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Der Fromme Dieb

Der Fromme Dieb

Titel: Der Fromme Dieb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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Herluin, weniger mitteilsam und überschwenglich, der aber trotzdem nicht übergangen werden durfte, und Rémy, der entzückt darüber, wie sich für ihn alles zum Guten wendete, seine Glücksstrahlen ohne Vorbehalte auf alle richtete. Cadfael, der lange Erfahrung mit solchen Abschiedsszenen hatte, war sich darüber im klaren, daß es noch mindestens eine Viertelstunde so weitergehen würde, bevor irgend jemand den Fuß in den Steigbügel setzen würde.
    Daalny, der diese Erfahrung fehlte, rechnete mit einem rascheren Aufbruch. Sie hatte ein ungutes Gefühl bei der Verzögerung, die ihr Vorhaben unter Umständen zunichte machen konnte. Sie hatte sich für die Tat gewappnet und fürchtete nun, daß ihr die Gelegenheit, all das zu sagen, was sie noch zu sagen hatte, verwehrt sein würde. Sie trat so nah zu dem Abt und dem Grafen, wie es sich eben schickte, und in der ersten Gesprächspause trat sie zwischen sie und sagte laut und vernehmlich:
    »Vater Abt – Graf Robert, mein Herr, darf ich ein Wort äußern? Bevor wir diesen Ort verlassen, habe ich etwas Wichtiges zu sagen, geht es doch um Diebstahl, vielleicht sogar um Mord. Ich bitte Euch, mich anzuhören, denn es wäre eine zu große Last für mich, es unerwähnt zu lassen.«
    Alle Augen richteten sich auf sie, alle Ohren waren gespitzt.
    Alle fielen in Schweigen, ein Schweigen der Neugier, des Erstaunens und auch der Mißbilligung darüber, daß die Geringste in dieser Runde es wagte, um Gehör zu bitten – aus heiterem Himmel und in aller Öffentlichkeit. Sonderbarerweise aber hieß sie niemand schweigen oder sich entfernen. Sie sah, wie beide, Abt und Graf, sie mit wachsamer Anteilnahme betrachteten, und machte in beider Richtung einen tiefen Knicks. Bis dahin hatte sie noch nichts gesagt, was irgend jemandem Angst oder Unbehagen verursachen konnte, nicht einmal Bénezet, der lässig dastand, einen Arm über den Hals seines Pferdes gelegt, die Seite fest an die Satteltasche gepreßt.
    »Darf ich sprechen, Vater?«
    Da sie im Zuständigkeitsbereich des Abtes waren, überließ der Graf es ihm, zu antworten.
    »Ich denke, das solltet Ihr«, sagte Radulfus. »Ihr habt zwei Wörter ausgesprochen, die in diesen letzten Tagen schwer auf uns gelastet haben, Diebstahl und Mord. Wenn Ihr dem irgend etwas hinzuzufügen habt, so werden wir Euch zuhören.«
    Cadfael, der sich etwas abseits hielt, starrte zum Tor hinüber und betete im stillen, Hugh möge erscheinen, jetzt, auf der Stelle, drei oder vier starke Männer an seiner Seite. Dann wieder warf er Bénezet einen besorgten Blick zu. Der hatte sich nicht gerührt, doch obwohl sein Gesicht weiterhin eine Maske lebhafter, aber unpersönlicher Neugier war, ähnlich dem aller anderen, waren seine Augen wie zwei Dolche auf Daalny gerichtet, und seine Unbewegtheit schien jetzt vorsätzlich, konzentriert, wie die gespannte Haltung eines Vorstehhunds.
    Hätte ich, so dachte Cadfael, hätte ich sie doch nur gewarnt!
    Schließlich weiß ich, daß sie zu allem bereit ist. War es meine Geschichte von dem Zaumzeug, die sie auf die Spur gebracht hat? Sie hat es sich nicht anmerken lassen, aber ich hätte es vorausahnen können. Und jetzt holt sie zu früh zu ihrem Schlag aus. Gebe Gott, daß sie ihre Aussage langsam und ausführlich unterbreitet, bevor sie zum Kern der Sache kommt, daß sie noch einmal in allen Einzelheiten erzählt, was bisher geschehen ist, jetzt, wo sie fast am Ziel ist. Aber die Zeit arbeitete gegen sie. Selbst die Messe hatte früher geendet.
    Hugh würde sich an die vereinbarte Zeit halten und dadurch zu spät eintreffen.
    »Vater, Euch ist Tutilos nächtlicher Diebstahl bekannt, den er verübte, als die Fluten ins Kirchenschiff drangen, und wie Aldhelm, nachdem er gesagt hatte, er würde den Dieb wiedererkennen, auf dem Weg hierher getötet wurde. Und Ihr seid Euch sicher, daß niemand anderer als Tutilo einen Grund gehabt hatte, Aldhelms Kommen zu fürchten und es durch einen Mord zu verhindern.«
    Sie wartete, daß er ihr bis zu diesem Punkt zustimmte, und der Abt sprach ruhig: »Das dachten wir, und das sagten wir. Es schien ganz klar. Wir hatten keinen anderen Verdächtigen.«
    »Aber Vater, ich habe Grund zu glauben, daß es einen anderen gibt.«
    Sie hatte ihn noch nicht beim Namen genannt, aber er wußte es schon. Er blickte zum Tor hinüber und bewegte sich unmerklich, ganz behutsam von der Stelle, um nicht die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken, und versuchte, sich Schritt für Schritt aus dem Ring

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