorte wie am Tatort?«
    Chalky schüttelte den Kopf. »Keine Ahnung. Du weißt doch, dass sie uns nichts sagen. Wir könnten ja am Ende versuchen, etwas von all der Ehre abzubekommen.«
    »Sonst noch was?«
    Diesmal machte sich Chalky nicht einmal mehr die Mühe aufzublicken. »Wer weiß? Sicher werden sie uns rechtzeitig Bescheid sagen.«
    Sharman legte Chalky eine Hand auf die Schulter. Er war zweifellos der jämmerlichste Versager, den er je gekannt hatte. »Weißt du was, Mann, du müsstest eigentlich beim – Geheimdienst arbeiten.«
    Chalky blickte auf und nickte zustimmend.
    »Dann wären wir alle am Arsch, was?«
    Chalky zog die Brauen zusammen und zeigte Sharman den Finger, bevor er sich wieder seiner Zeitung zuwandte.
     
    Sharman ging quer durch den Einsatzraum hinüber zu Meadows’ Büro und klopfte laut an die Tür. Von drinnen kam Meadows’ Stimme: »Herein!«
    Er öffnete die Tür und trat in das Büro seines Vorgesetzten. Meadows wühlte in irgendwelchen Papieren herum und gab sich den Anschein eines Mannes, der mitten in einer wichtigen Arbeit unterbrochen wurde. Sein Verhalten vermittelte den Eindruck von Konzentration und Kompetenz, doch beides war pure Schauspielerei, wie Sharman wusste. Meadows war, wie die meisten ranghöheren Beamten, ein guter Sportler, und das war gleich nach der Mitgliedschaft bei den Freimaurern der leichteste Weg, um heutzutage bei der Polizei nach oben zu kommen. Als jüngerer Mann hatte er in der Polizeimannschaft Rugby und Kricket gespielt und das bedeutete natürlich, dass er relativ wenig Zeit auf der Straße verbrachte, dafür aber umso mehr Zeit damit, ranghöheren Beamten beim Bier nach dem Spiel in den Arsch zu kriechen. Später, als er älter wurde, war es Golf. Wie die meisten der faulen Säcke, mit denen Sharman im Lauf der Jahre hatte zusammenarbeiten müssen, brachte Meadows es fertig, mitten während einer größeren Ermittlung sein Handikap um mindestens zwei zu senken. Es war wirklich unglaublich.
    Als Sharman eintrat, blickte Meadows wie

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