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Der Fremde ohne Gesicht

Der Fremde ohne Gesicht

Titel: Der Fremde ohne Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nigel McCrery
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Deshalb musste man den genannten Verdächtigen ernst nehmen. Wenn er diese Ermittlung rasch zum Abschluss bringen konnte, würde ihm das eine große Last von den Schultern nehmen und ihm den Chief Constable aus dem Nacken schaffen. Außerdem war er froh, wenn er nicht in Crime Watch auftreten musste. Die Sendung war sehr hilfreich, aber aus irgendeinem Grund hatte er sich bei den zwei Gelegenheiten, bei denen er dort aufgetreten war, sehr unwohl gefühlt. Freilich sah der Abgeordnete John Clarke das sicher anders. Seit dem Mord an seiner Frau war er so ziemlich in jeder Nachrichten- und Reportagesendung erschienen, wie auch in allen überregionalen und lokalen Zeitungen. Trauern in der Öffentlichkeit brachte offenbar viele Stimmen.
    Er schaute sich in der Victoria Road um. Maddingly war eine sehr attraktive Mittelklasse-Wohngegend. Schöne, teuer aussehende Häuser mit reichlich Abstand zu den von Bäumen gesäumten Straßen. In den Einfahrten standen nur die feinsten Autos: BMW, Mercedes, Jaguar, sogar ein schöner roter Ferrari fiel ihm auf. In so einer Gegend hätte er auch gerne gewohnt. Vielleicht konnte er es sich eines Tages leisten.
    Noch ein Blick auf die Uhr. Sechs Uhr neunundzwanzig. Die Zeit schleicht, dachte er. Er wusste, dass Graham Ward zu Hause war. Einer der Jungs hatte ihn um sechs angerufen und behauptet, er hätte sich verwählt, als Ward abnahm. Verrückt. Die ältesten und bewährtesten Methoden, Leute auszuspionieren, waren immer noch die besten. Er schaute sich nach hinten um. Der Sondereinsatzwagen stand mit sechs eifrigen und kräftigen Jungs bereit, die auf sein Kommando warteten. Im zweiten Wagen saß Chalky White mit zwei weiteren Detective Constables, im Wagen dahinter waren vier Tatort-Spezialisten und er saß mit Dick Meadows im vordersten Wagen. Alles im grünen Bereich. Während die letzten Sekunden verstrichen, wanderten Adams’ Gedanken zu seiner gegenwärtigen Beziehung zu Sam. Irgendetwas musste da passieren. Er hatte schon versucht, sie zu Hause zu besuchen, aber sie war entweder nicht da gewesen oder nicht an die Tür gegangen. Seine Anrufe verliefen ebenso erfolglos. Das Problem war, dass mittlerweile allen die spannungsgeladene Atmosphäre auffiel, und das kostete ihn eine Menge Glaubwürdigkeit. Mit solchen Problemen schlug man sich nicht gerne mitten in einer Morduntersuchung herum, schon gar nicht in einer so wichtigen wie dieser. Angesichts seiner guten Aussichten auf die Position des Deputy Chief Constables konnte er eine solche Situation absolut nicht gebrauchen.
    Meadows riss ihn aus seinen Gedanken. »Es ist Zeit, Chef«, sagte er und deutete auf seine Uhr.
    Adams sah ihn einen Moment lang an, während er seine Gedanken sammelte. »Okay, Dick, dann los.«
    Dick Meadows griff nach seinem Funkgerät und gab das Signal: »Alle Einheiten los!«
    Im nächsten Moment stürmten ein Dutzend Beamte auf das Haus Nummer 24 zu.
     
    Graham Ward schlief, als er hörte, wie die Tür eingerammt wurde. Im ersten Moment dachte er, draußen auf der Straße hätte es einen Unfall gegeben, doch als sein Verstand anfing, die Geräusche zu dekodieren, wurde ihm klar, dass es kein Metall, sondern Holz und Glas war, was da zertrümmert wurde. Bevor er richtig zur Besinnung kommen konnte, lag er auch schon mit dem Gesicht nach unten auf dem Boden und drei Polizisten in schwarzen Einsatzanzügen drehten ihm die Arme auf den Rücken. Ward war sich keines Vergehens bewusst, außer der roten Ampel, die er gestern Abend unter Alkoholeinfluss überfahren hatte. Aber davon konnten die doch nichts wissen und außerdem wäre das hier ja wohl eine ziemliche Überreaktion. Schließlich wurde er auf die Beine gezerrt und festgehalten.
    Adams betrat das Zimmer. »Graham Ward?«
    Ward funkelte ihn zornig an. »Was zum Teufel soll das hier werden? Ist Ihnen eigentlich klar, wer ich bin?«
    Adams lächelte ihn an. »Oh ja, wir wissen, wer Sie sind, Mr. Ward. Deshalb sind wir ja hier.«
    »Dann hätten Sie vielleicht die Freundlichkeit, mir zu sagen, warum Sie hier sind?« Wards Stimme klang heiser vor Zorn.
    Bevor Adams antworten konnte, kam einer der Tatort-Spezialisten mit einer Rolle weißer Schnur in einem durchsichtigen Beweismittelbeutel herein.
    »Wo haben Sie das gefunden?«
    »In der Gartenhütte.«
    »Dieselbe Sorte?«
    »Ähnlich. Genau können wir das erst später sagen. Aber sie ist an einem Ende abgeschnitten.«
    Adams nickte und trat an den Nachttisch, auf dem eine Schachtel Zigaretten

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