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Der fremde Zwang

Der fremde Zwang

Titel: Der fremde Zwang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clark Darlton
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bestätigte Gordon gefaßt. „Alle von der Erde ausgehenden Strahlen werden von der Grenze des Universums, das den dazugehörenden Hohlspiegel darstellt, parallel zurückgeworfen, wie bei einem Scheinwerfer. Ja, und dann?“
    Wieder ergriff Henderson das Wort:
    „Sie haben den richtigen Begriff gewählt: Scheinwerfer! So, und nun kommt das zweite Gesetz: Im Brennpunkt eines Hohlspiegels werden alle parallel der Achse einfallenden Strahlen gesammelt. Nun, können Sie damit etwas anfangen?“
    Gordon blieb stumm. Also fuhr Henderson fort:
    „Der ‚unserem’ Hohlspiegel gegenüberliegende Teil des Universums ist ebenfalls ein Hohlspiegel. Er fängt die von uns ausgehenden parallelen Strahlen auf und sammelt sie erneut in seinem Brennpunkt. Es muß also jenseits des Mittelpunktes unseres Universums eine Stelle geben, an der sich das genaue Spiegelbild der Erde befindet.“
    Alle blickten jetzt auf Gordon, in dessen Hirn ganz langsam die Erkenntnis zu dämmern begann.
    „Das also meinten Sie mit Terra II, mit der anderen Erde? Ein Spiegelbild, ein Phantom? Deshalb der ganze Flug? Warum?“
    Henderson lächelte ironisch.
    „Sehen Sie, diese Frage hätte man uns gestellt, wenn wir gefragt hätten. Der Erdstaat sieht keinen Nutzen in dieser Sache, und aus diesem Grunde verzichteten wir darauf, um Erlaubnis zu fragen. Aber, seien Sie ehrlich, reizt es Sie denn überhaupt nicht, diesen Punkt im Universum zu finden, wo sich aus den Lichtstrahlen, die von der Erde einst ausgingen, wieder ein Gebilde zusammenfügt, das logischerweise unserer Erde haargenau gleichen sollte?“
    „Doch, ich muß zugeben, daß ich zumindest neugierig bin.“
    „Hinzu kommt“, warf Glenn in die Debatte, „daß auch ein gewisser Nutzen aus der Angelegenheit gezogen werden kann, zumindest in historischer Hinsicht. Ich hoffe, wir erleben eine Erde der Vergangenheit und können die Zustände, die damals herrschten, mit eigenen Augen sehen. Unser Flug in das All ist auch ein Flug in die Vergangenheit.“
    Gordon hatte sich wieder gesetzt.
    „So langsam“, meinte er zögernd, „beginnt mich das zu interessieren. Ich kann nur hoffen und wünschen, daß der Chef des Solaren Sicherheitsdienstes der gleichen Meinung ist.“
    „Ich werde dafür Sorge tragen, daß er nicht allzu lange Zeit zum Überlegen erhält“, bemerkte Ann überzeugend.
    Henderson sah Gordon fest an, als er fragte:
    „Sind Sie auf unserer Seite, Inspektor?“
    Eine Weile herrschte Schweigen, dann entgegnete Gordon:
    „Sie können sich auf mich verlassen. Mich bedrückt nur ein einziger Gedanke: zu was nütze ich Ihnen? Jeder von Ihnen hat seine Aufgabe, nur ich nicht. Ich stelle einen Ballast dar, der nicht das Essen rechtfertigt. Aber, es ist ja schließlich Ihre eigene Schuld, wenn man es richtig betrachtet.“
    Ann winkte ab.
    „Machen Sie sich keine Sorgen, Inspektor. Bis unsere Lebensmittel verbraucht sind, haben wir die Erde schon längst wiedergesehen.“
    Gordon grinste.
    „Es fragt sich nach allen Theorien nun, welche Erde Sie meinen. Also kurz und gut: teilen Sie mir eine Aufgabe zu, damit ich mir nicht so überflüssig vorkomme.“
    „Ihre Aufgabe wird es sein“, sagte Henderson ernst, „uns nach der Landung auf der Erde vor dem Sicherheitsdienst zu schützen. Ich glaube, wenn Ihnen das gelingt, haben Sie genug getan.“
     
    *                 *
    *
     
    Max Brenner strich mit der Hand wie liebkosend über die glatte Rundung seines Antriebes. Wie ein Würfel sah die Wunderkonstruktion aus, die jederzeit alle konventionellen Antriebe ersetzen könnte. Man brauchte sie nur einzubauen. Das Gehäuse summte leise und vibrierte leicht.
    Neben ihm stand Gordon und betrachtete ihn nachdenklich.
    Welche Regierung war das, die solchen Männern die Erlaubnis zum freien Forschen verweigerte? Welchen Schaden konnten denn diese Wissenschaftler anrichten? Warum verbannte man sie zur Strafarbeit auf die Monde des Jupiter, wenn sie sich nicht nach den kleinlichen Anordnungen der Weltregierung richteten?
    Gordon erschrak.
    Zum erstenmal in seinem Dasein hatte er eine solche Formulierung gedacht. War sein Geist vergiftet worden, vergiftet durch den steten Umgang mit diesen Rebellen?
    Rebellen? Unsinn!
    Nein, dies waren keine Rebellen, niemals!
    Er betrachtete Brenner, dessen liebkosendes Streicheln eine regelrechte Liebeserklärung darstellte. Dieser Physiker liebte seine Maschine. Und dafür sollte er bestraft werden?
    In dieser Sekunde beschloß Gordon,

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