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Der fremde Zwang

Der fremde Zwang

Titel: Der fremde Zwang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clark Darlton
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abgeräumt. Erst als Ann mit einer Flasche Wein aus der „Küche“ zurückkehrte und Gläser auf den Tisch stellte, gab Gordon ein anerkennendes Grunzen von sich.
    „Donnerwetter“, machte er verdutzt. „Sie haben wirklich an alles gedacht.“
    Ann nickte.
    „An alles, nur nicht an Sie. Es wird Ihnen nichts anderes übrigbleiben, als mit dem zufrieden zu sein, was wir Ihnen von unseren Vorräten abgeben.“
    Sie meinte es nicht so ernst, und die Männer lachten.
    Endlich stellte Gordon die entscheidende Frage:
    „Ich glaube, jetzt ist der Augenblick gekommen, auf den ich so lange warten mußte, meine Herren – Sie eingeschlossen, Miß Holder. Sie wollten mich über Sinn und Zweck Ihres nicht von der Regierung sanktionierten Unternehmens informieren. Bedenken Sie, daß bei der Rückkehr auf der Erde eine Fürsprache für Sie sehr wichtig sein kann. Herr Professor, warum stahlen Sie dieses Schiff?“
    Henderson nahm einen Schluck aus seinem Glas, griff unter sich zum Stuhl und legte dann eine flache Ledertasche auf den Tisch. Mit der Hand klopfte er dann darauf und entgegnete:
    „Hier haben Sie das ganze Geheimnis – im übrigen haben Sie es bei der Durchsuchung von Martins Wohnung zum Glück übersehen. Zur Aufklärung haben wir alle unseren Teil zu sagen, aber lassen Sie mich damit beginnen.“
    Er machte eine kleine Pause und zog dabei einen roten Aktenhefter aus der Ledertasche, breitete ihn vor sich aus. Gordon erkannte, daß die weißen Bogen mit Handschrift und Zeichnungen bedeckt waren.
    Henderson fuhr fort:
    „Soweit ich zurückblicken kann, beschäftigen mich die noch ungelösten Geheimnisse der Natur mehr als alles andere. Das größte dieser Geheimnisse aber ist zweifellos die kosmische Strahlung.
    Viele Theorien wurden aufgestellt, aber es gab keine, die mich befriedigt haben könnte. Und so machte ich es mir zur Lebensaufgabe, die wahre Natur dieser aus dem Raum kommenden Strahlung zu entlarven. Ich glaube, daß es mir gelungen ist.“
    Er schwieg, als erwarte er einen Einwand. Aber Gordon zeigte außer einem verbindlichen Lächeln keine Reaktion, obwohl Henderson soeben etwas ganz Ungeheuerliches gesagt hatte.
    „Wie gesagt, ich glaube es“, setzte der Professor seinen Bericht fort, seine Enttäuschung verbergend. „Viel werden Sie davon nicht verstehen, aber ich will trotzdem versuchen, es Ihnen zu erklären.
    Man hat diese Strahlung bisher für die Auswirkung atomarer Prozesse gehalten, die in den Tiefen des Alls stattgefunden haben. Man glaubte, zusammenstoßende Sterne erzeugten sie, man nahm auch an, sie entstünden beim Aufglühen einer Nova. Nun, ich gebe zu, alle geschilderten Ereignisse vermögen Strahlungen zu erzeugen, und ein nicht geringer Prozentsatz der von uns auf der Erde spürbaren kosmischen Strahlung besitzt alle Eigenschaften der oben erwähnten Geschehnisse. Aber es blieb ein Rest, der eigentliche Träger aller merkwürdigen Eigenschaften, die wir bei dieser Strahlung beobachten.
    Licht, sehr verehrter Herr Inspektor, besteht ebenfalls aus Materie, und Materie, das dürfte Ihnen bekannt sein, besteht aus winzigen Teilchen und Aufbaustoffen der Atomkerne. Denn die kosmische Strahlung weist keine Atomkerne auf – oder nur in sehr geringem Umfang. Sie besteht vielmehr aus mutiertem Licht.“
    Zum erstenmal unterbrach ihn Gordon.
    „Mutiertes Licht?“
    „Ja, das ist wohl die richtige Bezeichnung dafür. Die ‚kosmische Strahlung’ ist nichts als Licht, allerdings in zweifacher Form gewandelt. Jeder sichtbare Körper ist ja nur deshalb sichtbar, weil er Lichtstrahlen reflektiert. Diese Reflektionen – nehmen wir als Anschauungsobjekt einmal unsere heimatliche Erde – gehen hinaus in den Raum, durcheilen ihn mit der Geschwindigkeit des Lichtes, erreichen schließlich die gekrümmte Grenze unseres Universums – und durchdringen sie. Allerdings nur sehr unbedeutend und den Reflektionswinkel absolut nicht beeinflussend.“
    „Reflektionswinkel?“ bewies Gordon, daß er sehr gut aufpaßte. „Ich meine, sie verließen unser Universum?“
    „Nur für ganz kurze Zeit, Inspektor. Gewissermaßen wirkt die Begrenzung des Universums wie eine ganz leicht poröse Sperrmauer. Die Lichtpartikelchen durchdringen sie, werden aber fast vollständig abgebremst. Eine unbekannte Kraft – vielleicht die Spannkraft des gekrümmten Universums – zieht sie zurück und bringt sie so in das soeben verlassene Universum zurück. Diese Rückkehr muß vollkommen glatt verlaufen und dem

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