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Der fremde Zwang

Der fremde Zwang

Titel: Der fremde Zwang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clark Darlton
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entwischt?“
    Glenn lachte.
    „Wenn das Ihre einzige Sorge ist, kann ich Sie beruhigen. Wir sind zwar nicht schneller als sie – wenigstens noch nicht –, aber deshalb holen sie uns doch nicht mehr ein. Hören Sie, Brenner, wann schalten wir den neuen Antrieb ein?“
    Der Physiker richtete sich im Sessel auf.
    „Haben Sie die Geschwindigkeit herabgesetzt, Glenn? Ich fühle den Andruck nicht mehr so wie zuvor.“
    „Die Geschwindigkeit steigt sogar ständig, aber die Beschleunigung beträgt nur noch 1 g – das ist ein Unterschied. Im Schiff herrscht nun normale Erdenschwere.“
    „Nun ja, das meinte ich auch. Oder glauben Sie, ich wüßte nicht zwischen Beschleunigung und Geschwindigkeit zu unterscheiden? Sie fragen nach dem Antrieb. Von mir aus kann es beginnen. Sobald ich Ihnen Bescheid gebe, schalten Sie den normalen Antrieb einfach ab. Aber ich fürchte, die Beschleunigung wird uns gegen die Wände quetschen, wenn Miß Holders Neutralisator nicht funktioniert.“
    „Wir erproben ihn vorher“, schlug Ann vor. „Er kompensiert sowohl den Andruck wie auch den Zeitablauf bei Erreichung und Überschreiten der Lichtgeschwindigkeit.“
    „Ja, theoretisch“, knurrte Brenner und verließ die Zentrale.
    Wenigstens wollte er sie verlassen; aber ein Ereignis hinderte ihn vorerst daran.
    Die Zentrale besaß eine lichtdurchlässige Frontkuppel, die den Blick in einem weiten Winkel nach vorn freigab. Ein Bildschirm unterrichtete den Beschauer über das, was hinter dem Heck der „Universum“ vor sich ging. Der eigentliche tote Winkel beschränkte sich auf eine Ringzone seitlich um das Schiff.
    Die Geschwindigkeit der „Universum“ betrug exakt 28 km/sec und erhöhte sich laufend. Die Entfernung von der Erde war ungefähr mit 70 000 km zu beziffern. Die Instrumente schienen ungenau, und man würde sich nicht auf sie verlassen können. Im freien Raum spielte das keine Rolle mehr, denn da hätten ohnehin ganz andere Werte Gültigkeit.
    Von vorn näherte sich mit rasender Geschwindigkeit ein heller Punkt, wurde größer und entpuppte sich schließlich als ein in das Sonnensystem einfallendes Raumschiff. In einer Entfernung von knapp sieben Kilometer zog es an der „Universum“ vorüber und eilte der Erde entgegen.
    Glenn starrte fassungslos auf die gespenstische Erscheinung.
    „Der gleiche Typ wie unser Schiff“, murmelte er gedämpft, als befürchte er, man könne ihn dort drüben hören. „Wo mag es herkommen? Auf keinen Fall von der Base auf Pluto, denn es hat einen interstellaren Kurs, senkrecht zur Ekliptik. Es muß doch die Meldungen von der Erde empfangen und von unserer Flucht wissen? Warum nimmt es die Verfolgung nicht auf?“
    Ann Holder starrte mit zusammengekniffenen Augen hinter dem zurückgleitenden Schiff her. In ihrem Gesicht arbeitete es, aber kein Wort kam über ihre Lippen.
    Brenner zuckte nur die Schultern, als das Schiff verschwunden war, dann verließ er endlich die Zentrale, um sich in den Maschinenraum zu begeben, wo noch die Anschlüsse warteten. In einer halben Stunde etwa war es soweit.
    „Merkwürdig“, murmelte Ann jetzt voller Zweifel. „Sehr merkwürdig. Ich habe das Gefühl, als habe diese Begegnung soeben über unser Schicksal entschieden, aber erklären kann ich mir dieses Gefühl nicht. Ich habe niemals in meinem Leben so viel Angst gehabt wie eben, als das Schiff an uns vorbeiflog.“
    Glenn lachte kurz auf.
    „Aber, Liebling, wieso Angst? Er hat uns doch nichts getan, der gutgesinnte Kommandant des irdischen Kreuzers.“
    „Es war kein Kreuzer, es war genauso ein kleines Kähnchen wie das unsere. Das aber spielt jetzt keine Rolle. Was mich beunruhigt, ist die schweigend-tödliche Art und Weise, in der die Begegnung verlief. Schließlich treffen sich nicht stündlich Schiffe im All, besonders nicht auf unserem Kurs, der direkt aus dem System hinausführt.“
    „Ich würde mir an deiner Stelle nicht so viel Sorgen machen, Ann“, beruhigte Glenn sie. „Unser Start ist geglückt, nun hängt alles von Brenner ab – und von deinen Neutralisatoren. Ich würde dir raten, sie jetzt auszuprobieren.“
    Ann nickte. Sie wandte sich schweigend um und begann die Tarnverkleidung abzunehmen, die den Neutralisator den eventuellen Blicken neugieriger Sicherheitsbeamter verborgen hatte. Zehn Minuten später war jede Schwerkraft im Schiff aufgehoben, obwohl es immer noch mit 1 g beschleunigte.
    Glenn verstärkte die Schubkraft, aber die Schwerelosigkeit blieb unverändert, obwohl die

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